Harmony International begeistert die nahezu ausverkaufte Stadthalle Festival Junger Künstler: Fünf Chöre, ein Erlebnis

Von Michael Weiser

Fünf Länder, hundert Sänger, ein Ereignis: "Harmony International" in der Stadthalle begeistert als Gemeinschaftserlebnis. 

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Oft herrscht strikte Trennung: Hier das Publikum, dort das Orchester. Und dann sind da die Konzerte, in denen nie auch nur ein Gedanke an eine solche Trennung auftaucht; in denen man sich daran erinnert, dass die Musik ihren Ursprung wohl in der Gemeinschaft hat. Mehr noch: in Feierstunden der Gemeinschaft.

So wie am Donnerstagabend in der Bayreuther Stadthalle: „Harmony International“ war beim Festival Junger Künstler angesagt, Wohklang von einem Chor-Ensemble, das sich kaum berherrschbar wirkt. Schließlich sangen da hundert junge Menschen aus fünf verschiedenen Ländern, zusammengebracht für ein Projekt in einer oberfränkischen Stadt: der Chor Khaser aus Armenien, der Chor der Fudan-Universität aus Shanghai in China, der Flensborg-Chor aus Island, der Ammon-Chor aus Jordanien und die Tuna der Technischen Universität aus Lissabon.

Und die stellten sich nicht einfach auf der Bühne auf, die liefen singend ein, durch die Seitentüren, Musik fast schon in der Mitte des Publikums. Ja, und dann reihten sie sich auf, unter der Leitung eines Mannes, der als das wahre Geheimnis hinter diesem Abend gelten darf: Fred Sjöberg, schwedische Frohnatur, von solch guter Laune, dass das Publikum binnen weniger Augenblicke eingenommen war. Man ahnt, dass es eines beträchtlichen Optimismus bedarf, eine solche Menge von Sängern aus so verschiedenen Klangtraditionen zu einem so vielfältigen Programm zusammenzuschweißen. Volkslieder aus Schweden, aus Haiti, Renaissancemusik von Monteverdi, Gospels, Zeitgenössisches bis hin zu einem Medley von Abba-Songs. Sjöberg hat diesen Optimismus. Und er zeigte ihn an diesem Abend.

Es kam Freude auf. Weil die jungen Menschen auf der Bühne etwas feierten. Sie feierten, dass sie so jung sind, das Publikum so zahlreich, die Musik so schön, der Sommer in Bayreuth gar nicht mal so verregnet, sie feierten das gemeinsame Projekt nach so anstrengenden Proben. Das Zusammenschweißen ergab in dieser kurzen Zeit natürlich keinen vollkommen entgrateten, ausgefeilten Abend. Da konnte es schon mal passieren, dass das Ensemble den an sich souveränen Göran Bejstam am Flügel zu einer Aufholjagd zwingt.

Aber: Wichtig war das nicht, nicht an diesem Abend. Wenn Menschen so strahlend aus sich herausgehen, um in einem Klang aufgehen, dann ist das Gefühl angesprochen. Viel Beifall für die wackeren Sänger und ihren charismatischen Dirigenten. Und eine erneuerte Einsicht: Die Songs von Abba waren aber auch wirklich gut...