Fichtelgebirge verriegelt: Die Folgen

Von Andreas Gewinner
Die B 303 ist seit Montag ab Tröstau und Bischofsgrün-Karches wegen Bauarbeiten gesperrt. Das hat Folgen für Anlieger und Geschäftsleute. Foto: Andreas Gewinner Foto: red

Seit Montag, 5. September, ist die Hauptroute durch das Hohe Fichtelgebirge, die B 303, zwischen Bischofsgrün und Tröstau gesperrt. Was das für Pendler und Geschäftsleute bedeutet, die von der Straße leben. Und warum ein Ortsteil am Ochsenskopf derzeit von Schwerverkehr nahezu abgeschnitten ist. Trotz Ampel im Wald.

 
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Die Werkstatt: Jürgen Brand aus dem Bad Bernecker Ortsteil Bärnreuth betreibt seit anderthalb Jahren eine Autowerkstatt in Tröstau direkt an der Bundesstraße: "Ich habe in den vergangenen Tagen alle möglichen Umleitungsstrecken ausprobiert." Resultat: die offizielle Umleitung über Weißenstadt ist die beste. Zusätzliche Fahrzeit einfach: rund 15 Minuten. "Ich habe mir das Gegurke schlimmer vorgestellt." Aber bedenklich stimmt ihn der starke Lkw-Verkehr auf der engen und kurvigen Umleitungsstrecke. Er hat schon Lastzüge beobachtet, die sich gegenseitig blockierten, weil einer in einer engen Kurve ausholen musste. "Ich fürchte, da wird noch was passieren." Auch sieht er als problematisch, dass viele schwere Fahrzeuge nun auf Nebenstraßen unterwegs sind, die für diesen Verkehr nicht ausgelegt sind: "Ein voller Lastzug bedeutet so viel Verschleiß für die Straße wie 100.000 Pkw." Nach der Straßensanierung ist vor der Straßensanierung.

Geschäftlich hat sich die Sperrung bisher nicht negativ für ihn bemerkbar gemacht: "Heute waren schon drei Kunden aus Bischofsgrün da", sagte er am Mittwoch. Und die Mehrzahl seiner Kunden kommt ohnehin aus dem Raum Tröstau-Wunsiedel.

Die Zehntonnen-Odyssee: Der Fichtelberger Ortsteil Neubau ist für den Rest des Monats September von allem Verkehr über zehn Tonnen Gewicht weitgehend abgeschnitten. Die direkte Zufahrt über Gablonzer und Heinrich-Lindner-Straße ist wegen der dortigen Brückenbaustelle gesperrt. Ebenso wie seit Montag die Zufahrt über B 303 und Campingplatz. Die einzige Zufahrt, über Grünstein, am Besucherbergwerk vorbei und die Flecklstraße nach Neubau ist auf zehn Tonnen beschränkt, weil das Bergwerk unter der Straße verläuft. Nur Linienbusse haben eine Ausnahmegenehmigung. Es gibt eine Umleitung, aber die ist abenteuerlich: Über die Wunsiedler Straße am Sportplatz vorbei und dann durch den Wald, inklusive Einbahnverkehr und Ampel. Ein Warnschild weist auf "lange Wartezeit" hin.

Waldrasthaus Karches: Das Rasthaus der Familie Böttger am Karchesweiher  bleibt offen in den vier Wochen der Straßensperrung. Denn es ist trotz der Sperrung ab Bischofsgrün, wenn auch etwas umständlich, weiter über die B 303 erreichbar, von ein oder zwei Tagen in der Monatsmitte abgesehen. Am Donnerstagmittag sind viele Tische außen besetzt, doch der Eindruck täuscht: "Wir haben etwa 50 Prozent weniger Gäste", sagt Wirtin Daniela Böttger, "der September ist unser zweitbester Monat im Jahr, März oder April wäre besser gewesen." Dafür lobt sie die Baufirma Markgraf: "Die haben Verständnis für uns und versuchen absolut, mit uns zu arbeiten." Aus der erhofften Nachtruhe ist übrigens nichts geworden, im Gegenteil: Nachts missachten offenbar viele Fahrer die Sperrung, und auf der abgefrästen Straßenoberfläche ist der Fahrlärm nun noch viel größer.

Das Seehaus: Christian Castro Riemenschneider hat darüber nachgedacht, die Zeit der Straßensperrung für den Urlaub zu nutzen und das Seehaus in der Zeit zuzumachen: "Aber in der Saison kann man das eigentlich nicht machen, und die Wanderer bleiben uns treu. Aber man merkt schon, dass es ein bisschen zurückgeht." Ein Lob hat Castro Riemenschneider für das Staatliche Bauamt. Der Seehausparkplatz ist nämlich trotz der gesperrten B 303 von Neubau aus weiter anzufahren, "und das wurde sehr gut ausgeschildert".

Der Forst: nutzt die Sperrung der B303 für Verbesserung der Verkehrssicherheit und fällt entlang der Straße verkehrsgefährdende Bäume. Florian Manske, Servicestellenleiter am Forstbetrieb und in dieser Funktion Koordinator des Harvestereinsatzes, erläutert laut einer Pressemitteilung die Hintergründe: „Wir nutzen die Sperrung der B303, um entlang der vielbefahrenen Bundesstraße und an den Zufahrten nach Fichtelberg gefahrlos arbeiten zu können. Dort fällen wir beschädigte und nicht mehr standsichere Bäume, von denen eine Gefahr für die Autofahrer auf der Straße ausgehen könnte. Bei Wind oder unter Schneelast könnten diese Bäume sonst auf die Straße stürzen. Gleichzeitig kommt so mehr Licht und Luft an die Fahrbahn, wodurch diese schneller abtrocknen kann, was ebenfalls die Verkehrssicherheit verbessert.“

Die Straße: Im Zuge der Bundesstraße 303 wurde eine Sanierung der Fahrbahn, beginnend östlich von Bischofsgrün (Karches) bis zum Silberhaus, notwendig, teilt das Staatliche Bauamt mit. In diesem Streckenabschnitt war die Fahrbahndecke durch Risse, Spurrinnen und Aufbrüche gekennzeichnet. Mit der Erneuerung der Deckschicht werden die vorhandenen Schäden beseitigt.

Die Bauarbeiten werden von der Firma Markgraf durchgeführt und haben eine Baulänge von insgesamt 6,5 Kilometer. Die Baukosten belaufen sich auf eine Millionen Euro. Die Umleitung erfolgt ab Tröstau über die WUN 7 – Leupoldsdorf – St 2180 – Weißenstadt – WUN 1 – Schönlind – Höhen-klinik Bischofsgrün zur B 303. Aus der Gegenrichtung wird der Verkehr entsprechend entgegengesetzt umgeleitet.

Die Zufahrt zum Seehausparkplatz ist während der gesamten Bauzeit über die Kreisstraße BT 4 von Neubau, zum Waldrasthaus Karches von Bischofsgrün aus aus möglich. Nur beim Asphaltieren (ca. 1-2 Tage) ist diese Zufahrt nicht möglich.

Diese Baumaßnahme wird bis Freitag 30. September, andauern.

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