Gut vier Wochen nach Eröffnung der Landesgartenschau: In der Innenstadt merken Handel und Gastronomie das Plus an Gästen Gartenschau: In der Stadt ist noch Platz

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Man merke, dass die Frequenz in der Innenstadt zugenommen habe, sagt BMTG-Geschäftsführer Manuel Becher. Die Gartenschau wirke in die Stadt hinein. Foto: Eric Waha Foto: red

Es war die große Sorge am Anfang: Kommen die Besucher der Landesgartenschau auch in der Innenstadt von Bayreuth an? Nach gut vier Wochen eine erste Bilanz zu ziehen, ist nicht ganz einfach. Aber: Handel und Gastronomie merken ein Plus an Frequenz in der Innenstadt. Auf durchaus unterschiedliche Weise. Und es ist noch Luft nach oben.

 
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Manuel Becher, der Geschäftsführer der Bayreuth Marketing und Tourismus GmbH (BMTG) hat am Dienstagnachmittag, unabhängig von dem Gespräch mit unserer Zeitung, eine Umfrage unter den Bayreuther Einzelhändlern gestartet. 250 Händler hat er angeschrieben. Am Mittwochvormittag beim Arbeitskreis Innenstadt hat er das Thema auch angeschnitten: wie wirkt sich die Gartenschau auf die Innenstadt aus? "Die Mehrheit der Händler nimmt es wahr, dass die Frequenz in der Innenstadt gestiegen ist", sagt Becher im Gespräch mit unserer Zeitung. Die Wahrnehmung dabei ist unterschiedlich. "Die wenigsten sagen, die Frequenz sei stark gestiegen." Die Mehrheit der Händler nehme jedoch einen Anstieg wahr. Wobei Becher einschränkt: repräsentativ sei der Rücklauf der Antworten auf seine Mail noch nicht.

Der kleine Ausflug wird gern angenommen

Die Gäste nehmen die Angebote, von der Gartenschau aus einen kleinen Ausflug in die Innenstadt zu machen, durchaus an. "Der Berolina-Bus wird nach unserer Sicht sehr gut angenommen. Nach aktuellen Zahlen haben wir schon 3800 Tickets verkauft. Auch die Tschu-Tschu-Bahn wird stärker angenommen als noch zum Anfang." Was die Händler Becher zurückgespielt haben: Der Markt profitiere stärker als das Rotmain-Center von den zusätzlichen Gästen. "Die Frequenz in den Geschäften jedoch ist bislang allenfalls leicht gestiegen." Was den Rückschluss nahe legt: Die Gäste bummeln durch Bayreuth, schauen sich die Geschäfte eher an, als dass sie gezielt kaufen.

BMTG will den Besuch der Stadt schmackhaft machen

Um den Gästen den Bayreuther Einzelhandel schmackhaft zu machen "planen wir eine Reihe weiterer Maßnahmen", sagt Becher. Eine davon ist ein Glücksrad, das vor der Tourist-Info stehen soll, hinter dessen 18 Feldern Gutscheine für Preise aus Geschäften der Innenstadt sind. "Wer einen attraktiven Preis gewinnt, der geht auch in die Stadt." Was aus Bechers Sicht "sehr gut" angenommen wurde: Die Gutschein-Aktion, die mit dem Kauf einer Dauerkarte verbunden war. "Die Dauerkarten-Käufer haben ein Rabattheft bekommen, mit dem sie in der Stadt einkaufen konnten. Aus verschiedenen Geschäften haben wir den Rücklauf bekommen, dass bis zu 100 Kunden kamen, darunter viele neue, die das Geschäft so entdeckt haben."

"Ganz in Ordnung, aber Luft nach oben"

Wie es in den Hotels aussieht, könne man gesichert erst in einigen Wochen sagen, wenn die entsprechenden Zahlen vorliegen. "Bayreuth ist aber generell gut ausgelastet", sagt Becher. Nicht nur in der Festspielzeit, auch außerhalb. "Und durch Übernachtungsgäste allein werden wir die angepeilten 750.000 Besucher auf der Gartenschau sicher nicht erreichen. Wir arbeiten dafür, möglichst viele Gäste in die Innenstadt zu bekommen, dass hier die Frequenz weiter steigt. Und hier würde ich sagen: Für die ersten Wochen ist das ganz in Ordnung, es ist aber noch Luft nach oben."

Die Gäste kommen in die Kneipen

Engin Gülyaprak, der Bezirksvorsitzende des Hotel- und Gaststättenverbands, empfindet die Landesgartenschau bereits jetzt als einen beständig tröpfelnden warmen Regen. "Nicht nur wir haben jeden Tag 20, 30 Gäste zusätzlich durch die Gartenschau. Diesen zusätzlichen Tisch merken viele meiner Kollegen." Angenehm: "Das läuft im normalen Geschäft so mit, man muss keinen zusätzlichen Aufwand machen." Und: "Man merkt sehr deutlich, dass in der Stadt viel mehr los ist", sagt Gülyaprak am Mittwoch auf Anfrage unserer Zeitung. Die Gartenschau habe das Tief, das normalerweise in den Pfingstferien bemerkbar werde, "durchaus kompensiert". Man könne die Gartenschau-Gäste ganz gut erkennen, sagt Engin Gülyaprak. "Softshell-Jacke oder Regenjacke, der Altersdurchschnitt dürfte so bei 40 Jahren liegen. Und sie kommen tatsächlich aus ganz Deutschland. Gezielt zur Gartenschau. Und in die Stadt. Und ich gehe davon aus, dass das noch besser wird."

Dass der Gastronom auf der Landesgartenschau Probleme hat, kann Gülyaprak zum Teil verstehen: Flexibel Personal einzusetzen und damit schnell auf die Anforderungen der Besucher reagieren zu können, sei schwierig. Was Gülyaprak jedoch nicht verstehen kann: "Dass in Bayreuth die Bratwürste ausgehen. Das ist wirklich wunderlich."

Für eine belastbare Bilanz noch ein bisschen früh

Es sei aus Ihrer Sicht zwar noch ein bisschen zu früh für eine Bilanz, sagt Sabine Köppel, die Bezirksgeschäftsführerin des Handelsverbands Bayern. Aber: "Die Landesgartenschau wird gut angenommen, das wirkt sich positiv auf die Stadt aus." Mit einigen Hoteliers habe sie sich in den vergangenen tagen ausgetauscht: "Die haben mir gesagt, dass die Leute einen Tag auf der Gartenschau und einen Tag in der Stadt verbringen, wenn sie hier ein Mal übernachten." Da die Pfingstferien, die gerade zu Ende gegangen sind, "schon so attraktiv wie die Sommerferien sind und viele Bayreuther wegfahren" durch die Besucher, die wegen der Schau nach Bayreuth kommen auch aus ihrer Sicht kompensiert wurden, lasse das auf einen guten Sommer hoffen. "In einem Monat, wenn der Juni durch ist, dann haben wir belastbare Erkenntnisse."

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