Führung auf der Landesgartenschau: Was der renaturierte Main den Menschen, den Tieren und den Pflanzen bringt Gartenschau: Leben in den Main-Kurven

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Der Mann lebt seinen Job. Und man spürt, dass er das, was er und seine Kollegen da schaffen konnten, richtig mag. Weil es eine einmalige Gelegenheit war, den Roten Main auf dem Gelände der Landesgartenschau zu renaturieren. Ludwig Schmidt und seine Kollegen vom Wasserwirtschaftsamt Hof haben den Roten Main aus seinem drögen, schnurgeraden Bett geholt. Warum, erzählen sie drei Mal in der Woche den Menschen, die zu den rund einstündigen Führungen kommen.

 
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Die Vorgeschichte: "Die Nationalsozialisten haben ab 1939 den natürlichen Flusslauf geändert", sagt Schmidt am Donnerstagnachmittag vor gut 20 Zuhörern. "Große Schleifen zugeschüttet, einen begradigten Flusslauf draus gemacht, weil sie hier ein Gausportfeld errichten wollten. Mit Regattastrecke." Das Ergebnis bis vor drei Jahren: "Der Main war unattraktiv. Radweg, Baumreihe, Wasser, Baumreihe, gerader Lauf." Ziel der Wasserwirtschaftler: "Wir wollten die Lauflänge vergrößern, viel Abwechslung reinbringen. unterschiedliche Strömung." Aus 800 Meter Flusslauf wurden 1200 Meter. Dafür hat der Rote Main vier Schleifen dazubekommen. "Ungefähr 100.000 Tonnen Erde haben wir dafür bewegt", sagt Schmidt.

Die Natur: Die hat viel davon, dass der Fluss wieder mäandert, sagt Schmidt. "Wir haben zum Beispiel eine Flusswanderhilfe an der Hölzleinsmühle gebaut." Weil der Fisch genetisch "so programmiert ist, dass er flussaufwärts schwimmt, um abzulaichen". Das Wehr an der Hölzleinsmühle hatte den Fisch davon abgehalten. Jetzt nicht mehr. Schön schaut er außerdem aus, der Fischpass. Schmidt hat Kopfweiden pflanzen lassen, die an dem schmalen Bächlein stehen. "Damals wussten wir noch gar nicht, dass der Teil des Geländes zur Landesgartenschau dazugehören wird."

Unterschiedliche Strömungsgeschwindigkeiten und Wassertiefen sorgen dafür, dass auch bedrohte Fischarten wie die Nase wieder zurückkommen können. "Zum Ablaichen braucht sie sauerstoffdurchströmten Kies, die Jungfische brauchen Flachwasserbereiche, wo Raubfische sie nicht erreichen können. Im Winter brauchen sie tiefe Stellen." Alles da.

Totholz: "Ein Push des Lebens", sagt Ludwig Schmidt. "Totholz dient dem Leben im Fluss." Man sehe auch sehr gut: "Der Fluss gestaltet sich selber", erläutert Schmidt den Teilnehmern der Führung. Sandbänke entstehen, das Ufer verändert sich. "In Amerika hat man schon vor zehn, 20 Jahren erforscht, dass sich im Umfeld von Biberdämmen die Fischbestände besser regenerieren als anderswo. Die Kleinfische finden Unterschlupf." Deshalb ist Totholz genauso wichtig wie Holz an den Uferrändern. "Das darf man nicht alles raushauen. Wir haben sogar was eingebaut." Der Biber, sagt er auf Nachfrage, sei auch schon wieder aktiv."

Baden: Schmidt muss grinsen, als die Frage kommt, wie es denn um die Qualität des Main-Wassers bestellt sei. "Früher hatten wir ja auch unsere Schwimmanstalt am Main in der Eremitage." Schmidt: "Der hat Gewässergüte II, das ist schon nicht schlecht. Aber es sind natürlich auch koliforme Keime drin, weil ja auch Wasser aus Kläranlagen eingeleitet wird. Ein geschwächter Organismus könnte Probleme kriegen."

Vögel am Fluss: In der Uferböschung von Schleife zwei haben die Wasserwirtschaftler "dem Eisvogel ein Angebot gemacht", wie Schmidt es formuliert. Bruthöhlen, 30 Zentimeter tief, sind dort eingebaut worden. "Auch wenn sie die normalerweise selber bauen. Aber sie werden angenommen", sagt Schmidt. "Wir haben auch schon Eisvögel mit der Wildkamera gefilmt, Ein wunderschöner Vogel. Wenn man den entlang fliegen sieht, geht einem das Herz auf." Auch der Flussregenpfeifer ist wieder da. Für Schmidt geht das Konzept der zwei Millionen Euro teuren Renaturierung auf: "Wir wollten den Fluss für den Menschen wieder erlebbar machen. Und die Artenvielfalt am Roten Main fördern."

Hochwasserschutz: Die Renaturierung des Mains und das Einschöpfbauwerk am Flößanger sind Teil des Hochwaserschutzes der Stadt Bayreuth. Die Wilhelminenaue kann im Ernstfall bis zur Hölzleinsmühle eingestaut werden. 78.000 Kubikmeter Wasser stehen dann hier. "Die Menge, die in fünf Millionen Badewannen passt." Das sei jedoch nur das 20-jährliche Hochwasser. Um das 100-jährliche Hochwasser abpuffern zu können, brauche es den Bau von zwei weiteren Trockenspeichern vor der Stadt.   

Die Führungen: Jede Woche macht das Wasserwirtschaftsamt drei Führungen. Am Dienstag um 14 Uhr, am Mittwoch um 11 Uhr und am Donnerstag um 14 Uhr. Start ist immer am Pavillon des Wasserwirtschaftsamts, der nicht weit vom Eingang Nord (Eremitagestraße) und der alten Bogenbrücke direkt am Roten Main liegt.

Alle Artikel über die Landesgartenschau in Bayreuth finden Sie hier.

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