Fluchtpunkt Fichtelberg Flüchtlingsschicksale im Feriendorf am Fichtelsee

Andreas Gewinner
 Foto: red

Fotografieren lassen wollen sie sich nicht. Und nicht jeder, der zu dem Termin mit der Presse in der Asylbewerberunterkunft im "Feriendorf am Fichtelse" gekommen ist, möchte reden. Ein paar reden doch. Erzählen von Ehemännern im Gefängnis oder die im Bürgerkrieg vermisst sind. Von kranken Kindern, von Schikanen auf Behörden. Von der Hoffnung auf ein besseres Leben in Deutschland.

 
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Janina aus der Ukraine fragt, ob sie aufstehen muss, wenn sie was sagt. Sie muss nicht. Ihr Ehemann, ein Syrer, war Student in der Ukraine. Dort haben sich die beiden vor gut zwei Jahren im Wahlkampf auf der Seite von Julia Timoschenko engagiert, die die Wahl verlor. Als Konsequenz ihres politischen Enagegmanents verlor er seine Arbeit, deshalb ging die Familie in die syrische Heimat des Ehemanns, erzählt sie.

Vom Regen in die Traufe

Sie kamen vom Regen in die Traufe. Ihr Mann ist ethnischer Kurde, war auch in Syrien politisch aktiv, geriet ins Visier der Polizei. Wo ihr Mann heute ist, weiß die hübsche blonde Frau nicht. Er gilt als vermisst. Weil zwei Brüder und drei Tanten ihres Mannes schon in Deutschland sind, floh sie mit ihren beiden Kindern hierher.

Janina ist eine von 25 Bewohnern im Haupthaus des ehemaligen Zeltlagering Oberfranken. Die meisten Bewohner sind Familien der Roma-Minderheit aus dem ehemaligen Jugoslawien. So wie Sascha, der mit Frau und zwei Kindern hier ist. Sascha hat als einziger ein Einzelzimmer. Er leidet unter Epilepsie und Migräne. Wenn er in Serbien aufs Amt ging, habe es geheißen "Warten Sie bis morgen". Wenn er einen Tag später wieder kam, hieß es "Wir haben keine Zeit".

Kalter Bürgerkrieg

Der alltägliche kleine kalte Bürgerkrieg der Serben gegen die Minderheit der Roma, die, egal wo in Südeuropa, immer am unteren Ende der sozialen Hackordnung stehen. Sascha sagt, wenn er zurück nach Serbien muss, kommt er ins Gefängnis, weil er in Deutschland politisches Asyl beantragt hat. Roma, die visumsfrei nach Deutschland einreisen und Asyl beantragen, gefährden die Visumsfreiheit für alle Einwohner Serbiens. Und Serbien will in die EU.


Einen ausführlichen Bericht lesen Sie in der Freitagausgabe (11. Januar) des Nordbayerischen Kuriers.

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