Studie: Was Unternehmer an der Region schätzen und was nicht Oberfranken: Wirtschaftsstandort mit Mängeln

Von Peter Rauscher
Studie mit Licht und Schatten für Oberfranken: Bertram Brossardt, Hauptgeschäftsführer der Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft. Foto: Lammel Foto: red

Gut ein Viertel der oberfränkischen Unternehmen würde sich nicht wieder in dem Regierungsbezirk ansiedeln. Gründe sind offenbar Mängel bei der Infrastruktur und die Lebenssituation im ländlichen Raum, ergab eine groß angelegte Studie der Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft (vbw).

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Eigentlich klingen die Zahlen der noch unveröffentlichten Studie „Standort Bayern: Unternehmerperspektiven 2014“, die dem Kurier vorliegt, gar nicht so schlecht. Demnach würden sich 71,8 Prozent der befragten oberfränkischen Unternehmen wieder in der Region niederlassen. Im bundesweiten Vergleich werde die Standortqualität überdurchschnittlich bewertet, so die Autoren der Studie von IW Consult GmbH. Insbesondere die Region Kulmbach und die Städte Bayreuth, Hof und Coburg stechen bei der wirtschaftlichen Dynamik heraus.

Verglichen mit den anderen bayerischen Regierungsbezirken schneidet Oberfranken bei der Loyalität der Unternehmen aber am schlechtesten ab. Topregion ist demnach Oberbayern: Hier würden sich 88,7 Prozent der Unternehmen wieder ansiedeln. Außer Niederbayern kommen alle anderen Regionen locker über die 80-Prozent-Marke. Wer die Gründe für den gebremsten Patriotismus oberfränkischer Unternehmer sucht, wird in der Studie rasch fündig:

> Straßenausbau: Mehr Unternehmen als anderswo in Bayern sprechen sich in Oberfranken für zusätzliche Investitionen im Straßenbau aus. Konkret werden die B303 und die B173 als Ost-West-Verbindungen und die A 73 Nürnberg-Bamberg-Suhl genannt.

> Ländlicher Raum: Das Bedürfnis der Unternehmen nach einem ausreichenden sozio-kulturellen Angebot (Theater, Museen, Bäder, Vereine) ist bei den befragten Unternehmern ausgeprägter als in den anderen Regionen Bayerns. Auffällig oft geäußert wird auch der Wunsch nach flächendeckender Gesundheitsversorgung und einer besseren Lebenssituation im ländlichen Raum.

> Fachkräfte: Die Verfügbarkeit von Absolventen in mathematischen und naturwissenschaftlichen Fächern erhält in Oberfranken die schlechteste Benotung. Positiv bewertet werden dagegen im Vergleich die Arbeitskosten.

> Breitband: Die höchste Zustimmungsrate im Vergleich zu den anderen Bezirken erhält der Punkt Fortführung der Breitbandinitiative. Im Gegenzug wird die Güte der Kommunikationsinfrastruktur schlechter bewertet als im übrigen Bayern.

Auch wenn die Unternehmersicht auf den Standort Oberfranken vergleichsweise kritisch ausfällt: vbw-Hauptgeschäftsführer Bertram Brossardt betont, dass die Vorteile durchaus gesehen werden: Neben niedrigen Arbeitskosten auch die Attraktivität als Wohnstandort und die Zufriedenheit mit der Verwaltung und der Genehmigungspraxis, wo Oberfranken „mit Abstand an der Spitze in Bayern liegt“. Brossardt mahnt aber: „Die Politik darf sich nicht auf dem Erreichten ausruhen.“ Heribert Trunk, Präsident der Industrie- und Handelskammer für Oberfranken, räumt ein: Einen Grund für Freudensprünge liefert die Studie nicht. Die Ergebnisse seien nachvollziehbar, auch die Belastungen der energieintensiven Unternehmen aus der Energiewende hätten wohl eine Rolle gespielt. Mit dem Nordbayern-Plan hätten Politik und Wirtschaft bereits Lösungsansätze aufgezeigt.

Für die Studie hat IW Consult GmbH um den Jahreswechsel 2013/14 bayernweit 1002 Unternehmen befragt, pro Regierungsbezirk rund 140.

Bilder