Stadtbaudirektor legt Zwischenbilanz vor - Masterplan soll helfen - Stadträtin kritsiert Verwaltung scharf Gassenviertel: Jedes zehnte Haus marode

Von Frank Schmälzle
Das Gassenviertel zwischen Stadtkirche und Marktplatz könnte ein Schmuckkästchen sein. Doch die Zahl der Gebäude, an denen Handlunsgbedarf besteht, nimmt zu. Foto: Ronald Wittek Foto: red

An jedem zweiten Haus besteht Handlungsbedarf, jedes zehnte ist stark sanierungsbedürftig. Das Bayreuther Gassenviertel zwischen Stadtkirche und Marktplatz ist krank. Stadtbaudirektor Hans-Dieter Striedl sagt: "Eine Stabilisierung konnte bisher nur zum Teil erreicht werden." Trotz jahrelanger Arbeit. Die fraktionslose Stadträtin Christa Müller-Feuerstein macht der Stadtverwaltung schwere Vorwürfe. Und sagt: "Ich bin frustriert."

 
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Die Eigentümer motivieren, ihre Häuser zu sanieren. Das ist einer der Ansätze, die die Stadtverwaltung verfolgt. Striedl legt im Bauausschuss ein Papier vor, in dem steht: 22 Immobilieneigentümer sind auf Einladung der Stadt zu einem Treffen ins Kunstmuseum gekommen. Mit acht hat es bislang Einzelgespräche gegeben. Einer verkauft seine Immobilie, die dann saniert werden soll. Bei allen anderen gibt es Gründe, warum sie nichts tun. Für die Ladenbesitzer im Gassenviertel hat die Stadt Beratungen angeboten, zehn haben davon Gebrauch gemacht. Das Gassenviertel, sagt Striedl, ist erlebens- und entdeckenswert. Aber die Potenziale sind längst nicht ausgeschöpft.

Die Doppelstrategie der Stadt

Die Stadt, sagt Striedl, geht mit einer Doppelstrategie vor, um den alten gotischen Kern der Stadt nicht weiter verfallen zu lassen. Teil eins: weiter mit den Immobilieneigentümern sprechen. "Das ist ein Knochenjob, der nicht von Heute auf Morgen zum Erfolg führt." Was personell und finanziell machbar ist, werde die Stadt machen. Aber beides hat Grenzen, sagt Striedl. Teil Zwei der Strategie: Ein Masterplan soll her für das Gassenviertel. In dem soll geregelt werden, wie mehr Grün und schöneres Licht in die Gassen kommt, ob und wie die Gestaltung des Marktplatzes mit seinen Sitzgelegenheiten dort fortgesetzt wird und wie Plätze und Höfe genutzt werden können.

Die Sophienstraße soll dabei ausstrahlen. Sie soll die Hauptschlagader werden. Zuletzt, sagt Striedl, hat sich die Sophienstraße gefangen. Dienstleister aus dem Bereich Wellness und Körperpflege haben hier Läden eröffnet, neue Gastronomen sind eingezogen. Die Straße hat Flair, aber sie gehört bei den meisten Bayreuthern trotzdem nicht zum Pflichtprogramm bei einem Stadtbummel. Eine Profilierungsstrategie für die Sophienstraße soll helfen.

Stadträtin schießt die Verwaltung an

Zu viel Strategie, zu wenige Gespräche, sagt Stadträtin Christa Müller-Feuerstein, die seit Jahren für das Gassenviertel kämpft. Zu viel Sophienstraße, zu wenig Gassen. Im vergangenen Jahr waren neun Prozent der Gebäude stark sanierungsbedürftig, jetzt sind es zehn. "Ich hätte eine entgegengesetzte Entwicklung erwartet. Das zeigt, wie wenig wir vorangekommen sind." Die Zahl der Gespräche mit Eigentümern sei erschreckend niedrig, dabei sei dies wohl das wirksamste Instrument. Und auch an der Qualität der Gespräche hat Müller-Feuerstein ihre Zweifel: Eine Eigentümerin sage ihr, dass sie mit der Stadt dann Kontakt habe, wenn die sich über den Taubendreck in dem leerstehenden Haus beschwert. Müller-Feuersteins Fazit: "Die Verwaltung bleibt hinter ihren Möglichkeiten zurück."

Das bringt ihr einen Rüffel von Oberbürgermeisterin Brigitte Merk-Erbe ein. "Diesen Rundumschlag der Beschimpfungen kann ich nicht so stehen lassen. Die Mitarbeiter können sich nicht zerteilen. Das war übers Ziel hinaus geschossen." Baudirektor Striedl kontert kühl: Gegen die Empfehlung der Verwaltung war es der Stadtrat, der eine Beratungsunternehmen mit Einzelhandelsschwerpunkt für die Bestandsanalyse und die Entwicklung des Gassenviertels engagiert hat. Also müsse sich der Stadtrat nicht wundern, wenn dieses Unternehmen vor allem den Einzelhandel im Blick habe.

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