Früherer Bayreuther: dreckiges Gold

Von Andreas Gewinner
Von der ehemaligen Lagune Chaquicocha ist heute nur noch ein "Mondkrater" im Gebiet der Mine Yanacocha bei Cajamarca in Peru übrig geblieben. Foto: red Foto: red

Gold – magisches Wort, Mythos. Synonym für Reichtum und Glanz, Wertanlage, Spekulationsobjekt, Grundstoff für technische Anwendungen – all das ist Gold. Aber Gold ist auch schmutzig, an Gold klebt Blut. Was das Edelmetall mit Goldkronach, mit Alexander von Humboldt, mit sozialen Bedingungen im fernen Peru und mit uns selbst zu tun hat, darüber will ein ehemaliger Bayreuther am kommenden Freitag informieren – aus erster Hand.

 
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Hartmut Heidenreich (67) hat Jugendjahre und Schulzeit in Bayreuth verbracht. 1975 brach er als Student mit einem ehemaligen Bayreuther Schulfreund nach Südamerika auf, eine Reise, die sein Leben verändern sollte. „Ich war auf der Suche nach der Befreiungstheologie“, schildert der spätere promovierte Theologe und Pädagoge. Seine Reise führte ihn nach Ecuador und Peru und dort an einen geschichtsträchtigen Ort, der ihn seither nicht mehr losließ: Cachamarca. Vor fast 500 Jahren starb hier der letzte frei herrschende Inkakönig, ermordet vom spanischen Eroberer Pizarro – trotz Zahlung einer immensen Summe Lösegeld: ein ganzes Zimmer voll Gold.

Die Geschichte gehört zum Allgemeinwissen der Einheimischen. Und fast 200 Jahre vor Heidenreich hörte sie in Cachamarca ein anderer Deutscher: Alexander von Humboldt. Wenige Jahre nachdem er in Goldkronach den Bergbau auf Vordermann gebracht und dabei auch das harte Los der Bergleute erleichtert hatte.

Vor 40 Jahren, als Heidenreich das erste Mal in den peruanischen Anden war, war noch gar nicht bekannt, dass die Menschen in einer der ärmsten Gegenden Perus auf einem riesigen Goldschatz saßen. Er wird seit 1990 in einer der größten Minen der Welt abgebaut, im offenen Tagebau, mit den entsprechenden Umweltzerstörungen.

Zum Vergleich: In Goldkronach wurde Gestein gefunden mit einem Goldgehalt von 18 Gramm je Tonne Gestein. Das ist das 32-Fache dessen, was man in einer der profitabelsten und größten Goldminen der Welt in den peruanischen Anden heute noch abbaut: In der größten Goldmine Lateinamerikas – Yanacocha – hat man zum Beispiel täglich 600 000 Tonnen Gestein zermahlen, um noch ein halbes Gramm Gold aus einer Tonne Gestein herauszuholen, schildert Heidenreich. Das geschehe mit Giften wie Zyanid und Quecksilber, verbrauche immense Mengen Trinkwasser. Der Tagebau zerstöre große landwirtschaftliche Flächen, in den abgebauten Kratern sammele sich Regenwasser, das sich mit den anderen Stoffen zu einer giftigen Brühe verbinde. Zu den Umweltzerstörungen kämen noch Menschenrechtsverletzungen mit ihren sozialen Folgen. Von den Erlösen aus dem Bergbau bleibe fast nichts in der Region hängen oder fließe als Steuern zurück, erläutert Heidenreich. Die Einheimischen sind doppelte Verlierer.

Was das mit uns zu tun hat? Heidenrich erläutert es so: „Ein Fingerring aus peruanischem Gold steht für mehr als 14 Tonnen Giftmüll, für Ausbeutung von Mensch und Natur.“ Heidenreich will Gold nicht „abschaffen“. Er weiß, dass Gold für technische Anwendungen unverzichtbar ist. Gold lässt sich extrem dünn verarbeiten, es lässt sich im Prinzip endlos ohne Qualitäts- und Materialverlust wiederverwerten. Aber nur zehn Prozent des abgebauten Goldes finden eine technische Anwendung, etwa in Mobiltelefonen. Der überwiegende Rest steht für Schmuck, Geldanlage, Spekulation.

Gibt es dafür keine Alternativen? Warum wird Gold trotzdem dort abgebaut und nicht hier bei uns? Und warum wird so wenig recycelt? Wie ist das mit dem „Fairen Gold“? Diesen Fragen will der ehemalige Direktor des Bildungswerkes der katholischen Diözese Mainz am kommenden Freitag, 16. März, ab 19 Uhr im Meister Bär Hotel in Goldkronach auf den Grund gehen. Eintritt frei, Spenden erbeten.

Info: www.kamapgne-bergwerk-peru.de

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