Gartenschau: Braucht es einen Stillraum?

 Foto: red

Mütter müssen zum Stillen auf der Landesgartenschau in die Behindertentoilette ausweichen. Dort ist auch der Wickeltisch. Und dennoch würde man böse angesehen, wenn man sich dort eine halbe Stunde zum Stillen aufhalte. Darauf aufmerksam gemacht, würde zudem die Stadt nicht reagieren. Dabei wollte sie doch die familienfreundlichste in Deutschland werden. Ein Unding, findet eine Bayreuther Mutter von zwei Kindern, die außerdem eine Dauerkarte für die Landesgartenschau besitzt.

 
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Überrascht reagiert Mirko Streich auf die Kritik, die den Kurier über Facebook von einer Mutter erreicht hat. Diese schrieb Anfang der Woche eine Nachricht an die Kurier-Redaktion, dass ihr Stillräume auf der Landesgartenschau fehlten. Mütter müssten zum Stillen in die Behindertentoilette ausweichen. Dort sei auch der Wickeltisch. "Leider musste ich als Mutter von zwei Kindern, darunter einem Baby, feststellen, dass es auf der LGS keine räumliche Möglichkeit zum Stillen gibt. Man muss sich dazu in die Behindertentoiletten, wo sich auch der Wickeltisch befindet, zurückziehen, und es sich auf dem Klodeckel 'gemütlich' machen."

Weiter heißt es: "Denn nicht jede Mutter möchte sich auf eine Parkbank neben den gut frequentierten Wegen setzen und krass gesagt dort ihre Brust auspacken, um ihr Baby zu stillen, noch dazu bei kaltem oder regnerischem Wetter wie vergangene Woche. Leider bin ich bei der LGS-Hotline nur auf Desinteresse gestoßen. Man verwies mich dort auch auf die Toiletten. Dies finde ich jedoch sehr unhygienisch und empfinde es als eine Zumutung. Ich habe eine Dauerkarte und muss, wenn ich mich längere Stunden dort aufhalte, mehrmals die Toilette zum Stillen aufsuchen." Außerdem sei es dort nicht besonders sauber, obwohl Personal vor Ort gewesen wäre. Auch ernte man böse Blicke, wenn man sich rund eine halbe Stunde zum Stillen dort aufhalte.

Eigene Vorschläge gemacht

Auch ein zweiter Anlauf ihrerseits mit einem konkreten Vorschlag fruchtete laut der Mitteilung an den Kurier nicht. Denn es brauche doch nur zwei Quadratmeter und einen Stuhl, um in Ruhe stillen zu können. "Doch auch bei einer zweiten Nachfrage bekam ich nur als Antwort:  Haben wir nicht, machen wir auch nicht." Die Mutter zeigte sich erstaunt: "Die Landesgartenschau ist eine Familien-Veranstaltung. Selbst im Rathaus befindet sich ein Stillraum." Bayreuth wolle die familienfreundlichste Stadt Deutschlands sein, und dann fühle sich im Rathaus und bei der GmbH keiner angesprochen, kritisierte sie.

Problem nicht zur Leitung durchgedrungen

"Das", sagt Streich, "ist zu mir bislang noch nicht durchgedrungen". Ihm sei auch nicht bekannt, dass es bei vergangenen Landesgartenschauen Stillräume gegeben habe. "Es gibt natürlich bei einer solchen Veranstaltung viele Begehrlichkeiten. Man kann aber nicht alle Wünsche erfüllen. Denn bei einer Veranstaltung, die sechs Monate lang stattfindet, muss man auch irgendwo die Verhältnismäßigkeit wahren." Wenn gesteigerter Bedarf an die Landesgartenschau gemeldet würde, müsste man "versuchen, Möglichkeiten zu schaffen. Aber das wäre sicher nicht einfach, da wir ja keine Räume haben. Eine Gartenschau ist ja draußen, unter freiem Himmel."

Die Veranstalter selbst haben kein Büro auf dem Gelände.

wah/red

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