Diskussionen nach Fifa-Entscheidung Fußball-WM im Winter: Die Gewinner und Verlierer

Von und Elmar Schatz
Fifa-Chef Joseph Blatter verkündet am 2. Dezember 2010, dass Katar Austragungsland der Fußball-WM 2022 sein wird. Foto: dpa Foto: red

Die Fußball-Weltmeisterschaft in Katar soll im Jahr 2022 im November und Dezember ausgetragen werden. Das hat die sogenannte Task Force des Fußball-Weltverbandes Fifa bekannt gegeben. Wer sind dabei die Gewinner, wer die Verlierer? Wir haben nachgefragt.

 
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Gewinner

Die Spieler in Katar werden vor großer Hitze verschont, und die Umwelt wird weniger belastet, weil die Stadien nicht künstlich abgekühlt werden müssen - das sind gleich zwei Vorteile, die Manfred Neumeister sieht. Der Hollfelder und Vorsitzende des Fußballkreises Bamberg/Bayreuth/Kulmbach kann einer Winter-WM durchaus Positives abgewinnen. Er glaubt an eine Chance für den Amateurfußball: "Vielleicht kann man in diesem Zusammenhang einen Jahresspielplan bei den Amateuren einführen. Dann würde die Saison von Anfang März bis Ende Oktober gehen."

Neumeister erläutert: "Diese Variante hat viele Vorteile. So würde man in den Monaten mit bestem Fußballwetter spielen, und die Plätze bekommen eine längere Erholungspause."

Zur Winter-WM sagt Christian Wedlich: "Dann wird's eben ein Wintermärchen." Wedlichs Verein Bayreuth - Event & Festival hat Public Viewing in Bayreuth organisiert. "Dann wird der Spaß eben in die Halle verlegt", sagt Wedlich - und ihm fallen spontan die Oberfrankenhalle, die Rotmainhalle, aber auch Kinosäle ein; selbst die dann längst renovierte Stadthalle und das alte Reichshofkino seien als Veranstaltungsorte denkbar. Eine Fan-Menge werde sich sogar von der Kälte nicht abhalten lassen, auf dem Hohenzollernring zu feiern.

Verlierer

Fast zwei Monate müssen die Top-Clubs in einer Zeit, in der Hochbetrieb im Club-Fußball herrscht, ihre besten Spieler an die Nationalmannschaften abstellen. Deswegen verlangen die Vereine jetzt Entschädigung.

Eine Winter-WM sieht Christoph Starke sehr skeptisch. Der Trainer des Regionalligisten SpVgg Oberfranken Bayreuth bedauert, dass sich bei der Fifa wieder der Kommerz durchgesetzt habe. "Eine Fußball-WM setze ich immer mit Sommer gleich", so Starke. "Das ist schon so, seit ich denken kann. Die Fans sind auf Sommer programmiert."

Ein Spiel am Abend auf der Terrasse ansehen, mit Freunden zum Public Viewing gehen, tolle Fußballabende im Freien - das alles werde es dann nicht mehr geben. "Wie soll im Dezember eine große WM-Stimmung aufkommen? Ich werde mich sicher nicht mit einem Glühwein ins Freie stellen."

Die gesamte Freiluftszene fällt weg, fürchtet Bernd Sauer vom Verein Bierland Oberfranken. Nach seinen Informationen hat der Bierabsatz in den zwei Monaten bei der vergangenen Weltmeisterschaft um gut zwanzig Prozent höher gelegen als sonst. "Public Viewing im November kann ich mir nicht vorstellen", sagt auch Sauer. Bei der WM in Brasilien seien die Leute gerne rausgegangen, hätten das Sommergefühl genossen. Public Viewing habe es in Bayreuth, Bamberg, Kulmbach, Hof gegeben, Übertragungen auf Leinwänden aber auch in Biergärten an vielen Orten.

"Da kommt doch keine Stimmung auf", sagt auch BMTG-Geschäftsführer Manuel Becher zur Winter-WM. Eine Fußball-Weltmeisterschaft gehöre eindeutig in den Sommer. Die Brasilien-WM sei wunderbar in das Bayreuther Bürgerfest integriert gewesen. Menschen in Fußballkleidung hätten Atmosphäre reingebracht. "Im November/Dezember kann ich mir das nicht vorstellen", so Becher. "Sonderbar ist das schon", sagt er zur Fifa-Entscheidung.

Verkürzte WM

Das Turnier in Katar soll um einige Tage verkürzt werden. Im Gespräch ist eine Austragung vom 26. November bis 23. Dezember 2022. Die Fifa-Exekutive muss am 19./20. März in Zürich den WM-Termin noch bestätigen.Es habe nach all den Diskussionen nur diese Lösung gegeben, so Fifa-Generalsekretär Jérôme Valcke.

Eine Austragung in den Sommermonaten ist wegen der hohen Temperaturen in Katar von bis zu 40 Grad nicht praktikabel. Zuletzt waren noch der Januar/Februar 2022 im Gespräch, allerdings würde dieser Termin mit den Olympischen Winterspielen kollidieren, die vom 4. bis 20. Februar 2022 in Almaty oder Peking stattfinden.

Der Alternativ-Vorschlag der europäischen Clubs, die WM von Ende April bis Ende Mai auszutragen, erwies sich ebenfalls als ungeeignet. In diesem Zeitraum wäre ebenfalls mit hohen Temperaturen zu rechnen. Außerdem beginnt 2022 der Fastenmonat Ramadan am 2. April. So sei die Terminfindung laut Scheich Salman bin Ebrahim Al-Khalifa, dem Vorsitzenden der Task Force, eine große Herausforderung gewesen.             

Mit Material von dpa

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