Die Asylbetreuerin: Wo "schaffen" und "nicht schaffen" nahe beieinander liegen
In Warmensteinach liegen geschafft und nicht geschafft nahe beieinander. „Als der Helferkreis mitbekommen hat, dass eine Familie auszieht, zackbumm, war ein Staubsauger da, und ein Schlafzimmer auch“, sagt Angelika Steuer, die die Asylbewerber im ehemaligen Gasthof Puchtler betreut. „Die haben ihr Herz aufgemacht.“ Doch dann gebe es auch die, die ihre Wohnungen nicht an anerkannte Asylbewerber vermieten möchten. „Dabei wollen die auch nur ein normales Leben führen und ihre Kinder großziehen.“
Von der Politik wünscht sich Steuer ein bisschen mehr Gehör. „Wir hier wissen doch, wo der echte Bedarf ist. Aber geredet wird immer nur mit den Bürgermeistern.“ Und ein bisschen weniger Bürokratie. „Klar, es gibt die Angst vor Doppelzahlungen und vor Missbrauch. Aber man kann auch übertreiben.“
Die Einrichtungsleiterin: Wir haben's fast geschafft
Ute Mayrhofer steht voll hinter Angela Merkel. „Auch wenn sie in der falschen Partei ist“, sagt die Leiterin der Einrichtung für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge in Speichersdorf. Die Deutschkurse, die ihre Schützlinge besuchen dürfen, die Jugendhilfemaßnahmen, „da sag ich super“.
Doch ein Problem gibt es: Sobald die Flüchtlinge 18 Jahre alt werden, müssen sie die Einrichtung verlassen. „Das tut mir in der Seele leid, weil die meisten danach in ein Loch fallen.“ Viele kämen erst mit 16 nach Deutschland, zwei Jahre seien zum Eingewöhnen einfach zu kurz. „Da haben sie es geschafft, herzukommen, haben Beziehungen geknüpft, und dann müssen sie wieder ganz von vorne anfangen.“ Um Merkels Slogan vollständig wahr werden zu lassen, müssten die Jugendlichen ihrer Meinung nach deshalb bis zu ihrem 21. Lebensjahr in der Einrichtung bleiben.
Zum Jahrestag der „Wir schaffen das!“-Rede der Bundeskanzlerin hat die Kurier-Redaktion mit Menschen in Oberfranken gesprochen, die täglich mit der Flüchtlingskrise zu tun haben. Aus ihren Geschichten ergibt sich ein komplexes Bild der Situation.
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