Weil das Spiel ganz schön schnell ist. Jede Bewegung kann da nicht erwähnt werden. Dafür sagt das Drumherum oft sowieso viel mehr aus. „Was macht der Michael Koch, schau ich dann manchmal“, sagt Ammon mit seiner normalen Stimme. Und legt los in seiner Radiostimme, energisch: „Er bläst die Backen auf! Er langt sich an den Kopf, er kann es nicht glauben!“
Was Ammons Arbeit manchmal erschwert: die Situation in den Hallen. Am Montag bestellt er vor jedem Auswärtsspiel bei der Telekom einen Techniker, der in der Halle einen ISDN-Anschluss für ihn verlegt. Klappt meistens gut. In Tübingen vor drei Jahren gar nicht. „Telekom-Techniker? War keiner da“, sagte der Hallenverantwortliche zu Ammon, als er ankam. Da ging erstmal Ammons Kinnlade runter. Der Tübinger Hallenmensch bekam Mitleid, wollte helfen. „Schau mal unterm Kampfgerichtstisch. Da ist ein Anschluss. Vielleicht passt der ja.“ Also krabbelte Ammon unter den Tisch, zwischen den Beinen der Kampfrichter durch auf allen Vieren, den Stecker in den Hand – er passte. Das Kabel musste dann an der Spielerbank vorbei, am Boden festgeklebt werden…. „ja, und dann hat ein halber Meter gefehlt.“ Also schob Ammon den Tisch diesen halben Meter zur Seite. Heimlich. Und stand damit mitten im Mannschaftsbereich, was eigentlich nicht erlaubt ist. „Hat keiner gemerkt. Und alles hat funktioniert.“ Dem Tübinger Hallenmenschen schickte Ammon als Dank einen Kasten Bayreuther Bier per Post.
Immer mal wieder hört Ammon in seine alten Übertragungen rein. Um zu überprüfen, ob die Bilder im Kopf auch wirklich entstehen. Aber auch, um sich zu erinnern, wie die nächste Halle ist. So auch vorm letzten Spiel in Weißenfels. Und das Spiel, das er sich da anhörte, „das war das emotionalste Spiel überhaupt“. Es ging um alles, der Abstieg drohte beiden Mannschaften, letztes Spiel der Saison – und Bayreuth siegte. „Der Max Weiß und ich, wir haben da rumgeschrien wie die Geisteskranken. Das war echt der Wahnsinn.“
Was ihm auch auffällt, wenn er in alte Aufnahmen reinhört: seine „Freunde“. Mit Ausrufezeichen, mehreren. Damit meint er die Schiedsrichter. „Freunde, Freunde, ach, was habt ihr da denn gepfiffen!“, sagt Ammon, in Radiostimme. Lacht. „Meine echten Freunde wetten mittlerweile schon, wie oft ich bei einer Übertragung das Wort Freunde sage.“
Ammon ist ein echter Basketballer. Mit acht Jahren fing er an, „bei Horst Link, wie jeder echte Bayreuther Basketballer“. Mit 29 Jahren dachte er eigentlich, seine aktive Karriere sei vorbei. „Dann kam ein Anruf“, sagt der zweifache Familienvater. Ob er nicht in der Regionalliga mitspielen wolle? Das war 1999. Er wollte. Mit Georg Kämpf und Dominic Zimmermann stieg er gleich in die 2. Liga auf.
Danach war aber Schluss. Dem Sport blieb er verbunden: Er machte ein Volontariat bei der Mainwelle. „Das war schon immer mein großer Traum: Sportreporter werden. Genauso, wie ich es jetzt mache.“ Wer übrigens denkt: So ein ganzes Spiel über reden und schreien, das muss doch anstrengend sein – der irrt. „Klar babbel ich auch mal 25 Minuten am Stück konzentriert durch“, sagt Ammon. „Aber Frauen können ja auch mal zweieinhalb Stunden ohne Punkt und Komma telefonieren.“ Da hat er vollkommen recht.
Am Samstag geht es für Ammon nach Braunschweig, im Gepäck natürlich seine 30 Kilo schwere Übertragungskiste. 14 000 Kilometer kommt die Mainwelle bei den Auswärtsfahrten in der Saison rum. Ammon ist nicht bei allen dabei: Er hat nach Braunschweig erst mal zwei Wochen Urlaub.

Info: Jede Woche wirft Amelie Wollny einen Blick auf die Ereignisse um Medi Bayreuth.