Fondsanlage: So kriegen Sie Risiken klein

Geldexperten am Kurier-Telefon: Frank Schöndorf (links) vom deutschen Fondsverband BVI und Peter Klipp von Stiftung Warentest/Finanztest. Foto: Andreas Harbach Foto: red

Wie sein Geld anlegen in Zeiten, in denen das Ersparte nichts mehr abwirft? Fonds können eine von mehreren möglichen Lösungen sein. Worauf Einsteiger achten sollten, wenn sie sich dafür entscheiden, verrieten Frank Schöndorf vom deutschen Fondsverband BVI und Peter Klipp von der Stiftung Warentest/Finanztest bei einer Telefonaktion des "Nordbayerischen Kurier". Hier eine Zusammenfassung der Fragen und Antworten:

 
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Ich habe etwa 10.000 Euro zur Verfügung, die ich anlegen kann. Wann ist der beste Zeitpunkt, in einen Fonds einzusteigen?
Das kann leider niemand vorher sagen. Wenn Sie nicht gleich die gesamte Summe anlegen wollen, teilen Sie das Geld in mehrere Tranchen auf, die Sie zu verschiedenen Zeitpunkten in den Fonds Ihrer Wahl einzahlen.  

Ich habe viele Jahre in einen Fondssparplan eingezahlt. Jetzt bin ich Rentner und könnte ab und an Geld gebrauchen. Kann ich Geld entnehmen, wie ich es brauche?
Ja, das ist möglich. Sie sind bei der Auszahlung genauso flexibel wie bei der Einzahlung. Es ist möglich, monatlich einen festen Auszahlbetrag zu vereinbaren. Sie können aber auch größere oder kleinere Summen zu den Zeiten entnehmen, zu denen Sie das möchten.

Ich habe bereits Aktien- und Rentenfonds. Im Sinne einer breiten Streuung will ich noch Anteile an offenen Immobilienfonds kaufen. Welcher Zeithorizont ist sinnvoll?
Offene Immobilienfonds sind nichts für eine kurzfristige Anlage. Wegen der Kosten empfehlen wir einen Zeitraum von mindestens fünf Jahren. Darüber hinaus müssen Sie eine Mindesthaltefrist von zwei Jahren beachten. Im Schnitt erwirtschafteten offene Immobilienfonds über die letzten fünf Jahre eine jährliche Rendite von rund 2,5 Prozent.

Ich könnte bei einer österreichischen Bank Festgeld zu 1,5 Prozent anlegen. Wäre das über eine Einlagensicherung abgesichert?
Ja, die Einlagensicherung beträgt innerhalb der EU bis zu 100.000 Euro, für Gemeinschaftskonten von Eheleuten bis zu 200.000 Euro. In Deutschland gehören die meisten Privatbanken zusätzlich dem Einlagensicherungsfonds des Bundesverbandes deutscher Banken an, der Einlagen in Millionenhöhe absichert. Auch öffentliche Banken, Sparkassen und Genossenschaftsbanken in Deutschland haben eigene Systeme, die über die Einlagensicherung hinausgehen.

Ich habe es nicht so mit der Börse. Aber ein Bekannter meinte, ich solle mir doch in diesen Zeiten wenigstens einen ETF zulegen. Was ist darunter zu verstehen?
ETF ist die Abkürzung für Exchange Traded Funds, also börsengehandelte Fonds. Diese Fonds bilden passiv einen bestimmten Index ab, beispielsweise den DAX oder den MSCI World. Da kein Fondsmanager tätig wird, ist ein ETF relativ preisgünstig. Der Fonds entwickelt sich immer so wie der zugrunde liegende Index. Somit kann der Anleger nicht schlechter abschneiden als der Index, aber auch nicht besser.

Ich habe gelesen, dass sich die Besteuerung von Fonds ab 2018 ändert. Ich habe unter anderem Aktien- und Immobilienfonds. Muss ich mit einer höheren Belastung rechnen?
Nein, unter dem Strich soll sich die Steuerbelastung für den privaten Anleger nicht erhöhen. Über Details der Neuregelung können Sie sich unter anderem auf der Internetseite des deutschen Fondsverbandes BVI www,bvi.de informieren. Dort gibt es auch die Broschüre „Investmentsteuerreform kompakt“ zum Herunterladen oder Bestellen.

