Fun Run: Haug überrascht sich selbst

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Selbst für die männliche Konkurrenz zu schnell: Anne Haug lief die zweibeste Zeit aller Teilnehmer. Foto: Peter Kolb Foto: red

Ein Hauch von Olympia bei der 14. Auflage von Maisel’s Fun Run in Bayreuth: Die Triathletin Anne Haug nutzte die größte Laufveranstaltung der Region als Vorbereitung auf die Spiele in Rio – und zeigte einen starken Halbmarathon. Das galt auch für Seriensieger Badhane Gamachu. Der Viertelmarathon war fest in den Händen der Bayreuther Studenten, allerdings erst nachdem ein Läufer für einige Verwirrung gesorgt hatte.

 
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Herbert Hack (Laufteam FFW Weilersbach) erreichte als Erster das Ziel. Hob beide Arme in die Luft, hatte wenig später das überdimensionale Weizenglas in der Hand, nahm einen kräftigen Schluck und sollte schon das Siegerinterview geben. Hatte wirklich ein über 60-Jähriger alle anderen Läufer düpiert?

Jüngere Teilnehmer standen um Hack herum und schüttelten mit den Köpfen. „Das ist schon komisch“, sagte Dennis Gerhard. „Ich bin ständig hinter dem Führungsfahrrad gelaufen, vor mir konnte also keiner sein.“ Das Rätsel war schnell gelöst: Hack war für die 10-km-Strecke gemeldet, startete aber bereits mit den Halbmarathon-Läufern. Er hatte also gegenüber seinen Konkurrenten eine Viertelstunde Vorsprung.

Gerhard mit starkem Auftritt

Also wanderte das Weizenglas weiter an Gerhard, der mit reichlich Schaum an der Nase sagte: „Vergangenes Jahr war ich noch Zweiter, schön, dass es jetzt mit dem Sieg geklappt hat. Es macht einfach richtig viel Spaß hier in Bayreuth zu laufen.“ Der gebürtige Siegburger – er studiert in Bayreuth Sportökonomie – hatte einen sehr souveränen Auftritt hingelegt.

Zu Beginn setzte sich der 20-Jährige mit einer Vierergruppe vom restlichen Feld ab, stellte an der Universität fest, dass er „ziemlich lockere Beine“ hatte und verschärfte erneut das Tempo. Niemand konnte mehr mithalten, in 34:46 Minuten gewann er das Rennen vor Stephan Radeck (SV Bayreuth/35:02) und Johannes Raabe (Asics Team Memmert/35:45).

Haug der Star des Tages

Ähnlich einsam verlief auch das Rennen von Anne Haug (Team Icehouse). Sie musste nur einem männlichen Konkurrenten den Vortritt lassen. Ihre 1:16,01 Stunden waren die zweitschnellste je von einer Frau beim Fun Run gelaufene Halbmarathon-Zeit. Vorjahresgewinnerin Elvira Flurschütz (SC Kemmern/1:26,37) war diesmal als Zweite ohne Siegchance. Nur Haug selbst war bei ihrem Sieg 2013 noch etwas schneller (1:14,29).

Im Ziel war der Olympia-Teilnehmerin die Anstrengung nicht anzusehen. Ein Schluck Cola, warme Klamotten und schon analysierte sie das Rennen: „Die ersten zehn Kilometer waren mit 35 Minuten ziemlich schnell, aber es hat sich alles so locker angefühlt. Danach habe ich Tempo rausgenommen, es war ja nur ein Trainingslauf.“

Überrascht war sie dann aber doch von ihrer Zeit, vor allem weil sie noch kurz vor dem Start eine Radfahrereinheit hinter sich gebracht hatte. „Hoffentlich kriege ich nicht Ärger mit meinem Trainer, denn eigentlich sollte ich nicht so schnell laufen.“

Tolle Stimmung an der Strecke

Nach vorne getrieben haben Haug wohl die Zuschauer, denn die Triathletin war der Star des Fun Runs. „Wahnsinn, wie viele Leute an der Strecke meinen Namen gerufen haben“, sagt die Bayreutherin. „Man trifft hier so viele bekannte Gesichter, der Fun Run ist und bleibt für mich einfach etwas ganz Besonderes.“ Als sie am 1. Mai 2005 hier den ersten ihrer nun vier Halbmarathon-Siege holte, sei das die Initialzündung für ihre Karriere gewesen.

Nun wird sie in Rio zum zweiten Mal an Olympischen Spielen teilnehmen. Um sich den Traum von der Medaille zu erfüllen, darf sie keine Zeit verschenken. So dass sie nach einem kleinen Bad in der Menge sofort wieder ans Training dachte. Also wieder rauf auf das Rad und anschließend noch eine kleine Laufeinheit. 60 Rad-Kilometer und etwa 30 Laufkilometer – ein ganz normaler Trainingstag für Anne Haug und nebenbei hat sie sich am Sonntag wieder einmal im Geschichtsbuch des Fun Runs verewigt.

Sechster Start, sechster Sieg

Auch der Name Badhane Gamachu (Sportmedizin Wittke) ist eng mit dem Fun Run verbunden. Seine stolze Bilanz: sechs Starts, sechs Siege. Der Zweitplatzierte Jörg Schaller (1:20,35) war fast neun Minuten langsamer als Gamachu (1:11:49). Mit der Zeit war der Seriensieger – er hält mit 1:09,20 Stunden auch den Streckenrekord – nicht ganz zufrieden. „Ein bisschen schneller hätte es schon sein können, die Beine waren etwas schwer“, sagte Gamachu. „Aber das Publikum war wie immer großartig.“

Demuth siegt zum ersten Mal

Die Zuschauer waren auch ein Grund für die Topleistung von Marie Demuth (SWC Regensburg). Die Gesundheitsökonomie-Studentin hatte einen tollen Start, kämpfte sich im großen Feld schnell nach vorne. „Vielleicht war ich etwas zu schnell“, gestand die 25-Jährige ein, denn auf Höhe des Röhrensees fühlten sich „die Beine nicht mehr so super“ an. „Aber dann haben mich die Zuschauer gepusht, zudem haben mich zwei männliche Läufer sozusagen ins Schlepptau genommen“, sagte Demuth.

Nachdem sie sich 2014 noch mit Platz zwei zufrieden geben musste, holte sie bei ihrem vierten Fun Run-Start den ersten Sieg. In 42:34 Minuten gewann die Bayreutherin vor Annekathrin Döhla (ASV Stockenreuth/44:38) und Katharina Gmehling (Actic Fitness/44:42).

Bildergalerien zum Fun Run finden Sie hier und hier.

Und hier geht es zum Video.

Der Live-Ticker zum Nachlesen.

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