Frühlingsfest: Rummel auch in den Wolken

Von Renate Allwicher

Auf dem Jahrmarkt ist es wie eh und je. Jedes siebte Los gewinnt, im Fahrgeschäft geht’s drunter und drüber, im Karussell nur rundherum und das Wetter springt im Dreieck. Denn der April zog gleich an seinem ersten Tag  viele seiner Register. Sonne, Regen, Graupel, Hagel – was für ein Wetter! Genau das richtige, um auf ein Fest zu gehen, dachte sich trotzdem eine kleine beharrliche Schar.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

„Ganz leer war es nie“, sagt Michael Korn am Abend des Ostersonntags. Er bietet direkt neben dem Eingang des Bayreuther Frühlingsfestes süße Waren an und lässt sich die Laune von Nässe und Kälte nicht verderben. „Gute Laune muss sein – gerade bei schlechtem Wetter“, sagt er. Denn wer dann trotzdem kommt, habe es verdient, besonders freundlich bedient zu werden.  „Mit Süßwaren sind wir natürlich im Vorteil im Vergleich zu den Fahrgeschäften“, sagt Korn. Schließlich kann eine Packung frisch gebrannter Mandeln auch als Handwärmer dienen, für den weiteren Weg über das Festgelände.

180 Schritte von Anfang bis Ende

Weit ist der ja ohnehin nicht: Etwa 180 Schritte reichen, um vorbei an Schieß- und Frittenbuden sowie Karussellen jeder Größe am Ende der Sackgasse anzukommen. Dort steht das Roll-Over, das wohl spektakulärste Fahrgeschäft des Festes. Zumindest war es für für die drei Freunde Michael (17), Andreas (18) und Wardell (19) der Grund, bei bestem Aprilwetter hierher zu kommen. Auto-Scooter finden sie langweilig, die Petersburger Schlittenfahrt zu langsam, aber das Roll-Over wollen sie unbedingt ausprobieren. „Vielleicht auch mehrmals“, sagt Andreas. 

Eine rote Rose schießen? Geht nicht mit den Händen in der warmen Tasche

Oft sind es die Kinder, die dafür gesorgt haben, dass ganze Familien losgezogen sind, um sich trotz der widrigen Witterung am Nachmittag und frühen Abend des Ostersonntags die Beine zu vertreten, im Vorbeigehen ein schnelles Abendessen zu besorgen und denen, die mutig genug sind dabei zuzugucken, wie sie ihren Fahrspaß haben – je nach Alter im Kinderkarussell, beim Auto-Scooter, im Jet-Lifter oder eben im Roll-Over. Nur an den Schießbuden ist sehr selten Kundschaft zu entdecken. „Peng“ – ein Mann trifft mit dem Dart-Pfeil einen Luftballon, am Schießgewehr versucht aber niemand sein Glück und auch die Sperrholzköpfe – Zielscheiben für handliche Bälle („zwölf nur vier Euro!“) haben heute ihre Ruhe. Man müsste ja auch die klammen Finger aus der Jackentasche nehmen, um seine Zielgenauigkeit zu beweisen – und der Gewinn wäre sicher nicht so warm wie gebrannte Mandeln.    

In der Hütte steppt der Bär

Wenn es draußen windig, kalt und nass ist, füllt sich hingegen die Bayreuther Hütte, in der dieses Jahr erstmals neben dem Holzofen im Thekenbereich auch Lüfter zwischen den Tischen für eine angenehme Sitztemperatur sorgen. „Die bringen in jedem Fall was – in den letzten Jahren hat es viel mehr reingezogen“, sagt Tanja Zimmermann, Kassier bei der Saaser Siedlervereinigung, die am Ostersonntag in der Hütte ist. Seit einigen Jahren bewirtschaftet jeden Tag des Frühlingsfestes ein anderer Bayreuther Verein die Hütte, die Saaser sind von Anfang an jedes Jahr dabei. „Für uns Vereine ist das eine richtig gute Sache, sagt Zimmermann: „Menschen aus der Siedlung kommen hier zusammen, und die Vereine können sich publik machen.“ 

Elf Tische sind am Sonntagabend in der Hütte besetzt, dazu kommt noch das gute Dutzend Menschen, das zur Live-Musik der Rockin‘ Dinos tanzt. In Bayreuth! Am Ostersonntag zwischen sechs und sieben! Das Aprilwetter macht’s möglich: Draußen drücken die Regenwolken  die Rauchwolken vom Fischgrill zu Boden, wo sie sich mit dem Duft gebrannten Zuckers zum klassischen Festgeruch vermischen und in der Hütte steppt der Bär.

Info: Am Mittwoch ist beim Frühlingsfest (auf dem Volksfestplatz) Familientag, von 13 bis 20 Uhr gelten bei den Fahrgeschäfte halbe Preise. Das Fest endet am Sonntag, 8. April. Am Freitag gibt es um 22 Uhr ein Feuerwerk.

Umfrage: Das sagen Passanten auf dem Frühlingsfest

Anemone Hartmann (Bayreuth): „Ich finde, das Fest sollte abgesagt oder verschoben werden, oder am besten gar nicht mehr stattfinden. Wir sind zwar jedes Jahr da, weil die Kinder unbedingt wollen – heute sogar mit Besuch, unter anderem mein Patenkind Nadja (auf dem Foto links). Da wir direkt nebenan wohnen, lässt sich das nicht umgehen. Deshalb sehen wir aber auch, dass hier nie richtig viel los ist. Es ist einfach zu früh im Jahr und zu kalt. Lieber sollte die Stadt dafür sorgen, dass zum Volksfest richtig gute Fahrgeschäfte kommen.“

Werner Bauer (Bayreuth): „Wir waren ohnehin gerade unterwegs und haben die Gelegenheit genutzt, hier anzuhalten und uns ein schnelles Abendessen zu besorgen, so kann zu Hause die Küche kalt bleiben. Außerdem hatten wir Lust, noch ein paar Schritte zu gehen. Eigentlich bin ich kein Fan von Jahrmarkt und werde sicher nicht nochmal kommen, egal wie das Wetter wird. Heute ist es hier jedenfalls nicht länger als eine Stunde auszuhalten. Deshalb essen wir auch nicht hier, sondern nehmen Fisch und Lachs mit nach Hause – und Popcorn als Nachspeise.“

Franz Hensel, Bad Berneck: „Ich habe zurzeit drei Enkeltöchter aus der Salzburger Gegend zu Besuch und vor allem die Enkel wollten mal raus von zu Hause. Da es bei uns in der Familie eine gewisse Tradition hat, ein Mal pro Jahr  zum Frühlingsfest zu gehen, sind wir hierhergekommen. Weil die Enkel nicht länger da sind, hatten wir nicht die Option, auf besseres Wetter zu warten, es musste heute sein. Zwei sitzen hier gerade im Fahrgeschäft und wir stehen hier im Trockenen: Es geht schon, aber ich denke für höchstens eine Stunde, dann wird es richtig hart.“

 Jasmin Ihlo, Troisdorf: „Für mich ist das Wetter nicht schlimm: Gerade habe ich Pause, aber den restlichen Tag sitze ich im Kassenhäuschen der Petersburger Schlittenfahrt und dort ist es warm. Natürlich ist bei so einem Wetter weniger los, aber wir haben eigentlich trotzdem ständig Kundschaft – die Schlittenfahrt gibt es schon sehr lange, für viele ist es Tradition, eine Fahrt zu machen. Und sie ist überdacht – manchmal kommen sogar Leute wegen des Regens zu uns und machen dann eine Fahrt mit, obwohl sie es vielleicht gar nicht vorhatten.“

Bilder