Gibt es spezielle Fonds, für die man die Riester-Zulagen bekommt oder kann man dafür jeden Fonds nehmen?
Für Riester-Sparpläne gibt es spezielle Fonds, über die Sie sich unter www.test.de informieren können. Ab Januar 2018 wird übrigens die jährliche Grundzulage von bisher 154 Euro pro Person auf 175 Euro angehoben. Die Kinderzulage beträgt weiterhin 185 Euro für bis Ende 2007 geborene und 300 Euro für ab 2008 geborene Kinder. Sie selbst müssen vier Prozent Ihres rentenversicherungspflichtigen Vorjahreseinkommens einzahlen. Auch in Riester-Fondsanlagen sind Ihre Einzahlungen und die staatlichen Förderungen am Ende der Ansparphase garantiert.

Was ist das Risiko bei einem geschlossenen Fonds?
Geschlossene Fonds sind Unternehmensbeteiligungen, beispielsweise an Immobilien, Flugzeugen, Schiffen oder an Infrastruktur. Geschlossene Fonds haben von vornherein ein festgelegtes Investitionsvolumen. Die Anzahl der Fondsanteile ist begrenzt. Sobald alle Anteile verkauft sind, gibt die Fondsgesellschaft keine weiteren mehr aus, der Fonds wird geschlossen. Sie als Anleger haben während der Laufzeit keinen Anspruch auf Rücknahme Ihrer Anteile durch die Fondsgesellschaft. Sie kommen also in der Regel nicht an Ihr Geld heran.

Mein Sohn ist fertig mit der Ausbildung, verdient eigenes Geld und könnte etwas für die Altersvorsorge tun. Sind Fonds dafür geeignet?
Fonds mit dem Anlageschwerpunkt Deutschland beispielsweise haben über den Zeitraum von 20 Jahren im Schnitt mehr als fünf Prozent Rendite pro Jahr erbracht. Mit einem Riester-Fondssparplan lassen sich zusätzlich noch staatliche Förderungen mitnehmen. Ihr Sohn sollte aber auch prüfen, ob sein Arbeitgeber eine betriebliche Altersvorsorge oder vermögenswirksame Leistungen anbietet. Altersvorsorge sollte auf mehrere Standbeine verteilt werden. Je früher man damit anfängt, umso besser.  

Ich will einen Teil meiner Rentenfonds verkaufen. Kostet das etwas?
Nein, in der Regel ist die Rückgabe von Anteilsscheinen an die Fondsgesellschaft nicht mit Kosten verbunden. Lediglich für den Kauf von Anteilen wird ein so genannter Ausgabeaufschlag fällig. Dieser beträgt in der Regel für aktiv gemanagte Fonds bis zu fünf Prozent des Anteilwertes. Kosten müssen in Verkaufsprospekt und Produktinformationsblatt ausgewiesen sein

Was passiert mit meinem Geld, wenn die Fondsgesellschaft pleite macht?
Das ist geschützt und kann nicht an die Gläubiger fallen. Denn Fondsanteile der Kunden sind so genanntes Sondervermögen. Dieses Sondervermögen muss getrennt vom Vermögen der Gesellschaft verwahrt werden. Es spielt dabei keine Rolle, ob Sie Ihre Fondsanteile bei einer Bank, einem unabhängigen Vermittler oder direkt bei einer Fondsgesellschaft gekauft haben.

Welche Fonds sind für Einsteiger geeignet?
Als Einsteiger kommen Sie nicht umhin, sich zunächst einmal grundlegend mit der Materie zu beschäftigen. Welcher Risikotyp sind Sie? Wie viel Geld können Sie überhaupt wie lange entbehren? Wollen Sie eher in Aktien- oder in Rentenfonds investieren? Zum Einstieg empfehlen wir Fonds, die möglichst breit gestreut und kostengünstig sind. Sie können sich bei Finanztest auch über das so genannte Pantoffelportfolio informieren, das für Einsteiger entwickelt wurde. In solch einem Portfolio können junge Leute einen höheren Aktienanteil wählen, denn die Anlage soll ja von einer längeren Laufzeit profitieren.

