Fichtelsee: Wasserretter wollen ans Wasser

Von Andreas Gewinner
Am Strand von Fichtelberg: Die Wasserwacht plant etwa dort, wo die Bäume beginnen, zwischen Wasser und dem Weg um den Fichtelsee, ihre neue Station. Das gefällt nicht jedem. Foto: Andreas Gewinner Foto: red

Die Kreiswasserwacht will an ihren Neubauplänen am Fichtelsee festhalten. Und hat damit Alternativvorschlägen eine Absage erteilt. Die Größe und Platzierung des geplanten Neubaus hat in Fichtelberg Kritik hervorgerufen. Die Wasserwacht hat sich selbst eine Frist gesetzt und hält alle Optionen offen.

 
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Darum geht es: Am Fichtelsee will Hotelbetreiber Bernd Deyerling einen Wellnessbau errichten. Parallel will die Kreiswasserwacht einen Neubau errichten als Ersatz für ihren bisherigen Dienstraum, den sie mittelfristig verlassen muss. Auch die Gemeinde Fichtelberg hat Ideen und Pläne kleinerer Natur, unter anderem einen Barfuß- und Sinneswanderweg.

Um die Vorhaben auf planungsrechtlich sichere Füße zu stellen, wurde ein neuer Bebauungsplan erstellt, nachdem ein mehr als 30 Jahre alter Bebauungsplan aufgetaucht war, der als Basis für die aktuellen Projekte nicht mehr taugte.

Den Entwurf ließ Deyerling von der Planungsabteilung seiner Firma machen, was nicht zuletzt der Gemeinde Geld sparen sollte. Im Zuge einer ersten Auslegung des Planentwurfs konnten Bürger Anmerkungen und Einwände vorbringen, die im Dezember bei einem inoffiziellen Erörterungstermin im Rathaus im Dezember besprochen wurden.

Anders als zunächst geplant, soll nun ein Fachbüro für Umweltfragen, Antworten und Empfehlungen zu den Einwänden formulieren. Damit soll mehr Rechtssicherheit geschaffen und auch einem möglichen Interessenkonflikt vorgebeugt werden, als wenn dies Deyerling selbst machen würde. Die Kostenübernahme durch die Gemeinde steht, der Auftrag soll in der nächsten Gemeinderatssitzung vergeben werden, so Bürgermeister Georg Ritter. Der Gemeinderat muss dann die Empfehlungen des Fachbüros bewerten.

Der FGV-Hauptverein sah den Naturschutzgedanken im Planentwurf nicht ausreichend berücksichtigt und übte in der Person von Jörg Hacker, Naturschutzreferent und Hauptgeschäftsführer, auch Kritik an der Qualität der vorgelegten Planung. Im Gegensatz dazu die Rückmeldung des Bund Naturschutz: keine Einwände. Kritik aus dem Ort selbst entzündete sich aber insbesondere am Vorhaben der Wasserwacht, und zwar sowohl an der Lage als auch an der Größe.

Die Wasserretter tun üblicherweise am Wochenende Dienst am Fichtelsee und verfügen über ein Boot, außerdem unternehmen sie Umweltschutzstreifen im Naturschutzgebiet im nördlichen Teil des Sees.

Seit 1991 sind sie in einem Raum unweit des Hotels direkt neben den ehemaligen öffentlichen Toiletten, die geschlossen sind. Eigenes WC: Fehlanzeige. „Wir gehen ins Hotel“,sagt Kreiswasserwachtleiter Hans-Jürgen Seibel lapidar. Seit letztem Jahr haben die Wasserretter auch kein fließendes Wasser mehr, die Leitung ist kaputt. Und in fast drei Jahrzehnten haben sich die im Bayerischen Rettungsdienstgesetz formulierten Anforderungen erhöht, wie Seibel erläutert: etwa getrennte Räume für Behandlung und Aufenthalt, oder Dusche, WC, jeweils geschlechtergetrennt.

Überdies plant Hotelbetreiber Bernd Deyerling die kombinierte alte WC-/Wasserwachtimmobilie zu kaufen. Grund für den BRK-Kreisverband, einen Neubau zu planen. Mit Räumen im ausgebauten Dachgeschoss zum Übernachten, was den Diensthabenden das tägliche Heimfahren erspart, sie kommen bis aus dem südlichen Landkreis und dem Hollfelder Raum, da es in Fichtelberg selbst keine Wasserwachtbereitschaft mehr gibt. Das neue Gebäude soll direkt am Wasser stehen, direkt südlich der Asphaltfläche.

Auf dem Erörterungstermin wurden verschiedene Alternativvorschläge vorgetragen, darunter eine Verlegung der Wasserwachstation an eine weniger exponierte Stelle des Sees. Oder eine Teilung, dass das Gebäude nicht zu prominent direkt am Ufer heraussticht. BRK-Kreisgeschäftsführer Peter Herzing hatte angesichts der Kritik bei der Erörterung im Fichtelberger Rathaus versprochen, diese Pläne zu prüfen. Vier Monate später steht fest: Die Planung bleibt, wie sie ist. Herzing sagt: „Wir haben uns lang Gedanken gemacht, waren noch mal persönlich oben. Aber es ändert sich nichts daran, dass bei der Rettung jede Sekunde zählt und wir deswegen direkt ans Wasser müssen. Und dass der meiste Betrieb nahe dem Hotel und des Strands ist.“

Laut Herzing hat das BRK bereits rund 35 000 Euro für Planungen und Vorbereitungen ausgegeben, der Bau war schon ausgeschrieben, die Ausschreibung musste wieder aufgehoben werden. Nach den ursprünglichen Planungen würde die Station längst stehen, „in Pegnitz haben wir für die neue Rettungswache ein halbes Jahr gebraucht“.

Wasserwachtkreisleiter Seibel sagt, dass man sich ein Zeitfenster von zwei Jahren gesetzt habe, innerhalb dem die neue Station stehen muss. In zwei Jahren laufe der aktuelle Vertrag mit dem Rettungszweckverband für die ehrenamtliche Betreuung des Fichtelsees aus, sagt Seibel vieldeutig.

Die Kreiswasserwacht zeigt ihr Können am 12. Mai bei einer Einsatzübung auf dem Landesgartenschaugelände in Bayreuth. Am 19. Mai ist der erste Tag der Wachsaison am Fichtelsee. Und ebenfalls am Fichtelsee veranstaltet die Kreiswasserwacht am 21. Juli einen Jugendaktionstag.

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