Sprachmittler sollen über Verständigungsprobleme in den Kindertagesstätten hinweghelfen Flüchtlinge: Dolmetscher bauen Brücken

Von Gerd Emich
Drei Dolmetscher bauen künftig Brücken zwischen Ehrenamtlichen und Beamten auf der einen und Flüchtlingen auf der anderen Seite. Foto: Gerd Emich Foto: red

Es war ein wahrer Schnellschuss des Kreisjugendamts, das nun neue Wege geht. In Zusammenarbeit mit der Caritas wurden drei Sprachmittler eingestellt, die seit vergangenem Monat in den gut fünfzig Betreuungseinrichtungen helfen, wenn die Sprache ein Hindernis im Umgang mit Flüchtlingsfamilien ist. Eine weitere Hürde für die Integration ist genommen.

 
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Erst kurz vor der Sommerpause hat der Freistaat ein Programm aufgelegt, mit dem solche Projekte gefördert werden können. Und die Zuschüsse wurden auch erst einmal nur für wenige Monate, bis zum Ablauf des Kalenderjahres, bewilligt. „Für uns hat sich die Frage gestellt, wie wir kurzfristig etwas auf die Beine stellen können“, erläutert Rainer Büchel, der beim Landratsamt für die Kitas zuständig ist. „Fortbildungsmaßnahmen für Erzieherinnen wären auf die Schnelle nicht möglich gewesen.“

Vorher großer Handlungsbedarf

Jugendamtsleiter Klaus Schröder sah aber großen Handlungsbedarf: „Das Thema war uns zu wichtig, als dass wir es nur wegen der kurzen Zeit der Vorbereitung einfach sausen lassen wollten.“ Mit dem Caritas-Kreisverband holte sich die Behörde einen Partner ins Boot, der bereits vielfältige Erfahrungen mit Flüchtlingen hat. Dessen Migrationsberaterin Andrea Boujjia hat pünktlich zum Beginn des Kindergartenjahres Mitte September ein Drei-Mann-Team zusammengestellt, das für die Einrichtungen bei Sprachproblemen tätig wird.

Keine Profis

Auf professionelle Dolmetscher wurde dabei bewusst verzichtet. Einerseits wären die wohl zu teuer gewesen, andererseits setzt man bei der Caritas lieber auf Menschen, die näher an den Flüchtlingsfamilien dran sind.Ausgewählt wurden vor allem für die vielen türkischsprachigen Zuwanderer aus Aserbaidschan Emel Mazioglu, für den arabischen Sprachraum Syrien und Irak Ali Al Faraj und für Asylbewerber aus Afghanistan und dem Iran Nader Reza Zadeh.

Noch Überzeugungsarbeit

Sprachmittler Ali Al Faraj, selbst Vater von drei Kindern, weiß, dass er in vielen Familien erst einmal Überzeugungsarbeit leisten muss. Er selbst ist ausgebildeter Englischlehrer, hatte es damit nach seiner Ankunft in Deutschland vor knapp zwei Jahren sicher etwas einfacher als die meisten seiner Landsleute. „Eine Mutter hat mich gefragt ,Was ist Kindergarten? Selbst in einer Millionenstadt wie Damaskus gibt es nur 25 solcher Einrichtungen“, berichtet Ali Al Faraj von den ersten Erfahrungen in den Kitas.

Sorgen wegen des Glaubens

Seine Kollegin Emel Mazioglu lebt zwar schon seit 24 Jahren hier, kennt diese Probleme aber auch aus der eigenen Familie: „Ich habe mir am Anfang auch gewisse Sorgen wegen des Glaubens gemacht. Mein Kind singt aber inzwischen am Gymnasium mit dem Chor in der Kirche. Wenn man den Eltern alles richtig erzählt, dann kann da eigentlich nichts passieren.“ Von Wartenfels über Untersteinach bis zu den Kitas in Kulmbach, Mainleus und im südlichen Landkreis: Die drei Sprachmittler der Caritas sind inzwischen fast schon gute Bekannte bei den Erzieherinnen und den vielen Familien.

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