Fünf Exit-Strategien für Weihnachten

Entführung durch Außerirdische vortäuschen

So geht’s: Suchen Sie sich eine große, gleichmäßig bewachsene Fläche im Freien. Mähen Sie mit dem Handrasenmäher obskure Muster in den Bewuchs. Mähen Sie anschließend eine wirre Spur bis zu Ihrem Schlafraum. Bedecken Sie diese Spur großzügig mit einer gallertartigen Masse Ihrer Wahl (wir haben gute Erfahrungen mit einem Wackelpudding-Sekundenkleber-Gemisch gemacht). Verteilen Sie die Masse auch im Haus, bis zu Ihrem Bett. Zerwühlen Sie die Laken, schmieren Sie die gallertartige Masse auch an die Wand.

Sobald das erledigt ist, können Sie getrost abhauen. Für die nächsten Jahre wird sich niemand nach Ihnen erkundigen. Sollten Sie irgendwann doch Lust verspüren, Ihre Lieben zu besuchen, erzählen Sie einfach irgendwas von “gleißendem Licht”, “feinstofflichen Wesen” und “Experimenten an meinem Gehirn”. Niemand wird weiterfragen. cb

Aktivprogramm vortäuschen

So geht’s: Suchen Sie sich eine möglichst fiese Wander- oder Laufroute in der näheren Umgebung Ihres Wohn- (und Feier-)Ortes aus. Google Earth kann hilfreiche Dienste leisten. Je mehr Höhenmeter, je matschiger die Wege und je weiter die Entfernung zur nächsten Einkehrmöglichkeit, desto besser. Erzählen Sie möglichst euphorisch vom nächsten Marathon, für den Sie trainieren: “Unter zehn Stundenkilometern? Geht gar nicht!”. Dann schlagen Sie eine gemeinsame Tour vor, die bereits fertig ausgearbeitet ist und zeigen auf die gemeinsten und anspruchsvollsten Punkte. Wenn alle Verwandte ihre Ausreden vorgebracht haben, warum sie nicht mitgehen können, schnüren Sie die Schuhe, verlassen das Haus und suchen in aller Seelenruhe die nächste ruhige Ecke/Kneipe/Therme auf. Kommen Sie nach zehn Stunden erschöpft nach Hause, schlagen Sie sich den Bauch voll und legen Sie sich schlafen. Vergessen Sie nicht, durch ein paar Pfützen zu hüpfen, damit Hose und Schuhe glaubwürdige Dreckspritzer aufweisen! apa

Sich einen Muskatnuss-Rausch verpassen

So geht’s: Ein paar Muskatnüsse hat jeder in der Küche. Für einen anständigen Rausch sollten es allerdings ein paar mehr sein: Laut drugcom.de brauchen Sie “hohe Dosen”, fünf bis 30 Gramm gelten als gute Grundlage. Zermahlen sie die Nüsse und essen Sie das Pulver. Die Nüsse wirken halluzinogen; angeblich verändern sie auch das Raum- und Zeit-Empfinden. Und das ist ja, was Sie wollen, wenn Sie Weihnachten entkommen möchten! cb

Ich wollte doch noch...

Schlimmer geht immer. Wenn’s im trauten Familienkreis zu laut oder zu ungemütlich wird, beispielsweise der Teenager das neue Schlagzeug ausprobiert oder die Schwiegermutter gerade loslegt, um den Standort des Christbaums, die Zubereitung der Gans oder die eigene Ehe grundsätzlich ausschweifend zu kritisieren, machen Sie das, was Sie schon die ganze Zeit aufgeschoben haben. Den Keller aufräumen. Die Steuererklärung machen (aus den vergangenen vier Jahren). Diese mysteriöse Kiste vom Umzug aufmachen und gucken, was sich darin verbirgt. Den Dachboden fegen. Alle Heizungen im Haus entlüften. Die Kühltruhe abtauen. Stricken lernen. Die Wäscheleine spannen. Das Moos zwischen den Pflastersteinen in der Einfahrt entfernen. Lassen Sie die Nachbarn ruhig lachen. Es wird nicht lange dauern, bis der von gegenüber sich ans Reinigen der Regenrinne macht. apa

Serien-Binge-Watching

So geht’s: Suchen Sie sich eine Serie Ihrer Wahl. Das Genre ist irrelevant, allerdings sollten bereits mehrere Staffeln erhältlich sein. Von Vorteil fürs Binge-Watching ist außerdem eine durchgehende Handlung mit regelmäßigen Cliffhangern am Ende der Folgen - dann fällt Ihnen der Absprung besonders schwer. “Game of Thrones”, “Orange is the new Black”, “Mad Men” oder - zu Weihnachten - “Downton Abbey” bieten sich hier definitiv an. Suchen Sie sich einen ruhigen Raum mit Rollläden, Couch, Fußbodenheizung und kurzen Laufwegen zu Toiletten und Küche. Legen Sie los. Jede Wette, dass Weihnachten vor Ihrem Serien-Marathon endet! cb