Auf dem Gelände soll mehr erhalten bleiben als geplant – Dafür müssen Bayreuther anpacken Gartenschau: Was bleibt, was geht

Von Frank Schmälzle
Das Oratorium auf dem Gelände der Landesgartenschau und vieles andere, was nicht im Nachnutzungskonzept der Stadt steht, soll bleiben. Dafür setzt sich auch Martin Kleineidam (vorne rechts) ein. Foto: Archiv/Andreas Harbach Foto: red

Halbzeit bei der Landesgartenschau – Zeit, um nachzudenken, wie es nach dem 9. Oktober auf der Wilhelminenaue weitergehen soll. Die Stadt hat ein Nachnutzungskonzept. Doch Besucher, Verbände und Vereine, Institutionen und Initiativen, die auf der Landesgartenschau Programm machen, wünschen sich, dass mehr erhalten wird, als die Stadt plant. Das wurde bei einer Informationsveranstaltung des Fördervereins Landesgartenschau im Kleinen Haus der Stadthalle deutlich. Jetzt soll eine Bürger-Bewegung möglichst viel retten.

 
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Was bleibt: Viel, sagt Ulrich Meyer zu Helligen, Geschäftsführer der Landesgartenschau und Chef des Stadtplanungsamtes. Die Wege, die Brücken und ein Teil der technischen Infrastruktur. Der orange Pavillon, die Seebühne, allerdings ohne das Zeltdach, und das Heckentheater. Der Hammerstätter See und der ökologisch umgestaltete Rote Main. Die Kabinette aus Erdbeton, von denen aus man einen Überblick über das 45 Hektar große Gelände hat, inklusive des bepflanzten Gartenkabinetts. Das gelbe Kletternetz, der Wasserspielplatz, der Spielplatz Wolkenkucksheim an der Schönen Aussicht, das Sandfeld, die Dirtbike- und die Parcouranlage. Auf einer Wiese entsteht noch ein Bolzplatz mit Toren. Und auch ein öffentlicher Grillplatz soll noch kommen. Andere Bestandteile der Landesgartenschau, zum Beispiel der Mainauenhof, waren von vornherein als zeitlich begrenzte Angebote gedacht. Sie sollen wieder verschwinden. Das heißt auch: Etwa die Junge Landesgartenschau, das Weidenlabyrinth, die jetzigen Angebote des Wasserwirtschaftsamtes, des Ökologisch-Botanischen Gartens oder der Imker hätten keine Zukunft.

Spielraum für mehr: Der ist begrenzt. Inhaltlich und finanziell, sagt Meyer zu Helligen. „Wir müssen bei der Nachnutzung mehrere Faktoren berücksichtigen“, sagt der Gartenschau-Geschäftsführer. Den Naturschutz, denn das Gelände liegt in einem Landschaftsschutzgebiet. Den Hochwasserschutz, denn das Gelände ist als Überschwemmungsgebiet ausgewiesen. Das Baurecht, denn für all das, was nicht von vornherein als bleibende Bauten und Einrichtungen geplant war, gibt es nur vorläufige Genehmigungen. Die Förderrichtlinien, der Park muss grundsätzlich für alle Bayreuther kostenlos zugänglich bleiben. Das Steuerrecht und vor allem die Kosten, die auf die Stadt zukommen. In dem Nachnutzungskonzept, das sich die Stadt Bayreuth als erste Landesgartenschau-Kommune schon vor der Eröffnung gegeben hatte, ist ein jährlicher Höchstbetrag für Pflege und Unterhalt vorgesehen. Mehr als 400 000 Euro sollen es nicht sein.

Die Wünsche: Stadtkirchenpfarrer Martin Kleineidamm legt sich für die Melodie des Lebens ins Zeug. Er sagt: Der Weg auf der Landesgartenschau, der Stationen des Lebens beschreibt und der den Beitrag der Kirchen und Religionsgemeinschaften darstellt, erfährt „eine unglaubliche Resonanz“. Viel zu wertvoll, meint Kleineidamm, um ihn in weiten Teilen wieder aufzugeben. Andere Teilnehmer der Informationsveranstaltung möchten die Rotmain-Safari für Schulklassen erhalten, die Wasserqualität des Sees verbessert sehen, das Gräberfeld nicht verschwinden lassen. Sie brauchen Lagerflächen für Anschauungsmaterial oder Sportausrüstung. Und: Sie fragen sich, wo und von wem Veranstaltungen, die in dem Park stattfinden sollen, koordiniert werden.

Was jetzt passiert: „Wir haben Oberbürgermeisterin Brigitte Merk-Erbe einen Brief geschrieben“, sagt der Vorsitzende des Fördervereins der Landesgartenschau, Prof. Helmut Ruppert. In dem Schreiben habe der Verein ihr angeraten, eine Managementstelle zu schaffen, die Veranstaltungen auf dem Gelände nach Abschluss der Landesgartenschau koordiniert. Die Ansprechpartner ist für „solch gut begründete Nachnutzungsvorschläge, wie wir sie heute gehört haben“. Und die das Engagement der Bayreuther für ihren neuen Park mit der Arbeit des Stadtgartenamtes, das künftig für die Pflege des Geländes zuständig ist, verbindet. Denn das ist das Ziel: Nachdem der Förderverein die Landesgartenschau unterstützt hat, soll ein neuer Verein für die Zeit danach entstehen. Ruppert sagt: „Die Nutzer des Geländes müssen die Nachnutzung mittragen.“ Dass das funktionieren kann, zeige der Brenzpark im baden-württembergischen Heidenheim an der Brenz, sagt Martin Kleineidam. Dort gibt es seit zehn Jahren den Brenzpark und einen Unterstützerverein mit 3000 Mitgliedern. Heidenheim hat 47 000 Einwohner, Bayreuth mehr als 71 000. Die Stadt Heidenheim allerdings macht alljährlich 600 000 Euro für den Park locker, die Bayreuther Obergrenze soll bei 400 000 Euro liegen.

Info: In einem Kurier-Dossier lesen Sie mehr über die Landesgartenschau

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