Fit für den Fun-Run: Die Highlight-Jägerin

Von Thorsten Gütling
Will durch das Laufen auch zwischenmenschlich endlich in Bayreuth ankommen: Maria Hennig aus dem Kurier-Leser-Team bereitet sich auf den Fun-Run vor. Foto: Thorsten Gütling Foto: red

Maria Hennig will ankommen. Wobei: Sie ist ja schon da. Die 36-Jährige ist vor zwei Jahren aus dem hessischen Marburg nach Bayreuth gezogen. Seitdem gehört der Familie ein Haus in der Neuen Heimat, ist Hennig im Elternbeirat der Schulen ihrer Kinder aktiv und als gebürtige Russin im Integrationsbeirat der Stadt. Nur zwischenmenschlich dürfte es etwas mehr sein. Durch das Laufen soll sich das ändern.

 
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Maria Hennig will endlich in Bayreuth ankommen -- Über das Laufen soll das gelingen -- Ein Porträt

Ein Mann, ein Haus, drei gesunde Kinder, viel Verantwortung im Beruf: Maria Hennig, die Geschäftsführerin des Instituts für interkulturelle Kommunikation, könnte zufrieden sein. Aber irgendetwas fehlt. „Ich brauche nunmal viele Leute um mich herum, damit es mir gut geht“, sagt sie.

Nur: Beziehungsarbeit, sagt Hennig, sei ihr in Bayreuth oftmals als recht beschwerlich vorgekommen. Auf Einladungen folgten nur vereinzelt Gegeneinladungen, oder sie seien so wenig konkret ausgesprochen worden, dass nie etwas daraus wurde. Und Hennig fragt: Liegt es an ihr? Gibt es ein Kommunikationsproblem? Sollte sie nachhaken? Oder wirkt das aufdringlich?

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Folglich scheint heute schwierig, was noch in Marburg üblich war. „Würde ich heute zu einer Party laden, wäre mir die Wohnung vermutlich zu leer.“ Wobei: Kontakte, der Kinder wegen, gibt es zuhauf. Eine volle Bude zum Kindergeburtstag wäre kein Problem. „Ich bin aber ja nicht nur Mutter.“

Zwischenzeitlich hat sich Hennig an einer Erklärung des Problems versucht. Anders als in Marburg, wo der großen, mitten in der Stadt gelegenen Universität wegen, ein wild zusammengewürfelter Haufen Menschen aus aller Welt das Stadtbild prägt, scheinen die Bayreuther satt, was neue Beziehungen angeht. Hennig sagt: „Die Bayreuther scheinen sehr in ihren teils großen Familien und langjährigen Beziehungen mit Eingeborenen verwurzelt zu sein.“ Das sei zwar schön und gut, mache es aber für Neuankömmlinge nicht einfach, den Zugang zu finden. Obwohl Hennig seit zwei Jahren keine Gelegenheit auslässt, unter Menschen zu gehen, sagt sie: „In meinem näheren Freundeskreis ist kein einziger Ur-Bayreuther.“

Beziehungen wie ein Spiegel

Das alles wäre halb so schlimm, hätte sich Hennig nicht in den Kopf gesetzt, für den Aufbau von sozialen Kontakten für die ganze Familie zuständig zu sein. Warum solche Kontakte für ihre Familie von Bedeutung sind, erklärt sie mit einem Spiegel: „Man sieht sich selbst darin und entdeckt ständig neue Seiten an sich.“

Maria Hennigs „Bayreuth-Koller“ im vergangenen Winter, wurde schließlich schnell einer, der die ganze Familie packte. Das Wetter war schlecht, im Beruf herrschte Stillstand und von der vielen Energie, die Hennig in die Suche neuer Freunde investierte, habe sie zu wenig zurückerhalten. Man könnte sagen, Normalität stellte sich ein. In Hennigs Worten klingt das aber so: „Wenn es gemütlich wird, werde ich unruhig.“ Die 36-Jährige sagt aber auch: „Ich weiß, dass meine Ungeduld mir oft das Leben schwer macht. Ich sollte dem Ankommen mehr Zeit einräumen. Eigentlich geht es uns ja prima. Nur die Highlights fehlen.“

Beziehungspflege statt Einbahnstraße

Durch das Laufen soll sich das ändern. Hennig will mehr Menschen kennenlernen, für die Beziehungspflege keine Einbahnstraße ist. Will mit mehr Leuten in Kontakt kommen, die ihr Leben bereichern – weil sie etwas besser können als sie selbst. Laufen zum Beispiel. Und wer sich für ein Lauf-Projekt wie das des Kuriers bewerbe, der sei von Haus aus spannend. „Mich interessiert: Warum machen die anderen da alle mit?“

"Ich will hier etwas zum ersten Mal erleben"

Hennig verbindet mit dem neuen Hobby noch ein weiteres Ziel: Ihre neue Heimat endlich aus einer Perspektive zu sehen, die es unmöglich macht, dass sie sie immer wieder mit ihrer früheren vergleicht. Das Gelände der früheren Landesgartenschau hat es der 36-Jährigen angetan. Mindestens zwei große Runden dreht Hennig dort pro Trainingseinheit. Eine solche Schau und ein solches Gelände gab es in Marburg nicht. Hennig sagt: „Ich will hier etwas zum ersten Mal erleben, das meine Bayreuth-Geschichte prägen wird.“ Und was, wenn nicht das größte Lauf-Event der Region, der Fun-Run am 6. Mai, böte sich dafür an.

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