Bunker und Haus erneut durchsucht "Bunkermann": Freundin war in Gewahrsam

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In diesem Bunker hortete ein Himmelkroner Drogen, Waffen und Sprengstoff. Der 36-Jahre wurde zu einer viereinhalbjährigen Gefängnisstrafe verurteilt. Inwieweit sich die Lebensgefährtin mitschuldig gemacht hat, überprüft jetzt die Staatsanwaltschaft. Foto: Polizei/Archiv Foto: red

In den vergangenen Wochen stand ihr Freund im Fokus der Strafjustiz. Doch möglicherweise ist die Lebensgefährtin des Bunkerbauers aus Himmelkron mehr in die Vorgänge verstrickt, als bisher bekannt. Das legten das Äußerungen nahe, die sie gegenüber Dritten gemacht haben soll. Die Staatsanwaltschaft nahm daraufhin die Ermittlungen am Freitag wieder auf. Nach Kurier-Informationen war die Frau am Samstag in Gewahrsam genommen und befragt worden, Bunker und Haus wurden erneut durchsucht.

 
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Die Freundin des Militärfanatikers und gelernten Bilanzbuchhalters war an jedem der Prozesstage anwesend, ging aber Medienvertretern aus dem Weg. Am vorletzten und letzten Verhandlungstag wechselte sie noch ein paar Worte mit ihrem zu viereinhalb Jahren verurteilten Freund. Das Gespräch konnten Anwesende mithören.

Ende der Beziehung

Die 22-Jährige deutete im Gerichtssaal an, sich von ihm trennen zu wollen. Ihr Freund wollte auch wissen, ob sie einen Schlafplatz und Geld habe. Seine Frage, ob sie einen anderen habe, verneinte sie. Aber sie wisse nicht, wie es weitergehen solle. Sie wolle die Beziehung wegen ihrer Tochter beenden. Das Jugendamt hatte das Kind in die Obhut der Großeltern gegeben.

Rechtsanwalt Johannes Driendl hatte in seinem Plädoyer von einer "mindestens moralischen Mitschuld" der Freundin gesprochen.

Belastet Freund schwer

Nach dem Urteil am Donnerstag fuhr sie mit einem Journalisten davon. Der veröffentlichte auf seiner Internetseite jedoch Aussagen von der jungen Frau, die sie selbst in die Bredouille bringen. Auch ihren Freund hätte sie damit schwer belastet. Wenn das, was sie gesagt haben soll, stimmt. So seien weitere Drogen und eine große Geldsumme von dem 36-Jährigen versteckt worden. Die Polizei habe sie nur nicht entdeckt. Der geschädigte Unternehmer aus dem Landkreis Kulmbach vermutet schon lange, dass der Verurteilte noch irgendwo Geld gebunkert hat. In Kanada, Zypern, Griechenland und auf den Cayman-Inseln, meint er.

Sprengversuch mit Fahrrad

Die 22-Jährige beschuldigt ihren Lebensgefährten zudem, gewaltätig gewesen zu sein. Auch Nachbarn hatten gegenüber dem Kurier berichtet, dass er sie geschlagen habe und sie aus Angst Zuflucht bei ihnen gesucht habe. Die Granaten, die er bei der Festnahme bei sich hatte, hätten dazu gedient, sich im Fall einer Verhaftung wehren zu können, so die Lebensgefährtin. Der 36-Jährige habe eine seiner selbst gebauten Rohrbomben an ihr Fahrrad montiert und dies in eine der Garagen seines früheren Arbeitgebers geschoben. Die Bombe habe aber nicht gezündet. Angeblich hat sie nach einem Medienbericht jetzt ihren Freund angezeigt.

Zeugnisverweigerungsrecht genutzt

Der Polizei hatte sie von dem allen offenbar nichts erzählt. Eine Kurier-Nachfrage bei Leitendem Oberstaatsanwalt Herbert Potzel ergab am Freitag, dass bei ihm keine Anzeige vorliegt. "Das heißt aber nicht, dass sie nicht woanders eingegangen sein kann", sagte Potzel. Wegen der veröffentlichten Äußerungen der Frau ermittelt jetzt die Kriminalpolizei weiter. Im Untreue-Prozess hatte sie von ihrem Zeugnisverweigerungsrecht als Verlobte des Angeklagten Gebrauch gemacht, so Potzel. "Eine Zeugenaussage von ihr wäre für den Tatnachweis nicht erforderlich gewesen", sagte der Leitende Oberstaatsanwalt. Jetzt müsse die Staatsanwaltschaft jedoch den neuen Hinweisen nachgehen.

"Ihr wollt mich fallen sehen"

Polizeisprecherin Stefanie Püttner bestätigte am Freitag, dass weitere Vernehmungen geführt würden. Auch die Freundin sei stärker ins Visier der Kripo gerückt. "Dabei ist aber noch einiges abzuklären", sagte Püttner. Zum jetzigen Zeitpunkt könne nicht gesagt werden, ob sie zur Beschuldigten wird oder nicht. "Wenn eine Straftat im Raum steht, zieht das automatisch Ermittlungen nach sich." Auch der Journalist müsse damit rechnen, von der Kripo verhört zu werden. Alle neuen Informationen würden überprüft. "Wir werden auf alle Fälle noch einmal an die Dame herantreten."

Auf ihrer Facebook-Seite schrieb sie: "Ihr wollt mich fallen sehen? Vergesst es, ich bin stärker wie ihr denkt."

UPDATE: Am Samstagnachmittag wurde dem Kurier bekannt, dass Bunker und Haus erneut durchsucht wurden und die Frau vorübergehend in Gewahrsam genommen und erneut vernommen wurde. Sie wurde nicht in Untersuchungshaft genommen.

 

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