Zeuge beschreibt vor Gericht einen Mann mit seltsamen Gedankengut Freund aus Kindertagen belastet Mollath

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Im Wiederaufnahmeverfahren vor dem Landgericht Regensburg sagte ein Kinderfreund gegen Gustl Mollath aus. Der wiederum konterte. Foto: dpa Foto: red

Er fühlte sich von Banken und Polizei verfolgt – und wollte sich einen Geländewagen kaufen, um überall vor seinen Verfolgern fliehen zu können. Und etwa 20.000 Euro in bar soll er dabei gehabt haben. Im Wiederaufnahmeprozess vor dem Regensburger Landgericht erinnert sich Joachim Z. (59), Autohändler aus Nürnberg, noch gut an seine Begegnung mit Gustl Mollath vor zehn Jahren. Der kontert: "Haben Sie ein Alkoholproblem?"

 
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Der Zeuge schilderte vor Gericht, dass er damals keine Geländewagen verkauft habe, sondern nur VW-Busse. Dass Mollath  vorher seine Schwester „ausspioniert“ habe, um zu erfahren, wie der Autohandel liefe. Wie er zu ihm gekommen sei, wie er vor ihm gesessen und ihm einen Handel vorgeschlagen habe: Z. sollte die Telefonnummer seines Freundes herausrücken, denn das war der neue Partner von Mollaths Frau Petra. Dafür wollte Mollath auf eine Anzeige verzichten. Denn Z. hatte Einrichtungssachen von Mollaths Haus in einem VW-Bus mit roter Nummer abgeholt, die rote Nummer ist aber für solche Fahrten nicht erlaubt.

Mollath sei einfach gekommen um zu reden. Aggressiv sei er nicht gewesen, nur in seinen Gedanken gesprungen, so der Zeuge. Er habe gesagt, er stehe in Kontakt mit dem TV-Komiker Harald Schmidt; er schreibe ihm Briefe und durchs Fernsehen gebe der ihm, Mollath, Zeichen. „Ich weiß es, weil ich selber ein Fan von Harald Schmidt war“, sagt Z. Mollath sei „gegen die Amerikaner gewesen, gegen die Juden, gegen die Banken sowieso“. Z.s Fazit: „Damals war er Adolf Hitler“, wegen des Oberlippenbartes.

Bei dieser Schilderung lacht Mollath im Gerichtssaal und schüttelt wild den Kopf. Sein Anwalt Gerhard Strate fährt dazwischen. Z. kontert: „Waren Sie dabei?“ Und weil Mollath bei den Banken, die ihn verfolgten, den Schwarzgeldhandel unterbinden wollte, habe er es überall angezeigt, sogar bei der Bundesanwaltschaft. Das sei das Hauptthema des Gespräches gewesen.

Z. rückte die Nummer seines Freundes nicht raus, vermutete aber, dass Mollath sie sich beschafft habe, als er immer wieder kurz aus seinem Büro musste. Trotzdem war Mollath ein zweites Mal bei ihm, er zeigte Z. auch einen geschärften Schraubenzieher mit dem Hinweis, er sei bereit sich zu wehren. Nein, Angst habe Z. nicht gehabt, das Treffen sei zwar ungewöhnlich, aber „kumpelhaft“ gewesen. Immerhin handelt es sich bei Mollath und Z. um Männer, die sich seit ihrer Kindheit kennen.

Trotzdem siezt Mollath seinen alten Kumpel Z., während der ihn vor Gericht fleißig duzt. Und Z. hatte Mollath auch belastet. Auch bei ihm waren Anfang des Jahres 2004 Reifen durchstochen worden, „ziemlich reichlich viel“. Im Polizeibericht von damals hieß es 76, vor Gericht zählt er 56 auf. Dass es Mollath war, ist er sich heute noch sicher. Das gab er dem Angeklagten sogar persönlich zur Antwort. Darauf gebracht habe ihn eben sein Freund, dessen Telefonnummer er nicht rausrücken wollte. Denn im Umfeld seiner neuen Frau Petra M. seien viele Reifen durchstochen worden. Allerdings musste Z. zugeben: „Ein handfester Beweis liegt nicht vor.“

Als Mollath wissen will, warum sein ehemaliger Freund aus Kindertagen schon mit 59 Jahren im Ruhestand ist, immerhin könnte er ja "theoretisch auch eine andere Tätigkeit ausführen". Mit der Antwort, dass es mit dem Gebrauchtwarenhandel bergab ging, gibt sich Mollath nicht zufrieden: „Ich frag´ konkret, haben Sie ein Alkoholproblem?“

Eine Frage, die den sonst eher ruhigen Staatsanwalt auffahren ließ. „Wenn man Herrn Mollath beobachtet, hat er mit dem Publikum dergestalt kommuniziert, dass er Gesten macht, als ob er selbst Durst hätte oder dass der Angeklagte alkoholisiert ist“, sagt er. Richterin Elke Escher: „Das habe ich nicht mitbekommen.“ Zeuge Z.: „Wer bitte kommt auf die Idee?“ Staatsanwalt: „Der Herr Mollath durch Kommunikation mit dem Publikum mit entsprechender Gestik.“

Ende der Zeugenbefragung durch den Angeklagten Mollath.

Mollath Webreportage

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