Parallelen zur Moderne
Historiker betonen, wie viele Parallelen das chaotische, teilprivatisierte Gewaltgeschehen des Dreißigjährigen Krieges zu heutigen Kriegen aufweist. Selbiges gilt für Angewohnheiten. Man sieht einen Schädel, dessen Gebiss das für so viele Soldaten typische „Pfeifenloch“ aufweist: jene Abschleifung der Schneidezähne durch das rauhe Mundstück der Tonpfeife. „Es waren ja die Söldner, die das ,Tabaktrincken’ über Europa verbreiteten“, sagt Kraus. Originale, seltene Waffen kann man bestaunen, von der Muskete bis zum Schwert, aber auch Freizeitgerät der Soldaten: Ein kleiner knöcherner Würfel erinnert daran, womit die Söldner gern die Zeit totschlugen, wenn sich kein Gegner fand.
Dass Soldaten letztlich nicht nur Täter, sondern auch arme Schweine waren, zeigt ein anderer Raum. Eine Amputationssäge, Zangen und Bohrer zum Entfernen von Kugeln gemahnen an den Schrecken nach der Schlacht. Unnötig waren diese Instrumente bei dem Söldner, der in der Schlacht von Wittstock 1636 sein Ende fand: Eine Kugel durchschlug den Kopf glatt. Auch dieser Schädel ist ausgestellt, als gruseliger Zeuge des Krieges, der vor genau 400 Jahren seinen Anfang nahm.
Info: "Söldner, Schrecken, Seuchen. Franken und Böhmen in der Zeit des Dreißigjährigen Krieges“, ab 24. März im Fränkische-Schweiz-Museum.