Seit über zehn Jahren besteht der Verein focus-europa mit Sitz in Neudrossenfeld. Doch Mitstreiter und Sponsoren zu finden, ist mühsam und zeitaufwendig. Vor gut zwei Jahren dachte Vorsitzender Lutz-Benno Kracke schon einmal ans Aufhören.
Seit 2011 steht Kracke an der Spitze der Initiative, als er den damaligen Vorsitzenden Karl-Theodor zu Guttenberg beerbte. Selbst Mitglied ist Kracke seit 2006, Schatzmeister seit 2009. Viele der ersten Kunstvereinsmitglieder sind längst abgesprungen, neue dafür hinzugekommen. Mittlerweile unterstützen die Vereinigung 125 Menschen, 80 von ihnen sind selbst Künstler und stammen aus zwölf europäischen Ländern. Ziel des Vorsitzenden ist, eines Tages Mitglieder aus allen 28 EU-Ländern zu haben.
Die Satzung des Vereins gibt vor, mittels des kulturellen Austausches in den Künsten Grenzen zu überwinden. „Der europäische Gedanke liegt mir immer noch am Herzen“, sagt Kracke im Gespräch mit dem Kurier über die Zukunft des Vereins. Der Völkerverständigung fühlt er sich noch immer verpflichtet, wofür er im April erst in Serbien einen Preis erhielt. Er setze sich für ein gewaltloses Miteinander ein und eine Gesellschaft, die Flüchtlingen Perspektiven aufzeige, sagt Kracke. In der Praxis habe sich dies zum Beispiel in einem Kunstworkshop für unbegleitete Flüchtlinge niedergeschlagen. „Die Menschen verstehen sich über Grenzen und Sprachen hinweg“, ist Kracke überzeugt. „Nur wenn die Politik dazwischen funkt, wird es erst problematisch.“ Bis zu den Neuwahlen im März werde er also erst einmal weitermachen, so Kracke. Doch Reise- und Unterbringungskosten wollen bezahlt sein, ebenso die Miete für Ausstellungsflächen.
Was zuletzt nicht ganz so gut lief: Die Oberfranken Stiftung unterstützte die 8. Internationale Kunstausstellung des Vereins nicht mehr, weshalb sie zuletzt nur in kleinerem Rahmen ausgerichtet werden konnte und künftig womöglich ganz entfällt. „Die Plassenburg ist schwer erreichbar und eigentlich zu groß und im Herbst zu kalt“, sagte Kracke. „Der Aufwand lohnt sich nicht für uns.“ Der Verein versucht, künftig in der Alten Spinnerei in Kulmbach Räume zu nutzen. Dort plant die Stadt ein Kulturzentrum.
Kracke legt Wert darauf, dass focus-europa mit Künstlern zusammenarbeitet, die von ihrer Kunst leben können. „Ich kann den Vorwurf, wir machten Hausfrauenkunst, nicht mehr hören“, wehrt sich der Vorsitzende gegen unterschwellige Kritik. „Wir haben noch keine Südtiroler Herrgottsschnitzer eingeladen.“ Allein über den Internetauftritt bekomme der Verein eine große Zahl von Anfragen. Wen Kracke letztendlich einlädt oder wenn focus-europa in Europa besucht, hängt größtenteils vom persönlichen Netzwerk der Mitglieder ab.
Die andalusischen Künstler Paco Aguilar, Sebastian Navas und Rafael Alvarado hätten dem Verein in diesem Jahr eine seiner erfolgreichsten Ausstellungen beschert. Fast 1000 Besucher, zwanzig Prozent der 38 Werke verkauft: Für Kracke ein Beweis für deren „hohe Qualität“. Und er fügt hinzu: „Ich lehne auf Anfragen ab, weil ich um ein hohes Niveau bemüht bin. Es reicht nicht, nur Provinzkünstler zu haben.“
Bürgermeister Harald Hübner ist froh, den Kulturverein in der Gemeinde zu haben. Hübner ist wie sein Vorgänger Dieter Schaar Mitglied im Kuratorium. focus-europa kann das Eishaus als Galerie nutzen und in der von der Gemeinde erworbenen Scheune nahe Krackes Wohnhaus Workshops halten. Bisher fehlt jedoch die Stromversorgung.
MAI: Artfestival während der Europatage vom 19. bis 21. Mai. Am 13. Mai beginnt ein Internationales Künstler Symposium mit zwölf Gästen aus Nordosteuropa. Darunter sind Künstler aus Dänemark, Schweden, Norwegen, Finnland und Kaliningrad. Die Werke werden vom 19. Mai bis 11. Juni ausgestellt.
JULI/AUGUST: Ausstellung von Fotos und Collagen in der Galerie im Eishaus auf dem Bräuwerck-Gelände in Neudrossenfeld. Vom 16. Juli bis 6. August stellen zwei Berliner Künstler unter dem Titel „Ungleiche Paare“ ihre Arbeiten gegenüber. Die Werke spiegeln sich in Strukturen, Farben und Themen.
OKTOBER/JUNI: Unter dem Motto Artexchange findet vom 13. Juni bis 1. Juli eine internationale Ausstellung in Vilnius statt. Die Teilnehmer sind focus-Künstler aus zehn europäischen Ländern sowie Künstler aus den Reihen des Bunds Fränkischer Künstler. Im Gegenzug kommen zwölf litauische Künstler vom 22. Oktober bis 12. November nach Neudrossenfeld. Focus Europa organisiert die „Begegnung“ mit der Gemeinde Neudrossenfeld und der Stadt Kulmbach.
DEZEMBER: Im Eishaus werden vom 7. bis 17. Dezember Werke aus focus-Kunstseminaren ausgestellt.
Im europäischen Ausland ist die Kunst-Konferenz an der Universität Krakau im Februar, an der fünf focus-Künstler teilnehmen. Im April stellen neun Mitglieder in Serbien aus. Im Herbst wird ein Symposium in Malaga in Casa Permerja angeboten. Die Werke zeigt die Galerie Gravura von Paco Aguilar vom 30. Oktober bis 19. November.