Gartenschau: Einzigartige Steine

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Der eine sieht aus wie ein gedrehter Kaktus. Voll mit bunten Kugeln. Der andere ist fast quadratisch, hat einen goldenen Punkt um die Mitte, um den sich ein Spruch windet, wie eine Spirale. Zwei sehen aus wie Plattenspieler von einst: Holzschatullen, in die sich ein kunstvoll behauener Stein duckt. Lebenssteine sind sie alle. Etwas, was es bislang bundesweit noch nicht gegeben hat. Ulrike Horn hat sie auf die Landesgartenschau gebracht.

 
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Ulrike Horn unterrichtet Gestalten und Deutsch an der Fachschule für Heilerziehungspflege in Himmelkron. Und sie ist gelernte Steinmetzin. "Die Lebenssteine sind eine Herzenssache von mir", sagt sie im Gespräch mit unserer Zeitung. Sie hat selbst einen Lebensstein: ein Stück, das sie in der lehrzeit gestaltet hat, das sie bei sich zu Hause stehen hat. Dieser Stein stand Pate für das Projekt Lebenssteine, das bundesweit einzigartig ist. "So etwas hat es noch nicht gegeben", sagt sie. Generell nicht, auch auf einer Landesgartenschau ist ein solches Projekt ein Novum. Steinmetze stellen regelmäßig Grabsteine aus. Mustergräber, wie es sie auch in Bayreuth gibt, im Panopramakabinett.

Ein Stein vermittelt Bodenhaftung

"Ich bin darauf gekommen, weil ich finde, dass es gut tut, wenn man im Alltag ein Element hat, das unverrückbar ist. das Bestand hat, das Bodenhaftung vermittelt. Dazu kam die Vorstellung, dass nicht nur wir selber kreativ sind, sondern dass es viele gute, kreative Steinmetze gibt, die etwas ganz Individuelles schaffen können, das einen ein Leben lang begleitet", sagt Ulrike Horn. Einen Lebensstein zu entwerfen, den man sich daheim in den Garten stellt oder dem man einen besonderen Platz im Haus gibt, kann mehrere Gründe haben, sagt Ulrike Horn: "Wenn man eine schwere Lebensphase hinter sich hat. Wenn man etwas ganz besonders Schönes erlebt oder ein großes Ziel erreicht hat. Oder wenn man verliebt ist und einen Stein gemeinsam gestaltet." Der Stein habe "eine Dauerpräsenz", erinnere einen immer wieder an Erreichtes, gebe Erdung, stehe für Rückbesinnung auf einen Wert.

Drei Jahre von der Idee zur Umsetzung

Drei Jahre, sagt Horn, sei sie "mit der Idee schwanger gegangen", habe sie reifen lassen. In mehreren Diskussionen habe sie, die auch Kommunikationstrainerin ist, die Idee anklingen lassen. Die Resonanz: Man habe ihr gesagt, es sei "ein sehr zeitgeistiges Thema", denn so sehr der "Gesellschaft von Individuen Freiheit wichtig" sei, so sehr bräuchten sie auch eine Erdung. Deshalb habe sie, sagt Ulrike Horn, die Idee eines bundesweit ersten Lebenssteine-Wettbewerbs an die Macher der Landesgartenschau herangetragen. "Sie ist bei uns offene Türen eingelaufen", sagt Mirko Streich, der Pressesprecher der Landesgartenschau. "Wir haben sehr schnell einen Wettbewerb umsetzen können." Bayernweit war die Ausschreibung, die zwischen November 2014 und April 2015 lief. Sieben Arbeiten von fünf vorwiegend jungen Steinmetzen wurden für die Ausstellung nicht weit entfernt vom Auensee am Ufer des Roten Mains ausgewählt.

Weit weg vom Thema Grabstein

Streich sagt, die Steine seien "eine wirkliche Bereicherung. Man sieht auch immer Leute, die sie sich intensiv anschauen, sich damit auseinander setzen". Sie setzten ein Gegengewicht zur Ausstellung am Panoramakabinett. Allerdings: "Die Lebenssteine sind ganz weit weg von dem Thema Grabstein. Sie haben eine ganz andere Botschaft, haben nichts mit Tod und Teufel zu tun", sagt Ulrike Horn. Und die Lebenssteine seien eine Chance für Steinmetze: "Eine ganz neue Produktschiene. Hier können sie frei gestalten, die handwerkliche Kunst zeigen, weil man große künstlerische Kompetenz braucht."

Enge Verbindung zum Handwerk

Mit den Lebenssteinen schließe sich für sie persönlich ein Kreis, sagt Ulrike Horn, die mit ihrer Familie in Bayreuth lebt. Sie hat Germanistik studiert, weil ihre Eltern die Idee, Steinmetzin zu werden, nicht besonders gut fanden. Die Lehre hat sie nach dem Studium trotzdem gemacht, zum Teil in der Bamberger Dombauhütte. Jetzt kann sie Gestalten und Germanistik verbinden, Kreativität weitergeben. Und hat durch die Lebenssteine enge Verbindung zu den Steinkünstlern.

Besucher können ihren Lieblingsstein wählen

Die Besucher der Landesgartenschau können bis zum 9. Oktober über die Internetseite www.mein-lebenstein.de abstimmen. Und ihren Lieblingsstein küren.  

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