Flatex expandiert in Kulmbach

Von Gerd Emich
 Foto: red

Eine Kleinstadt in Oberfranken statt der Finanzmetropolen Frankfurt oder Düsseldorf. Diesen Weg geht das noch recht junge Unternehmen Flatex bei seinen Expansionsplänen. Ein Geschäftsbereich des Online-Brokers soll aus dem Rheinland nach Kulmbach verlagert werden.

 
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Flatex setzt dabei wie bei früheren Aufstockungen des Personals vor allem auf einheimische Kräfte aus der Bankenbranche und anderen kaufmännischen Berufen. „Zu uns zu kommen, ist mehr ,fun’ als ,risk’“, verspricht Roman Keßler vom Frankfurter Fintech-Konzern, zu dem das Kulmbacher Unternehmen gehört. Geboten würden qualifizierte und gut bezahlte Jobs, bisher für 45 Frauen und Männer.

Flatex-Geschäftsführer Niklas Helmreich ist voll des Lobes für seine Mitarbeiter, die überwiegend aus dem Kulmbach-Bayreuther Raum stammen: „Wir haben hier eine sehr niedrige Fluktuationsrate, das ist in unserer Branche eher unüblich.“ In den Finanzzentren sei es auch inzwischen sehr schwer, geeignete Fachkräfte zu finden. Wie Karrieren bei dem erfolgreichen Online-Broker laufen können, zeigt das Beispiel von Björn Zrenner. Der Kulmbacher hat dort vor drei Jahren als Auszubildender im Call-Center begonnen und ist jetzt Leiter der Kundenbetreuung.

Parallele Strukturen

Hintergrund der Expansionspläne ist, dass Flatex vor Kurzem eine kleine Depotbank in Willich bei Düsseldorf gekauft hat. „Wir haben daher derzeit an zwei Standorten parallele Strukturen für identische Dienstleistungen“, erläutert Geschäftsführer Helmreich. „Das operative Geschäft wird jetzt komplett nach Kulmbach umziehen.“ Die bisherigen 25 Mitarbeiter werden zum größten Teil in der rheinischen Kleinstadt bleiben und andere Aufgaben erhalten.

Sitz des Unternehmens wird das ehemalige Gardinen-Eckardt-Gebäude in der Kulmbacher E.-C.-Baumann-Straße. In der zweiten Etage hat Flatex noch reichlich Spielraum für neue Arbeitsplätze. Und im ersten Stock könnten auch weitere Räume zusätzlich genutzt werden, wenn die angepeilte Zahl von siebzig Angestellten erreicht ist.

Lücke geschlossen

Oberbürgermeister Henry Schramm nannte Flatex bei der Vorstellung der Pläne ein besonders innovatives Unternehmen. „Und wenn wir jetzt auch Universitätsstadt werden, hilft Ihnen das sicherlich auch dabei, junge qualifizierte Leute für Kulmbach zu gewinnen“, hofft er. Mit seinem Service habe das Team offensichtlich eine Lücke in der Finanzwelt geschlossen.

Im Zentrum des Flatex-Geschäftsmodells steht eine sogenannte „Flatfee“ für alle Transaktionen an der Börse. Seit Gründung des Unternehmens müssen Kunden für Käufe und Verkäufe pauschal fünf Euro zahlen. Üblich sind ein Prozent vom Umsatz bei Hausbanken und ein Viertelprozent bei Direktbanken.

Mündige Anleger

Inzwischen betreue Flatex mehr als 200.000 Kunden und habe für sie zirka 6,8 Milliarden Euro angelegt. Gerade bei den „Vielkäufern“ sei man sehr beliebt und habe hier einen hohen Marktanteil.

Das Unternehmen setzt gezielt auf den „mündigen“ Anleger. „Zu uns kann niemand kommen und sagen: Ich habe hier 10.000 Euro, was soll ich damit machen“, erläutert Helmreich. Der typische Flatex-Kunde sei ein selbstständiger Mensch, der sich über die Themen der Finanzwelt informiert und auch schon bestimmte Vorstellungen von der gewünschten Geldanlage hat. „Betreuung statt aufwendiger Beratung“: Mit diesem Modell ließe sich auch bei niedrigen Preisen Geld verdienen, heißt es vonseiten der Flatex-Chefetage.