Unterstützerkreis hofft auf Hilfe aus der Bevölkerung – Auch weitere Spenden nötig Flüchtlinge brauchen Wohnraum

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Großen Anklang bei den Flüchtlingen fand das Malprojekt des Unterstützerkreises. Foto: red Foto: red

Es geht eng zu in der Flüchtlingsunterkunft im Ex-Druckhaus Pegnitz. Zwar kommen kaum noch neue Asylbewerber nach – aber da mit dem Blauen Haus am Bahnhof das zweite Domizil mangels Bedarf schließt (wir berichteten), muss für die dort noch untergebrachten Menschen Platz gefunden werden. Der Unterstützerkreis, der sich um die Leute kümmert, sucht daher händeringend nach Wohnungen. Ein schwieriges Unterfangen. Dafür gibt es auf anderem Gebiet gute Nachrichten.

 
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70 Flüchtlinge leben zurzeit im früheren Druckhaus am Kleinen Johannes, neun noch im Blauen Haus. „Auch sie sollten eigentlich schon im Druckhaus übernachten“, sagt Renate Steinhagen, Vorsitzende des Helferkreises. Doch solange die Räume am Bahnhof nicht neu genutzt werden, schlafen sie noch dort. Es sei ja nicht so, dass die Pegnitzer überhaupt nicht bereit wären, Wohnraum zur Verfügung zu stellen. Drei Wohnungen werden im Moment als Bleibe für Flüchtlinge vorbereitet. Doch das reicht nicht, sagt Steinhagen.

Auch Familien mit mehreren Kindern betroffen

Mindestens zehn weitere gilt es noch aufzutreiben. Fünf große für Familien mit mehreren Kindern, fünf kleinere für Paare oder Alleinstehende. Für die Familien müssen die Wohnungen eine bestimmte Größe haben, sagt Steinhagens Mitstreiterin Susanne Bauer: „Einfach alle Kinder in einem Raum schlafen zu lassen, wie das früher auch bei uns üblich war, geht nicht.“ Aus gesetzlichen Gründen, „dann übernimmt das Jobcenter die Miete nicht“. Da mache sich eben das Versagen der Politik in den vergangenen Jahren bemerkbar, „als sich kaum jemand noch um den sozialen Wohnungsbau gekümmert hat“.

Vermieter lassen Wohnungen lieber leer stehen

Was Renate Steinhagen nicht so recht verstehen kann: Es gebe ja genügend Leerstände, wenn man mit offenen Augen durch die Stadt laufe. Doch spreche man die Vermieter an, handle man sich in der Regel Absagen ein: „Weil sie die Wohnungen grundsätzlich lieber leer stehen lassen als zu vermieten. Das hat nichts mit den Flüchtlingen zu tun.“ Sondern eher mit fehlendem Geld für die oft dringend nötige Sanierung.

Sie haben höchstens ein Fahrrad

Dazu kommt noch ein Problem. Wohnungen auf dem „ganz flachen Land“ außerhalb der Kernstadt helfen wenig weiter, so Susanne Bauer. Weil die Flüchtlinge in der Regel nicht mobil sind, höchstens ein Fahrrad besitzen. Wie sollen sie da zum Einkaufen gehen, wie Arzt- oder Behördenbesuche erledigen können?

Pegnitzer sehr spendenfreudig

Die beiden Flüchtlingsbetreuer haben auch jede Menge Lob parat. Zum einen in eigener Sache. Sind da doch rund Männer und Frauen als harter Kern des Unterstützerkreises, die ständig im Einsatz sind. Dazu kommen zahlreiche Pegnitzer, die dann mitwirken, wenn sie Zeit dazu haben. Das Engagement bröckelt also nicht, ganz im Gegenteil. Und dann sind da noch jene Bürger, die nach wie vor mit Möbelspenden und anderen Artikeln dazu beitragen, den Flüchtlingen das Leben etwas leichter zu machen. „Das ist einfach toll“, sagt Renate Steinhagen.

Nicht nur für Flüchtlinge da

Was ihr und Bauer besonders am Herzen liegt: Der Unterstützerkreis ist nicht „nur“ für die Flüchtlinge, sondern auch für benachteiligte Familien ganz allgemein da. Gerade für die Kinder. „Einige haben uns auch schon angesprochen, aber es dürfen gerne mehr sein.“ Die Hemmschwelle sei für viele wohl hoch, „aber es muss niemand Angst haben, da bloßgestellt zu werden, das läuft alles wirklich sehr diskret ab“.

"Teller statt Tonne"

Bei diesem Kreis von Bedürftigen arbeitet der Unterstützerkreis auch eng mit der Pegnitzer Tafel zusammen. Da geht es auch um das Thema Lebensmittel. Renate Steinhagen sammelt regelmäßig bei zwei Supermärkten unter dem Motto „Teller statt Tonne“ Waren ein, die sonst „entsorgt“ würden.

Kooperation mit der Tafel

„Das ist inzwischen so viel, dass das die Flüchtlinge gar nicht alles essen können.“ Daher fände sie es gut, wenn am Freitag um 12 Uhr auch andere Bedürftige am Kleinen Johannes vorbeikämen, wenn sie diese Lebensmittel verteilt. Gerade jetzt, wo die Tafel in den Weihnachtsferien zu hat.

Kinder malen mit Begeisterung

Einiges muss noch passieren, einiges läuft bereits. So hat der Unterstützerkreis aus dem Bundesförderprogramm „Demokratie leben“ vom Landratsamt Zuschüsse erhalten und diese auch gleich angelegt. Etwa unter dem Oberbegriff Kunst: „Wir haben Leinwände, Pinsel und Farben für die Kinder besorgt“, sagt Susanne Bauer. Die haben auf das Malprojekt begeistert reagiert, für manche sei dies eine völlig neue Erfahrung gewesen. Und auch einige erwachsene Flüchtlinge haben sich von dieser Begeisterung anstecken lassen. Aber auch hier ein Problem: „In der Küche der Unterkunft ist zu wenig Platz, draußen ist es inzwischen zu kalt, wir bräuchten dringend einen Raum für das Malen.“

Näh-Tee statt Näh-Café

Was ursprünglich ein Näh-Café hätte werden sollen, ist jetzt ein „Näh-Tee“. Einfach, weil die Frauen unter den Flüchtlingen eher Tee- denn Kaffeetrinker sind. Der Helferkreis hat drei Nähmaschinen gekauft, die bereits fleißig genutzt werden. Auffällig, sagt Bauer: „Da merkt man schon, dass hier völlig unterschiedliche Kulturkreise vertreten sind.“ Während sich Frauen aus Syrien von Beginn an in kunstvollen Stickmustern versuchen, lassen es andere eher behutsam angehen. Neuland sei das für viele, die bisher nur per Hand mit Nadel und Faden gearbeitet haben. Aber so oder so eine willkommene Abwechslung, die auch für „echte Frauengespräche dient, das schweißt zusammen“.

Musik hilft beim Vergessen

Und auch auf musikalischem Gebiet tut sich nach wie vor etwas. Die Helfer kauften neue Trommeln und Saiteninstrumente für die Flüchtlinge. Musik spielt für sie eine große Rolle, sagt Susanne Bauer: „Sie spielen auch zum Vergessen, zum Verarbeiten ihres Schicksals – aber natürlich auch aus Spaß am Musizieren.“

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