Die Partie des Daland ist für Selig nicht neu. Er hat ihn in Köln und Paris (in der Inszenierung von Willy Decker) gesungen, zudem einmal konzertant. mit der Cappella Coloniensis. Selig: „Das war die erste Gesamteinspielung einer Wagneroper auf historischen Instrumenten.“ Die Bayreuther Inszenierung aber ist seine erste „Holländer“-Neuproduktion, sagt Selig, der sich am Grünen Hügel schnell zu Hause gefühlt hat. Warum? „Im Laufe der Jahre hat man natürlich unglaublich viele Leute kennengelernt – und plötzlich waren viele von denen in Bayreuth. Ein sehr schönes Gefühl, wenn man sich als Neuling gleich heimisch fühlt.“
Einen kennt er schon seit Jahren – Christian Thielemann. Mit ihm hat er in Berlin „Tristan und Isolde“ und in Wien „Parsifal“ gemacht – oder auch Beethovens „Missa Solemnis“ in Dresden aufgeführt. Das Publikum liebt Thielemann, was schätzt der Sänger Selig an ihm? „Das ist einfach ein grandioser Musiker. Schon nach den ersten Sitzproben sind wir Sänger rausgegangen und haben gesagt: ,Wir hören Sachen, die wir im Holländer niemals zuvor gehört haben.‘ Es ist etwas ganz Besonderes, mit ihm zu musizieren – es ist die reine Freude.“ Was ihm besonders gefällt? „Der Holländer ist praktisch schon eine reife Wagnerpartie, der Daland aber ist noch bei Lortzing angesiedelt. Diesen Kontrast so bewusst zu zeigen, das habe ich so noch nicht erlebt.“
Als Sänger freut ihn natürlich auch der Umstand, dass „die Regie von Jan Philipp Gloger sehr musikalisch“ sei – und das Konzept stimmig. Was kommt nach Bayreuth? Der Fasolt im „Rheingold“ an der New Yorker Met, in Toronto König Marke im „Tristan“ von Peter Sellars mit Dirigent Jirí Belohlávek. Und wie erholt er sich von all dem Opernstress? Selig: „Am besten zu Hause, bei der Familie.“ Und indem er sich mal wieder an seine Orgel setzt und Kirchenmusik spielt. Die alte Liebe rostet nicht.
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