Der 31-Jährige hat sich taufen lassen
„Wir feiern nur Neujahr und die drei Tage nach Ende des Ramadans“, erzählt Dianguina, „und so etwas wie einen Adventskalender gibt es auch nicht. Die Tage bis der Ramadan vorbei ist, werden zwar auch gezählt, aber nicht mit Kalendern oder Geschenken.“ Trotzdem isst er die Schokolade gerne. Der Einzige, der weiß, was Weihnachten bedeutet, ist Arash. Der 31-Jährige aus dem Iran hat sich in Bayreuth taufen lassen und gibt nun selbst Kurse für die Flüchtlinge, die Christen werden wollen.
Während die Jungs der evangelischen Jugend die Lichterketten entwirren und die Schuhkartons vorbereiten, sind Arash und Masoud für das Bekleben und Ausschneiden der Fenster und Türen der Schuhkarton-Häuser zuständig. Wilad gestaltet und schreibt derweil eine Dankeskarte für seine Lieblingslehrerin, auf Deutsch wohlgemerkt. Das ist für den Iraker ganz schön schwer, aber Kobert hilft beim Schreiben.
Sowieso wird die ganze Zeit Deutsch gesprochen, damit die Flüchtlinge die Sprache lernen. „Da sieht man schon enorme Fortschritte nach fünf Monaten Sprachschule.
Wir haben am Anfang noch Englisch gesprochen, jetzt verstehen die Meisten schon sehr gut Deutsch“, sagt Kobert. Dianguina lädt auf weihnachtliche Hintergrundmusik zum Tanz ein, es geht immer lustig und locker zu. Arash und Masoud, beide aus dem Iran, bekleben die Fenster mit Transparentpapier, da scheint das Licht der Lichterketten schön durch. Dann haben sie die Idee, die Namen ihrer Herkunftsländer auf die Häuser zu schreiben, nachdem Dianguina sie mit Ornamenten verziert hat. Sie wollen auch bei der Enthüllung des Fensters dabei sein und sich in der Andacht vorstellen, selbst wenn sie dafür direkt nach der Schule zum Bartl müssen.
Bei Musik, Gebeten und einer kleinen Predigt wird das selbst gestaltete Fenster der Öffentlichkeit gezeigt. Im Anschluss gibt es Plätzchen und Tee im Schülercafé.
Nach getaner Arbeit wird zusammen gegessen, das ist Tradition bei den Treffen mit den Flüchtlingen. Jedes Mal wird gebacken oder etwas gebastelt. Dieses Mal gibt es Laugengebäck mit Kräuterbutter. Während des Essens diskutieren Dinguina, Masoud und Simon über die deutsche Sprache. Nominativ, Genitiv, Dativ und Akkusativ bereiten den Flüchtlingen Kopfzerbrechen. Aber sie wollen es lernen, also muss ein Beispiel her — die Teekanne ist perfekt geeignet. „Also es heißt der Tee, die Kanne und die Teekanne und die stelle ich auf dem Tisch ab?“, fragt Dianguina.
Simon und Johannes nicken anerkennend. Pünktlich zum Essen kommen noch zwei andere Flüchtlinge vorbei, einfach um „Hallo“ zu sagen und die gebastelten Häuser zu bewundern. Obwohl sie nicht mitgebastelt haben, versuchen beide am Mittwoch da zu sein. Ein paar werden nicht kommen können – wenn am Tag Schule ist, wird es den Flüchtlingen zu viel.
Dennoch sind nächste Woche mindestens fünf von ihnen vor Ort. Dann, wenn es eine Pegnitzer Premiere gibt: Flüchtlinge sind Teil des Adventsfensters – und somit Teil von Weihnachten.