Landesgartenschau 2022 in Oberbayern abgelehnt: Schwer, neuen Standort zu finden Gartenschau: Überraschung nach Absage

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Dagmar Voß auf dem Landesgartenschau-Gelände. Sie sagt, die Entscheidung in Traunstein habe sie überrascht. 2022 wird es doch keine Gartenschau im Chiemgau geben. Foto: Eric Waha Foto: red

Am kommenden Freitag beginnt in Bayreuth die Landesgartenschau. 2022 wäre Traunstein an der Reihe gewesen. Wäre. Denn die Traunsteiner haben in einem Bürgerbegehren am Wochenende das Projekt gekippt. Zur Überraschung der Stadtspitze der oberbayerischen Stadt. Zur Überraschung der Gesellschaft zur Förderung der bayerischen Landesgartenschauen. "Das wird eng", sagt Dagmar Voß, die Geschäftsführerin der Landesgartenschau in Bayreuth.

 
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Die Kosten sind das Hauptproblem. 26 Millionen Euro, so die aktuelle Planung, die für den Papierkorb ist, hätte die Landesgartenschau in Traunstein kosten sollen. "Bei einem Haushalt mit einem Volumen von rund 60 Millionen Euro" könne eine Stadt keine Gartenschau stemmen, "die rund 26 Millionen Euro kostet." Das sagt Helga Mandl, die das Bürgerbegehren in Traunstein angestoßen hat, am Montag im Gespräch mit unserer Zeitung. "Das war der Hauptgrund, dass in Traunstein ein so großes Murren war." Sie habe sich mit den Landesgartenschauen in Bamberg, in Deggendorf und in Rosenheim intensiv auseinander gesetzt, sagt Mandl. "Das waren ganz andere Hausnummern. Vor allem, wenn man es in Relation zum Haushaltsvolumen setzt."

Hohes finanzielles Risiko

Das aus Sicht der Gegner der Landesgartenschau zu hohe finanzielle Risiko für die Kommune sei die eine Seite gewesen. Die andere: "Die Nachhaltigkeit", sagt Mandl, die Sprecherin des Grünen-Kreisverbands Traunsteint. Anders als in Bayreuth, anders als auch in Würzburg, wo 2018 eine Konversionsfläche Teil der Landesgartenschau ist, hätte es in Traunstein Eingriffe in bestehende, einschlägig genutzte Flächen gegeben. "Man hätte einfach funktionierende Flächen wie den Festplatz überplant. Ohne dafür eine Alternativfläche zu haben. So kann man doch an so ein Thema nicht rangehen." Andernorts habe man Brachen eine neue Funktion gegeben durch eine Landesgartenschau. "Wir haben schon eine wunderschöne Stadt, leben mitten im Chiemgau. Ein ehemaliger Bürgermeister hat mal gesagt, jeder Bürger von Traunstein habe maximal 500 Meter Weg bis zum nächsten Wald." 

"Mussten uns erst einarbeiten"

Dass das Bürgerbegehren erst gezündet habe, als die Landesgartenschau im zweiten Anlauf nach Traunstein geholt worden war, habe ebenfalls zwei Gründe, sagt die Initiatorin. "Wir mussten uns erst in die Thematik einarbeiten, mussten das Dreierteam formen", das sich neben ihr aus Gerhard Lechner und Hans Schweiger zusammensetzt. Und: "Wir haben erst gesagt, wir müssen jetzt ran, nachdem ein Ratsbegehren, das die Grünen im Stadtrat beantragt hatten, abgeschmettert worden war", sagt Mandl. Das war im Oktober vergangenen Jahres, bevor die Landesgartenschau-Gesellschaft Traunstein GmbH gegründet worden war. "Wir haben die Initiative am 17. November gegründet." Es sei bekannt gewesen, dass sich Gegenwind formiere. Das Ergebnis des Bürgerbegehrens nennt Mandl "sehr deutlich". 63,29 Prozent der rund 8000 Wähler hatten sich gegen eine Landesgartenschau in Traunstein ausgesprochen. Bei einer Wahlbeteiligung von fast 52 Prozent. "Ohne Häme", betont Helga Mandl, sei das Ergebnis für die Stadtführung "natürlich sehr bitter".

Überraschung in Bayreuth

"Überrascht" ist Dagmar Voß von dem klaren Votum der Traunsteiner. "Und auch, dass es so spät kam." Dagmar Voß ist die Geschäftsführerin der Landesgartenschau in Bayreuth von der Seite der Gesellschaft zur Förderung der bayerischen Landesgartenschauen. Bayreuth ist ihre achte Gartenschau als Geschäftsführerin, in dem Metier arbeitet sie seit 25 Jahren. "Normalerweise kommt der Widerstand der Bürger, wenn der Vorschlag auf dem Tisch liegt", sagt Voß. Nicht ein halbes Jahr nach der Vergabe. "Das finde ich schon befremdlich." 

"Das mit Traunstein ist gelaufen"

Das Problem: "Das mit Traunstein ist gelaufen. Das tut uns natürlich wahnsinnig leid, weil sich die Stadt enorm reingehängt hat. Und es wird vor allem nicht leicht, einen Ersatz für 2022 zu finden. Das wird echt eng. Wir brauchen eine Stadt, die dahinter steht." Die Traunsteiner Gartenschau-Gesellschaft werde wieder aufgelöst, sagt Voß.

Schwarze Null ist drin

Bayreuth und Traunstein könne man nicht miteinander vergleichen, sagt Voß. Weder von der Fläche, die in Bayreuth mit 45 Hektar fast vier Mal so groß ist. Noch von den Kosten. In Bayreuth betragen die Baukosten 10,5 Millionen Euro, auf die vom Umweltministerium und der EU 5,76 Millionen Euro Förderung kommen. Für die Durchführung wird mit 9,25 Millionen Euro kalkuliert. "Wenn etwas mehr als 750.000 Besucher kommen, dann könnten wir in Bayreuth eine schwarze Null schaffen", sagt Voß. "Wenn es schlechter läuft, bleibt maximal eine Million Euro von der Durchführung übrig."

Kein Verständnis für Gote-Kritik

Was Voß auch nicht verstehen kann, ist die Kritik der Bayreuther Grünen-Landtagsabgeordneten Ulrike Gote. Gote hatte am Freitagnachmittag eine Mitteilung versandt, in der sie mangelnde Transparenz bei der Vergabepraxis innerhalb der Gesellschaft zur Förderung der bayerischen Landesgartenschauen rügte. Voß sagt dazu auf Anfrage unserer Zeitung: "Auf die Rüge des Bayerischen Obersten Rechnungshofes hat das Umweltministerium doch längst reagiert." Unter der Federführung des Umweltministeriums würden die Vergaben genau geprüft. Umwelt- und Landwirtschaftsministerium würden zusammen mit der Fördergesellschaft über Vergaben entscheiden. In strittigen Fällen habe das Umweltministerium Entscheidungsgewalt. "Wobei bisher alle Vergaben einvernehmlich gelaufen sind. Die Transparenz ist gewährleistet", sagt Voß. "Insofern habe ich die Rüge des Rechnungshofs von Anfang an nicht verstanden."

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