Mir hängt ein wenig das Sicherheitsdenken an. Gibt es wirklich keinen Platz, an dem ich mein Geld bedenkenlos deponieren kann?
Die so genannten sicheren Anlagen wie Sparbuch oder Lebensversicherung haben derzeit ausgedient. Ohne eine gewisse Risikobereitschaft wird sich Ihr Geld nicht vermehren können. Sie müssen ja nicht gleich mit Einzelaktien spekulieren. Nehmen Sie breit streuende Fonds, damit konnten in den vergangenen Jahren meist gute Renditen erwirtschaftet werden. Machen Sie sich die Mühe und schauen Sie auf die Internetseite des BVI www.bvi.de und von Stiftung Warentest www.test.de. Dort sehen Sie, welche Fonds bisher gut gelaufen sind.

Ich würde gern Geld in Einzelaktien investieren, möchte aber möglichst wenig Verlust machen, sollte der Kurs plötzlich stürzen. Muss ich täglich den Kurs beobachten?
Zunächst einmal: Günstig ist es, hierfür Geld einzusetzen, das im Notfall für Sie entbehrlich ist. Schwankungen können extremer ausfallen als bei breit gestreuten Fonds. Grundsätzlich gilt auch hier: Dies sollten Sie aushalten können. Es gibt aber die Möglichkeit, einen so genannten Stoppkurs zu setzen. Zu diesem Kurs würden Ihre Anteile dann automatisch verkauft werden. Das kann Sie vor Verlust - allerdings auch vor Gewinn - schützen.

Was ist unter Dividendenfonds zu verstehen?
In einem solchen Fonds sind Unternehmen zusammengefasst, die überdurchschnittlich hohe Dividenden ausschütten. Dividenden sind Anteile am Gewinn, die eine Aktiengesellschaft an ihre Aktionäre ausschüttet. Dividenden können Kursschwankungen abfedern, weil sie unabhängig von der Entwicklung der Kapitalmärkte sind. Die Dividendenrenditen von Unternehmen im deutschen Leitindex DAX lagen in der Vergangenheit bei durchschnittlich 2,8 Prozent.

Woran erkenne ich ein unseriöses Angebot?
Sie sollten stutzig werden, wenn außergewöhnlich hohe Renditen in kurzer Zeit versprochen werden. Es gilt das Prinzip: je höher eine versprochene Rendite, desto höher ist auch das Risiko, einen ebenso großen Verlust einzufahren. Ein vernünftiger Vermögensaufbau braucht seine Zeit. Machen Sie sich zunächst Ihre eigenen finanziellen Ziele und Möglichkeiten klar. Erst dann gehen Sie an die Auswahl passender Produkte, beispielsweise von Aktienfonds. Fonds sind streng reguliert und zu Transparenz verpflichtet. In den Anlegerinformationen finden Sie Angaben zu Risiken, Kosten und Wertentwicklung in der Vergangenheit. 

Ich habe mich schon ein wenig mit dem Börsengeschehen beschäftigt. Aber wie sollte ich beim Fondskauf am besten vorgehen?
Ganz wichtig: Sie sollten verstehen, was Sie kaufen. Fragen Sie nach Kosten und Risiken. Gibt es keine klaren Auskünfte, Finger weg! Streuen Sie Ihr Geld möglichst breit über mehrere Branchen und Länder. Suchen Sie sich beispielsweise einen global, einen europaweit und einen deutschlandweit anlegenden Fonds. Dazu vielleicht zwei bis drei gemischte Fonds, die sowohl in Aktien als auch in festverzinsliche Papiere investieren Wählen Sie einen langen Anlagehorizont, mindestens fünf, besser zehn Jahre.

Ich habe einen Sparplan mit Aktienfonds weltweit und europaweit, der sich bisher gut entwickelt. Sollte ich ihn weiterlaufen lassen oder den Gewinn mitnehmen?
Wenn Sie das Geld jetzt nicht unbedingt brauchen, lassen Sie den Sparplan weiterlaufen. Sie haben eine gute Streuung, bei der die Chance besteht, langfristig weiterhin eine gute Rendite zu erhalten.

red

Weitere Infos:

Die aktuellen Ausgaben der Zeitschrift „Finanztest“. Im Septemberheft geht es um „ETF – Fonds für Einsteiger. Schritt für Schritt zum Aktienmarkt“. www.bvi.de, Broschüren „Investmentfonds und Altersvorsorge“  und „Investmentsteuerreform kompakt“.

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