Jeder Dritte wünscht gesetzlichen Starttermin  - Politiker gegen Verbote Frust über frühes Weihnachtsgeschäft

Von Elmar Schatz
Lebkuchen schon im Spätsommer: Wem' schmeckt! Foto: Harbach Foto: red

In den Supermärkten werden schon jetzt Lebkuchen, Adventskalender und Nikoläuse verkauft - drei Monate vor Weihnachten. Viele Kunden sind genervt. Jeder dritte Befragte meint gar, ein Gesetz müsste her -  für den Start des Weihnachtsgeschäftes sollte es einen Stichtag geben.

 
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Fast 63 Prozent der Deutschen sind frustriert, dass schon jetzt Weihnachts-Naschereien in den Regalen stehen. Das ergab eine Umfrage des Instituts YouGov im Auftrag der Nachrichtenagentur dpa. 59 Prozent sind aber gegen ein gesetzliches Verbot frühzeitiger Angebote und Weihnachtslieder. Ginge es nach den meisten Befragten, würde die Vorweihnachtszeit mit Märkten und festlicher Dekoration erst im November beginnen.

Politikern empfinden ähnlich. "Ein klein wenig stört es mich schon, wenn Weihnachtsartikel schon jetzt im Regal stehen; denn Lebkuchen und Spekulatius brauche ich persönlich noch nicht im September", sagt Sozial-Staatssekretärin Anette Kramme (SPD/Bayreuth). "Aber offensichtlich gibt es genügend Kunden, die diese Waren bereits jetzt im Spätsommer kaufen. Hier greift einfach das klassische Prinzip von Angebot und Nachfrage. Eine gesetzliche Regelung gegen frühzeitige Weihnachtsangebote halte ich für überflüssig; denn die Kunden haben selbst die Möglichkeit, über ihr Kaufverhalten auf das Angebot der Verkäufer einzuwirken. Es gibt wichtigere Dinge, die gesetzlich geregelt werden müssen", so Kramme.

Der Bayreuther CSU-Bundestagsabgeordnete und Aussiedlerbeauftragte Hartmut Koschyk meint ebenfalls: "Eine gesetzliche Regelung, das frühe Weihnachtsgeschäft zu verbieten, so wie es beispielsweise zu Silvester die gesetzliche Regelung zum begrenzten Verkauf von Feuerwerkskörpern gibt, lehne ich ab. Allerdings würde es mich persönlich sehr freuen, wenn der Handel freiwillig vom frühen Weihnachtsgeschäft absieht, da im Zentrum der Weihnachtszeit die Frohe Botschaft der Geburt unseres Heilandes Jesus Christus stehen sollte", so Koschyk.

Die Grünen-Bundestagsabgeordnete Elisabeth Scharfenberg meint: "Da hat der Gesetzgeber nichts mit zu tun. Wenn jemand im Spätsommer Schoko-Nikoläuse essen will - soll er doch. Die übrigen dreißig Prozent können den verfrühten Weihnachtsrummel ja gezielt verweigern. Wenn die Nachfrage ausbleibt, weil sich anstatt der Kauflaune Weihnachtsüberdruss eingestellt hat, wird der Einzelhandel ganz schnell reagieren. Und solange - das stimmt - wird es weiter spätsommerlich weihnachten und einfach nerven."

Die Jüngeren nehmen den Frühstart ins Weihnachtsgeschäft gelassener. Bei den 18- bis 24-Jährigen fühlen sich nur 33 Prozent belästigt. Der Handel hält nichts von einem Verbot des frühen Weihnachtsgeschäftes. "Ich denke, die Leute sollten die Sachen dann kaufen können, wenn sie sie kaufen möchten", sagt der Sprecher des Handelsverbandes Deutschland, Stefan Hertel. Und die Kunden greifen bei Spekulatius, Glühwein und Stollen schon jetzt zu. "Die Weihnachtsware läuft ab September schon ganz gut. Deswegen liegt sie auch jedes Jahr wieder um diese Zeit in den Regalen", so Hertel. Regalplätze seien den Händlern lieb und teuer. "Sie legen da nichts hinein, was sie nicht verkaufen können."

Das Weihnachtsgeschäft macht einen großen Teil des Jahresumsatzes im Einzelhandel aus. Im November und Dezember vergangenen Jahres lag der Umsatz bei 79,8 Milliarden Euro. Viel Händler hoffen offensichtlich, diese goldene Zeit mit frühen Angeboten noch einmal um einige Wochen zu verlängern.Laut Umfrage nutzen das aber insgesamt nur wenige Kunden. 27 Prozent der Befragten gaben an, dass ihnen frühe Weihnachtsangebote helfen, passende Geschenke zu finden.

45 Prozent halten Mitte November für einen guten Starttermin des Weihnachtsgeschäftes, 40 Prozent den Ersten Advent. In diesem Jahr ist das der 30. November.

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