Fun Run: Retterin stürzt sich ins Getümmel

Von Thorsten Gütling
Hat bisher anderen beim Fun Run geholfen und geht jetzt zum ersten Mal selbst an den Start: die Krankenschwester und Rettungssanitäterin Petra Ganzleben aus Plösen. Foto: Thorsten Gütling Foto: red

Petra Ganzleben ist aufgeregt. „Das muss sich schön anfühlen“, sagt die 52-Jährige. Nach zehn Jahren als Rettungssanitäterin will Sie den Fun Run am Sonntag zum ersten Mal als Teilnehmer erleben.

 
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Ganzleben engagiert sich ehrenamtlich bei der Mistelgauer Bereitschaft des Bayerischen Roten Kreuzes (BRK). Sie und ihre Kollegen sind beim Fun Run meist für den Zielbereich zuständig und kümmern sich dort um die Läufer, die mit Verletzungen und Kreislaufproblemen ankommen. Manch einer, sagt Ganzleben, könne fast gar nichts mehr machen, käme blass und mit kaltem Schweiß auf der Stirn an, erbreche sich vor Erschöpfung, könne kaum noch stehen und habe sich auch nach einer halben Stunde noch nicht wieder erholt. Diese Läufer, die sich übernommen haben, weil sie zu wenig trainiert seien, eine Grippe mit sich herumschleppten oder einfach nur einen schlechten Tag erwischt hätten, spricht Ganzleben an, begleitet sie ins Sanitätszelt, überprüft Puls und Blutdruck. Hin und wieder bekämen die Betroffenen das gar nicht mehr richtig mit.

20 bis 30 Läufer müssten so nach jedem Lauf im Zielbereich versorgt, manche sogar ins Krankenhaus gebracht werden. Ganzlebens bisheriges Ziel beim Fun Run war es daher, dass die Läufer alle gesund nach Hause kommen.

Der Fun Run, eine der schönsten Wachen

Und dennoch: Der Fun Run sei eine der schönsten Wachen, die man als Sanitäter halten könne. Der Stimmung wegen und weil die, denen man helfe, darüber dankbar seien. Das sei keinesfalls bei jedem Einsatz so. Vor allem dort nicht, wo sich Menschen durch Alkohol und Drogen wissentlich in Gefahr brächten. So schön dieses Laufereignis für die Ehrenamtlichen aber auch sei, eines könne man sich als Helfer nicht vorstellen: Warum die Läufer zwar völlig kaputt, aber dennoch mit einem Lächeln im Gesicht ankämen. „Wie sich das anfühlt, wenn dich so viele Menschen anfeuern, das habe ich noch nie erlebt“, sagt Ganzleben.

Auftakt bei Eiseskälte

Deshalb will sie rüber, auf die andere Seite, und mitlaufen. Im Februar ist sie einem Aufruf des Nordbayerischen Kurier gefolgt und dem Leser-Team beigetreten, das sich mit dem Gesundheitscenter Niklas und dem Reha-Team auf den Lauf vorbereitet. Die erste Trainingsstunde fand bei bitterkalten minus 18 Grad statt. Zwischenzeitlich hat Ganzleben auch bei Temperaturen um die 30 Grad ihre Runden gedreht und sagt: „Eine der schönsten Begleiterscheinungen als Läufer ist, dass man den Gang des Jahres in all seinen Facetten miterlebt.“

Am Anfang eine Quälerei

Dabei musste die gelernte Krankenschwester das Laufen für sich erst entdecken. Nach einem deprimierenden, weil sehr anstrengenden Lauf vor einigen Jahren, hatte sie diesen Sport für sich eigentlich schon abgeschrieben. Am Anfang, sagt Ganzleben, sei das Laufen nämlich eine einzige Quälerei. Und schön werde es erst, wenn man nach einigen Trainingseinheiten einen gewissen Fitnessgrad erreicht habe. Dann aber kribbele es nach drei Tagen des Nichtstuns plötzlich in den Beinen. Dann wolle man endlich wieder eine Runde drehen, damit die Fortschritte nicht dahin und die Schinderei nicht umsonst gewesen sei.

Jede Woche haben wir einen Läufer vorgestellt, der sich im Rahmen des Kurier-Leser-Teams auf den von der AOK gesponserten 5-Kilometer-Lauf beim Maisel’s Fun Run vorbereitet. Alle Porträts und Trainingsberichte sowie viele weitere Tipps rund um das Thema Laufen finden Sie im Internet unter www.kurierläuft.de

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