Im englischen Landhausstil ist übrigens auch die Küche gehalten. Was ein Besucher aus Neudrossenfeld mit den Worten „wie in einer Puppenstube ist das hier“ kommentiert. Seine Frau fragt sich, wie viel das alles kostet und woher die ganzen Pflanzen bezogen werden. „Ich will bei uns daheim eher etwas abbauen, aber man sieht als Gartenbesitzer, was für Arbeit hinter allem steckt.“ Doch Angela Kaiser, die von ihrer Tochter unterstützt wird, sieht das anders: „Wenn man Freude daran hat, dann ist es keine Arbeit, weil man ja sein Hobby ausleben kann.“ Natürlich passiert es, dass ihr das Wetter ab und an die Arrangements zerstört. Denn der Gärtner kann ja vieles planen, das Wetter jedoch nicht.
Dritte Station: „Wenn man keinen Platz hat, muss man sich was einfallen lassen“, sagt Kathleen Ulbrich aus Langenstadt. Denn ihr „Garten“ ist höchstens zehn Quadratmeter groß und erstreckt sich über die Eingangstreppe und die Vorderseite des Wohnhauses. Aus einem neun Meter tiefen Brunnen pumpen sie und ihr Mann Bernd das Wasser für die Pflanzen. Diese wachsen überwiegend in Kübeln: Kakteen, Tomaten, Paprika und Kräuter. Eine Mini-Ananas wächst dort genauso wie das Zitronen- und das Mandarinenbäumchen, die Nektarine und der Hibiskus. Die Salatpflanzen stecken in einer Tasche und hängt an den Weinreben. „Ich habe meinen eigenen Salat, kann dazu Zitronendressing machen und frischen Schnittlauch drüber streuen“, erzählt Kathleen Ulbrich freudig.
Hinter der Schwarzäugigen Susanne, die an der Hauswand empor klettert, lugen Schlangengurken hervor. In einem Korb wachsen Minihängegurken. Sträucher, Brombeeren, Himbeeren und Johannisbeeren, stehen zwischen Rosen. Rhabarber und Zwergkirsche fühlen sich in dem Gärtchen ebenfalls wohl. Im Steinbeet wachsen Funkien und Maiglöckchen, Blauregen spitzt aus einem Gummistiefel hervor. „Man macht es sich eben so schön wie möglich“, sagt Kathleen Ulbrich zu ihrem ideenreich gestalteten, grünen Vorplatz. Einen Tipp für eine Besucherin, die die Tomatenpflanzen bewundert, hat Kathleen Ulbrich auch noch parat: „Ich nehme Erde aus dem Baumarkt und mische sie mit Steinmehl, dann dünge ich alle vier Wochen mit Tomatendünger.“
Vierte Station: Karin und Robert Kretschmann haben eine Vorliebe für alte Sachen aus Metall. In ihrem alleinstehenden Anwesen in Buch am Sand 13 lehnt ein rostiges Fahrrad am Gartenzaun, stehen ein eiserner Tisch und Stühle vor der Tür und eine Küche wie aus Omas Zeiten auf der Terrasse. Aus Paletten haben sie Sessel, Sofas und eine Schaukel gezimmert. Aus einem Holzstamm einen Stuhl gebaut, der zwischen dem Gartenteich und einer Badewanne mit Boiler platziert wurde. Ein Strandkorb und Lounge Möbel laden zum Ausruhen ein. „Außergewöhnlich und witzig“, findet Manuela Schneider, die wie viele andere immer wieder den Fotoapparat zückt. „Ein bisschen wild, aber gemütlich, fast wie bei uns.“ Ihr Mann Michael ist ebenfalls begeistert von der individuellen Gartengestaltung. „Es ist immer wieder überraschend, was sich hinter einem Gartentor alles auftut“, sagt der Gössenreuther.
Ein Traum: Die Sauna, die ein eigenes Tauchbecken und eine Dusche im Freien besitzt und von der aus sich ein herrlicher Blick ins Grüne eröffnet. In einer Nische steht das Doppelbett der Kretschmanns. „Wenn es geht, schlafen wir draußen“, sagt Karin Kretschmann. „Denn unser Dach ist schlecht isoliert, so dass es im Sommer zu warm wird.“ Aus einer Woche, sei schnell ein Monat und mehr geworden. „Wir haben das Haus 2007 mit einer Wiese übernommen“, erinnert sich Karin Kretschmann. Nur die Trauerweide und der Obstgarten waren schon vorhanden. Dass sie mitten im Grünen wohnen ohne direkte Nachbarn, nutzten die Kretschmanns auf ihre Weise. Alles sollte sich in das Gelände einfügen und eher zufällig wirken. Jetzt ist der Garten so schön, dass Robert Kretschmann überhaupt nicht mehr verreisen will. „Wenn ich abends heimkomme, dann ist das wie Urlaub. Wer will denn da im Sommer noch woanders hin?“
Fünfte Station: Einen naturnahen Garten wünschte sich Peter-Dietrich Wendt. Und das hat er sich in seinem denkmalgeschützten Bauernhaus in Langenstadt 24 erfüllt. Für den Hof ließ er ein altes, ungefähr 80 Jahre altes Taubenhaus wiederherrichten. „Mir ist es am liebsten, der Natur ihren freien Lauf zu lassen.“ Natürlich würden die Rosen geschnitten und das Obst, Zwetschgen, Birnen, Äpfel und Quitten, geerntet. Auch die Buchshecke zeigt den Willen zur Form und windet sich schneckenförmig um die Rosen. Von der Nashi-Birne schwärmt seine Partnerin: „Sie schmeckt wunderbar süß und saftig und ist ein Gedicht.“ Sie wächst zusammen mit dem Wein an der Südseite des Gebäudes. Die Weintrauben werden verschenkt oder zu Marmelade und Gelee verarbeitet. Versteckt liegende Sitzplätze im Schatten, hohe Stauden und Himbeersträucher runden das Bild ab. Eine Besucherin darf die gelben Himbeeren probieren. 1999 hat Peter-Dietrich Wendt für das liebevoll renovierte Grundstück den Denkmalpreis der Hypo-Kulturstiftung erhalten. Zu recht.
Fazit: Die Sehnsucht nach dem verlorenen Paradies eint die Gartenbesitzer und ihre Gäste. Die einen sind ihm vielleicht ein Stückchen näher als andere. Und so verschieden die Menschen, so verschieden sind ihre Gärten und Vorstellungen vom Glück.