Fraunhofer erweitert in Wolfsbach

Von Norbert Heimbeck
Sehen unspektakulär aus, sind aber technisch vom Feinsten: Keramische Verstärkungsfasern, auf Spulen gewickelt, sollen ab 2019 in Wolfsbach produziert werden. Foto: red Foto: red

Die Welt schaut auf Bayreuth. Zumindest die Welt der Hochtemperaturforscher. Im Frühjahr 2017 beginnen in Wolfsbach die Bauarbeiten für eine Pilotanlage zur Herstellung keramischer Verstärkungsfasern. Bislang gibt es nicht einmal eine Handvoll solcher Fabriken in den USA und Japan. Der Neubau des Bayreuther Fraunhoferzentrums HTL ist die einzige Anlage ihrer Art in Europa.

 
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Im Juli 2015 wurde der Neubau des Fraunhofer-Zentrums HTL in Wolfsbach in Betrieb genommen. Schon damals gab es die Idee, in Wolfsbach etwas Zukunftsweisendes zu schaffen. Nun hat das Bundesforschungsministerium grünes Licht für den Bau der Pilotanlage zur Herstellung keramischer Verstärkungsfasern gegeben. Die Baumaßnahme wird vom Bund, vom Freistaat Bayern sowie von der Fraunhofer-Gesellschaft mit insgesamt 20 Millionen Euro finanziert. Es werden insgesamt etwa 20 neue Arbeitsplätze entstehen.

Heiß und leicht

 Das Fraunhofer-Zentrum HTL entwickelt mit rund 45 Mitarbeitern und noch einmal so vielen wissenschaftlichen Mitarbeitern unter anderem Materialien für den Einsatz bei hohen Temperaturen für die Industrie. Die Wissenschaftler beschäftigen sich insbesondere mit Siliciumcarbid-Fasern (SiC). Diese Fasern sind wichtig für Bauteile, die hohe Temperaturen aushalten und gleichzeitig besonders leicht sein müssen. Prof. Gerhard Sextl ist Chef des Würzburger Mutterinstituts ISC, dem die Wolfsbacher Wissenschaftler zugeordnet sind. Er sagt: „An der Technologie herrscht großes Interesse. Im Vergleich zur heutigen Energieerzeugung auf Basis von Turbinen aus Metall hat sie mehrere Vorteile. Wir können bei deutlich höheren Temperaturen arbeiten, die Materialien sind Leichtbaustoffe, der Wirkungsgrad der Anlagen erhöht sich, und wegen der höheren Verbrennungstemperaturen sinken die Schadstoff-Emissionen." Da die neue Anlage das zweite Vorhaben von Fraunhofer in Wolfsbach sei, wolle man auch die Zusammenarbeit mit der Universität Bayreuth enger gestalten, sagt Sextl.

Reaktionen

Universitätspräsident Stefan Leible sagte auf Anfrage: "Das ist ein sehr schöner Erfolg, zu dem ich dem Fraunhofer HTL ganz herzlich gratuliere. Der Bau der Pilotfaseranlage wird den Innovationsstandort Bayreuth und insbesondere die Technologieachse Bayreuth-Wolfsbach nachhaltig stärken und noch mehr international sichtbar machen. " Oberbürgermeisterin Brigitte Merk-Erbe freut sich ebenfalls: "Mit dem Bau dieser europaweit einzigartigen Faserpilotanlage stärkt das Fraunhofer-Zentrum HTL maßgeblich den Technologie- und Wissenschaftsstandort Bayreuth. Für die Stadt Bayreuth, die Universität und die Region ist diese Weiterentwicklung des Fraunhofer-Zentrums eine gute Nachricht."

Einzigartig in Europa

Für Temperaturen oberhalb von zirka 1100 Grad Celsius kommen keramische Faserverbundwerkstoffe (CMC) in Frage, weil Metalle schmelzen würden. Als einzige Forschungseinrichtung in Europa entwickeln die Wolfsbacher CMC entlang der gesamten Herstellkette, angefangen bei der Faserentwicklung und textilen Verarbeitung bis hin zum Aufbau der keramischen Matrix und dem Fügen der CMC-Halbzeuge. Es arbeitet dabei eng mit Industrieunternehmen zusammen.

Produktion im Tonnenbereich angestrebt

 Keramische Verstärkungsfasern sind der entscheidende Rohstoff für die Herstellung von CMC-Bauteilen. Die Hersteller sitzen bisher in den USA oder in Japan und fertigen vorwiegend für den inländischen Bereich. Für europäische Hersteller sind daher keramische Fasern häufig nicht oder nur zu sehr hohen Preisen verfügbar. Friedrich Raether, Leiter des Wolfsbacher Zentrums HTL, hatte dem Kurier gesagt: „Derzeit stellen lediglich Fabriken in Japan und den USA kleine Mengen dieser Fasern her. Wir sprechen von einer Jahresproduktion von zehn Kilogramm bei HTL. Damit können Firmen in Europa ihren Bedarf für Forschungszwecke und zum Bau von Protypen nicht decken. Die Anlage in Wolfsbach soll etwa fünf Tonnen Fasern produzieren. Damit wären wir die einzigen in Europa, die diesen wertvollen Rohstoff in nennenswertem Umfang zur Verfügung stellen könnten.“ An dieser Einordnung hat sich auch nach einem Jahr nichts geändert.

Baubeginn ist 2017

Das neue Technikum ist mit einer Nutzfläche von 1350 Quadratmetern geplant. Es soll neben dem bestehenden Gebäude des HTL errichtet werden. Nachdem das Bundesministerium für Bildung und Forschung den Raumbedarfs- und Stellenplan genehmigt hat, können jetzt die Detailplanungen in Angriff genommen werden. Bereits im Frühjahr 2017 soll mit den Bauarbeiten begonnen werden, und Anfang 2019 wird der Betrieb aufgenommen. Die Fraunhofer-Gesellschaft übernimmt 3,75 Millionen Euro der Gesamtkosten von 20 Millionen Euro. Die restliche Summe teilen sich Bund und Bayern zu je 50 Prozent.

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