Den Wildtieren, insbesondere dem Rehwild, macht der Schnee noch gar nichts aus Wildtiere füttern verboten!

Von Sonny Adam

Die ersten Schneeflocken sind gefallen, die Welt ist mit einer weißen Pulverschneeschicht überzuckert. Doch das bedeutet nicht, dass das Wild jetzt leidet. „Jäger dürfen nur in Notzeiten füttern. Und wir haben jetzt definitiv noch keine Notzeiten. Denn die Rehe können mit ihren Schalen den Schnee noch leicht entfernen. Sie kommen also jederzeit selbst an Grünfutter“, sagt der Kreisjagdberater Clemens Ulbrich.

 
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Aus diesem Grund wird das Rehwild im Landkreis Kulmbach derzeit noch nicht gefüttert. Erst wenn es dauerhaft kälter wird, wenn der Schnee höher ist und so fest, dass die Tiere nicht mehr selbst an den Untergrund gelangen können, besteht Handlungsbedarf. „Aber generell ist es immer besser, Wildäcker anzulegen als zuzufüttern“, sagt Ulbrich. „Ich habe in meinem Revier mit den Landwirten ein Abkommen, zahle beispielsweise das Saatgut. Die Landwirte sind dann auch bereit, solche Wildäcker, in denen sich die Rehe selbst bedienen können, anzulegen“, erklärt Ulbrich.

In den vergangenen Jahren hat das EU-Greening-Programm dafür gesorgt, dass die Landwirte immer mehr Wert auf die Belange der Wildtiere legen. Harald Höhn von der Forstverwaltung Jarosch stößt ins selbe Horn. Er engagiert sich explizit für die Schaffung von Ruheräumen. Unterm Jahr machte sich Höhn für die Rettung von Rehkitzen stark und kämpfte – gemeinsam mit den Landwirten – für die Schaffung von Lerchenfenstern. Jetzt will die Bayerische Jagdgenossenschaft die Forstverwaltung Jarosch sogar wegen der Verbesserungsmaßnahmen für die Lebensräume von Wildtieren auszeichnen.

Wildtiere fahren Stoffwechsel herunter

„Das Wild braucht jetzt vor allem eins: seine Ruhe. Denn im Winter ist das Wild weniger aktiv, es fährt seinen Stoffwechsel herunter und braucht dann auch weniger Nahrung“, erklärt Harald Höhn. Allen Spaziergängern, Hundebesitzern, Reitern und Sporttreibenden empfiehlt er deshalb, diese Ruhe zu respektieren, die angelegten Wege nicht zu verlassen. „Ganz wichtig ist das Anlegen von Wildäcker, die Schaffung von Ruhezonen“; betont auch Höhn. „Wir haben in den letzten Jahren permanent Sprengmasten bei Eicheln und Bucheckern“, gibt Höhn zu bedenken. Das bedeutet: Die Bäume liefern Samen in Rekordausmaß. Während es früher solche Mega-Samenjahre nur alle fünf Jahre gab, freuten sich die Forstwirte nun jedes Jahr aufs Neue über Rekordernten.

Reich gedeckter Tisch für Wildschweine

Doch diese großen Samenaufkommen sorgten auch dafür, dass die Wildschweine im Wald immer einen gedeckten Tisch vorfinden und dass sie Populationsgrößen explodieren. Aus diesem Grund werden auch keine Kastanien und Eicheln mehr gesammelt, so wie früher üblich. „Das wäre wirklich Eulen nach Athen getragen“, sagt Kreisjagdberater Clemens Ulbrich. Wenn der Winter in den nächsten Tagen härter wird und tatsächlich – beispielsweise in Nadelwäldern - eine Notzeit anbrechen sollte und das Wild gefüttert werden muss, kommt es auf die Futterzusammensetzung an.

Bloß keinen Apfeltrester füttern

„Rehe sind Wiederkäuer. Sie brauchen Rohfasern. Deshalb mischen wir zu Apfel- und Karottentrester auch Heu, Pflanzen, Getreideschrot, zerstampfte Kastanien und Mais dazu. Und wir haben durch diese Mischung auch keinen Verbiss“, erklärt Harald Höhn. Auf keinen Fall sollte purer Apfeltrester gefüttert werden. Denn das sorgt dann dafür, dass die Rehe dann, um den Mangel an Rohfasern auszugleichen, viele jungen Triebe verbeißen. Auch vor dem Hintergrund der immer weiter ansteigenden Wildschweinpopulationen, empfehlen die Experten, erst spät mit der Fütterung anzufangen. Denn natürlich bedienen sich auch Wildschweine am gedeckten Tisch.

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