Stadträte für Beisetzung BAYREUTH Gebeine landen nicht am Bauhof

Von Frank Schmälzle
Bei Ausgrabungen an der Unteren Maxstraße hatten Archäologen einen alten Brunnen freigelegt. Darin fanden sie Keramik und Bronze. Foto: Eric Waha Foto: red

Es herrscht wieder Frieden nach dem Streit um die Knochen: Die Gebeine, die Archäologen im Vorfeld der Stadtkirchensanierung gefunden haben, landen nun doch nicht auf Dauer in Kisten, die am Stadtbauhof gelagert werden. Sie werden bestattet. In christlicher Tradition. Dafür haben sich die Stadträte im Haupt- und Finanzausschuss ausgesprochen. Und: Auch mit dem Freistaat wird die Stadt ein friedliches Übereinkommen treffen. Das Land wollte archäologische Fundstücke aus Bayreuth geschenkt bekommen.

 
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Thomas Hacker ist ein Meister der Ironie. Der Fraktionsvorsitzende der FDP/DU sagt: Wenn er einst das Zeitliche segne und am jüngsten Tag auferstehen werde, dann wolle er das auch nicht aus Kisten tun, die am Bayreuther Stadtbauhof rumstehen. Und SPD-Stadträtin Elisabeth Zagel sagt: „Es gibt einen Unterschied zwischen Gebeinen und Keramikscherben.“ Die waren ebenfalls bei Bauprojekten in der Innenstadt gefunden worden. Keramikscherben kann man in Kisten lagern. Aber doch nicht Knochen und Skelette. Das sieht die Mehrheit im Ausschuss so. Rechtsreferent Ulrich Pfeifer ergänzt in der Sitzung des Hauptausschusses spontan den Beschluss: Die Gebeine sollen bestattet werden. Ein Problem ist gelöst.

Begehrlichkeiten aus München

Bleibt noch die Frage, ob die Stadt den Begehrlichkeiten des Freistaates und der Archäologischen Staatssammlung in München stattgeben soll. Die Münchner Geschichtsforscher hatten die Stadt gebeten, ihnen Ausgrabungsstücke zu schenken, die aus dem Mittelalter stammen und die bei der Sanierung der Stadtkirche, beim Umbau des Marktes, beim Neubau der Max 48-Passage und des Zentralen Omniusbushaltes gefunden wurden. Damit sie wissenschaftlich analysiert werden können.

Museumschefin sagt: Knochen sind weniger interessant

Das wird die Stadt, jedenfalls zum allergrößten Teil, nicht tun. Sylvia Habermann ist Leiterin des Historischen Museums. Sie sagt: Die Gebeine sind weniger interessant. Aus den Fundstücken aus Keramik und Bronze hingegen lässt sich „was Schönes machen“. Zum Beispiel eine Ausstellung in der Max 48. Dort, wo viele der Stücke gefunden wurden. Materiell haben die Ausgrabungsstücke nur einen geringen Wert. Und doch, sagt Pfeifer, sind sie für Bayreuth wertvoll. „Wir haben nur wenige Fundstücke aus dem mittelalterlichen Bayreuth.“ Erst einmal werden die Funde, die in 77 Behälter verpackt sind und derzeit im Depot des Landesamtes für Denkmalschutz in Memmelsdorf schlummern, aber im Bayreuther Bauhof lagern. Sie aufzubereiten und eine Ausstellung daraus zu machen, wäre ein schönes Thema für eine Magisterarbeit, sagt Habermann. „Es müsste sich eben jemand finden, der das macht.“

Streiten mit der Staatssammlung? Bringt nichts

Eine komplette Abfuhr erteilt die Stadt dem Freistaat allerdings nicht. Wenn die Archäologen Fundstück haben wollen, um sie zu analysieren und mehr über das Leben im mittelalterlichen Bayreuth zu erfahren, dann bekommen sie die auch. Als kostenlose Leihgabe. Und mit der Ansage, dass diese Stücke nach Bayreuth zurückkommen müssen. Im Gegenzug gibt auch der Freistaat der Stadt ein Versprechen.

Dieses Versprechen hat mit einer Besonderheit in der Fundstück-Sache zu tun: In den vergangenen Jahren haben Archäologen zweimal Gebeine und Keramikscherben an der Stadtkirche ausgegraben. Einmal im Jahr 2007 und ein zweites Mal in den Jahren 2011/2012. Was an der Stadtkirche gefunden wird, gehört jeweils zur Hälfte der Kirchengemeinde und der Stadt. Die Kirchengemeinde hatte ihren Anteil an den Ausgrabungen des Jahres 2007 dem Freistaat geschenkt. Das heißt: Die 2007er Funde gehören jeweils zur Hälfte dem Freistaat und der Stadt.

Darüber streiten, das wollte man im Rathaus nicht. „Im Zuge der Verwaltungsvereinfachung“ schenkt die Stadt dem Freistaat jetzt auch die zweite Hälfte der Ausgrabungen aus dem Jahr 2007. Und behält alles andere, was zwischen 2002 und 2013 gefunden wurde. Alles andere, was die Münchner am liebsten hätten.

Weil die Bayreuther kompromissbereit sind, Funde zu Forschungszwecken verleihen und die 2007er Ausgrabungen abgeben, sind es auch die Münchner. Die Archäologische Staatssammlung hat versprochen, Fundstücke aus der 2007er Ausgrabung, an Bayreuth zu verleihen. Wenn es denn eine Ausstellung geben sollte. Aber dafür müsste sich erst einmal jemand finden.

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