Insgesamt 14 ehrenamtliche Helfer unterstützen die Polizei in der Stadt Fünf neue Mitglieder in Bayreuther Sicherheitswacht

Von Norbert Heimbeck
Verstärken seit Anfang April die insgesamt 14-köpfige Bayreuther Sicherheitswacht (von links): Matthias Nastvogel, Marianne Kossak, Markus Kämpf, Christian Müller und Andrei Reich.Foto: Polizei Foto: red

Funkgerät statt Handschellen, Reizgas statt Pistole – wer zur Sicherheitswacht gehört, ist weniger Hilfssheriff als vielmehr Beobachter. Seit Anfang April sind eine Frau und vier Männer neu in der Truppe der Bayreuther Sicherheitswachtler.

 
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Insgesamt 14 Frauen und Männer sollen als ehrenamtliche Streifengänger dafür sorgen, dass sich die Bewohner Bayreuths sicherer fühlen. Hauptkommissar Alexander Kollroß, Pressesprecher der Polizeiinspektion Stadt, hält große Stücke auf die Sicherheitswacht: „Sie sind sehr aktiv, manche sind nahezu täglich im Einsatz,“ lobt er die Sicherheitswachtler. Im vergangenen Jahr waren die Streifengänger durchschnittlich 220 bis 230 Stunden pro Monat unterwegs. Vor allem in der Innenstadt, in der Fußgängerzone und im Hofgarten kann man die ehrenamtlichen Wächter antreffen.

Hinschauen, wo viele weggucken; eingreifen, wo viele ängstlich sind; Courage zeigen, auch wenn’s brenzlig wird – diese Eigenschaften zeichnen die Sicherheitswachtler aus. Marianne Kossak ist eine der „Neuen“ in Bayreuth. 2011 wurde sie vom Ministerpräsidenten mit der Lebensrettermedaille ausgezeichnet. Sie beschreibt sich selbst bescheiden als „sozial engagiert“, hilft beim Roten Kreuz mit. Deshalb kennt sie die Ausflüchte der Wegschauer und Hilflosen: „Man soll sich was zutrauen“. Die 30-Jährige arbeitet als Justizvollzugsbeamtin in Nürnberg, trifft dort in der U-Bahn immer mal wieder unangenehme Zeitgenossen: „In Bayreuth ist es besser.“ Aber mangelnde Zivilcourage scheint auch hier zum Problem zu werden.

Christian Müller, in der Verwaltung tätig und mit 22 Jahren der Jüngste der fünf neuen Sicherheitswachtler, spricht klare Worte: „In jüngster Zeit sind einige Dinge passiert, gezielte Überfälle auf dem Marktplatz zum Beispiel. Mir geht es um die Sicherheit der Bürger in der Stadt.“ Anders als seine vier Kollegen, die sich aufgrund eines Berichts im Nordbayerischen Kurier für die Sicherheitswacht beworben hatten, wurde er von anderen Aktiven angesprochen. In der Anfangszeit begleitet Müller einen erfahrenen Kollegen auf der Streife. Er fühlt sich wohl in dem dunkelblauen Blouson mit dem unauffälligen Schriftzug auf der Brust: „Die meisten Bayreuther grüßen uns freundlich. Sie finden es toll, dass wir unterwegs sind.“

Matthias Nastvogel hat geträumt, was viele Buben träumen: „Ich wollte früher mal Polizist werden,“ sagt der 29-Jährige. Statt der grünen Uniform wählte er die blaue, arbeitet als Brandmeister bei der Bayreuther Feuerwehr. Außerdem ist er als Rettungssanitäter tätig: „Mit der Sicherheitswacht runde ich jetzt das Blaulichtmilieu ab.“

Markus Kämpf ist 48 Jahre alt und Geschäftsführer einer Consultingfirma. „Der Polizeidienst hat mich schon immer interessiert“, sagt er. Die Sicherheitswacht sieht er als Bindeglied zwischen Polizei und Bürgerschaft. Das ist auch die offizielle Beschreibung durch den Freistaat Bayern, der die Aufgaben der Sicherheitswacht seit 1997 in einem eigenen Gesetz regelt. Inzwischen werden in 120 bayerischen Städten mehr als 740 Ehrenamtliche eingesetzt. Vom Innenministerium heißt es dazu: „Mittlerweile hat sich die Sicherheitswacht als zusätzliches Instrument der Inneren Sicherheit bewährt und ist ein fester Bestandteil der bayerischen Sicherheitspolitik geworden“. Der fünfte im Bunde der Neuen ist Andrei Reich.

Seit 1997 gehen die Sicherheitswachtler in Bayreuth auf Streife und ergänzen damit die Arbeit der Polizei. Alexander Kollroß gibt zu: „Exakt messen lässt sich der Erfolg nicht.“ Aber mehrfach haben Mitglieder der Truppe in den zurückliegenden Jahren dazu beigetragen, Straftaten zu verhindern: „Sie haben gegenüber der Polizei den Vorteil, dass sie sich auch mal länger an einem Ort aufhalten können. Unsere Kollegen werden häufig schon nach kurzer Zeit an einen anderen Einsatzort gerufen.“ Präsenz zeigen – das ist die wichtigste Aufgabe der Sicherheitswacht. In einer 40-stündigen Ausbildung lernen die Mitglieder Gesetze kennen, setzen sich mit Straftaten wie Diebstahl, Körperverletzung und Sachbeschädigung auseinander und bekommen psychologische Kenntnisse vermittelt.

Angehörige der Sicherheitswacht können – wie jeder andere Bürger auch – auf frischer Tat Ertappte bis zum eintreffen der Polizei festhalten. Außerdem dürfen sie Personalien feststellen, wenn dies „zur Gefahrenabwehr oder Beweissicherung notwendig ist“, wie es auf der Internetseite der Polizei heißt. Nicht zuletzt dürfen sie Platzverweise aussprechen.

Info: Die Angehörigen der Sicherheitswacht tragen keine Uniform, sondern blaue Blousons und/oder eine hellgrüne Ärmelschlaufe mit dem Schriftzug „Sicherheitswacht“.

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