Gastronomie: Nicht jammern, aber fordern

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Dehoga-Bezirksvorsitzende Andrea Luger und Stellvertretender Landesvorsitzender Thomas Förster. Foto: Stefan Schreibelmayer Foto: red

Eigentlich läuft es gar nicht so schlecht in der Gastronomie. "Jammern dürfen wir nicht", hieß es beim Neujahrsempfang des Hotel- und Gaststättenverbands Dehoga in Bayreuth angesichts weiter steigender Übernachtungszahlen. Aber Sorgen und Forderungen gibt es trotzdem. Und die sind die gleichen, wie schon in den vergangenen Jahren.

 
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Jeder 20. Arbeitnehmer in Bayern hat einen Job in einer Gaststätte oder einem Hotel. Allein in Oberfranken sind dem Branchenverband Dehoga rund 1000 Betriebe angeschlossen, die mehr als 10.000 Mitarbeiter haben und auf einen Umsatz von mehreren 100 Millionen Euro kommen. Durchaus beeindruckende Zahlen. Und doch scheint die Branche mit ihren drei Hauptanliegen, die in einem Bayernplan 2020 verfolgt werden, bei den politisch Verantwortlichen noch nicht so ganz durchgedrungen zu sein. Zwar seien im vergangenen Jahr erste Erfolge erzielt worden, doch man dürfe gerade angesichts der derzeit laufenden Regierungsbildung in Berlin und der anstehenden Landtagswahl nicht locker lassen, betonten Bezirksvorsitzende Andrea Luger und stellvertretender Landesvorsitzender Thomas Förster beim Neujahrsempfang.

Flexiblere Arbeitszeiten

Ganz besonders auf den Nägeln brennt den Betrieben das aus ihrer Sicht veraltete Arbeitszeitgesetz. Bei ihrer Forderung nach mehr Flexibilität gehe es nicht darum, die Gesamtarbeitszeit zu verlängern. Aber es müsse möglich sein, bei einer Hochzeit auch mal zwölf Stunden am Tag zu arbeiten, wenn es dafür an einem anderen Tag einen Ausgleich gebe. Es gehe um eine wöchentliche Höchstarbeitszeit, die flexibel verteilt werden könne, sagte Luger, und Förster ergänzte: "Die Dehoga ist hier die Speerspitze. Mittlerweile haben sich unserer Initiative 40 Verbände angeschlossen.

Gleichbehandlung bei der Mehrwertsteuer

Außerdem poche man weiter auf eine steuerliche Gleichbehandlung der Gastronomie, sagte Luger. Es sei nicht zu verstehen, dass ein im Sitzen verzehrtes Essen 19 Prozent Umsatzsteuer unterliege, im Stehen aber nur sieben Prozent anfallen. Da sei es kein Wunder, dass die Gaststätten gegenüber Imbissen, aber zunehmend auch gegenüber dem Lebensmittel-Einzelhandel unter Druck gerieten. "Ein geringerer Mehrwertsteuersatz wäre nur fair, auch weil die klassische Gastronomie unglaublich arbeitsintensiv ist. Auf den gleichen Umsatz kommen in der Gastronomie sechs Mal mehr Beschäftigte als zum Beispiel im Lebensmittel-Einzelhandel", sagte Luger. Deshalb fordere der Dehoga einen einheitlichen Umsatzsteuersatz auf alle Lebensmittel, egal wo sie gekauft, wie sie zubereitet und gegessen werden.

Ausgeprägter Fachkräftemangel

Ein weiteres Problem sei die zunehmende Bürokratisierung, vor allem aber gebe es einen ausgeprägten Fachkräftemangel. "Der Markt ist wie leergefegt", sagte Luger, und auch bei der Rekrutierung von Auszubildenden täten sich die Betriebe schwer: " Zum Jahresende wurden in Oberfrankens Betrieben 547 Auszubildende gezählt, 26 weniger als ein Jahr zuvor. Vor wenigen Jahren seien es aber mehr als 900 gewesen. Dabei nahm Luger auch ihre Kollegen in die Pflicht. Ausbildung müsse Chefsache sein, es müsse in die Qualität der Ausbildung investiert werden. "Wer jetzt nicht ausbildet, der braucht sich morgen nicht über einen Mangel an Personal zu beschweren", sagte Luger, die auf Kurier-Nachfrage einräumte, "dass wir auch an unserem Image arbeiten müssen". Bei der Bezahlung sei die Branche aber schon jetzt gar nicht so schlecht, auch wenn es natürlich auch unter ihren Kollegen das eine oder andere schwarze Schaf gebe.

Förderprogramm für Kleinbetriebe

Förster verwies darauf, dass es in Bayern schon jetzt mehr als 500 Orte ohne Wirtshaus gebe. Um dem Wirtshaussterben entgegenzuwirken, fordere die Dehoga ein Investitions-Förderprogramm insbesondere für Klein- und Kleinstbetriebe, damit diese oft dringend nötige Investitionen stemmen könnten. Hier sei man in entsprechenden Gesprächen mit der Staatsregierung.

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