Fichtelberg verrammelt seine Zukunft

Von Andreas Gewinner
Die gesperrten Brücken sorgen nicht nur bei Wanderern und Radfahrern für Kopfzerbrechen. Und sie sind ein Sinnbild dafür, wie die Gemeinde mit Investoren und letztlich ihrer eigenen Zukunft umgeht. Foto: Andreas Harbach Foto: red

Der Gemeinderat will einem Hotelier und Investor buchstäblich die Brücken abbrechen, droht mit Polizei. Eine Provinzposse, die ans Abstruse grenzt? Oder wird hier nur Recht und Ordnung durchgesetzt gegenüber einen Unternehmer, der scheinbar macht, was er will? Und was sagt das Ganze darüber, wie man in Fichtelberg Investoren begegnet?

 
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Zwiespältig ist auch eine zweite Entscheidung, die der Gemeinderat in seiner jüngsten Sitzung traf. Der Bebauungsplan, der eine neue Wasserwachtstation und ein Betten- und Wellnesshaus am Fichtelsee möglich machen soll, hat nur mit Ach und Krach eine Mehrheit bekommen.

So oder so geht von beiden Entscheidungen ein mehr als fatales Signal aus. Fichtelberg ist in der Vergangenheit durch ein Tal der Tränen gegangen. Streit, Schulden, dann der Brand der Therme – auf diesem Hintergrund wirkte die jüngste Gemeinderatssitzung, als sei man im falschen Film. Die Kommune schaltet in den Konfliktmodus mit einem Investor, eine Spezies, die nicht gerade Schlange steht in Fichtelberg. Anscheinend geht es dem Ort immer noch zu gut.

Und nebenbei stößt man die Wasserwachtler vor den Kopf. Die freiwillig und kostenlos für Sicherheit am Fichtelsee sorgen. Eben die Sicherheit, die bei der Entscheidung zum Brückenabbruch vorgeblich eine so große Rolle spielte. Das passt vorne und hinten nicht zusammen.

Die Gemeinderäte, die mit nein zu den Plänen und mit ja für den Brückenabbruch stimmten, haben das nicht aus Jux und Tollerei getan, klar. Es gibt in der Bevölkerung kritische Stimmen zu den Bauvorhaben am Fichtelsee. Doch ein gewählter Volksvertreter darf, ja muss so abstimmen, wie er es langfristig (!) zum Wohle des Ortes und der Menschen für richtig hält. Und um dies tun zu können, muss der Gemeinderat das vollständige Bild haben. Und es ist unverkennbar, dass Bürgermeister Georg Ritter seinem Gemeinderat nicht alle relevanten Informationen gibt. Anders ist zum Beispiel die Diskussion um den Standort des Wasserwachthauses nicht zu erklären. Auch der Inhalt aller aktuellen Brückengutachten ist dem Gemeinderat nicht bekannt.

Die Problemzone Fichtelbergs liegt nicht am Waldhotel. Sondern im Rathaus, im Amtszimmer des chronisch entscheidungsschwachen Bürgermeisters. Die Entscheidung zu den Brücken hätte Ritter am liebsten ans Landratsamt delegiert. Er lässt die Diskussionen im Gemeinderat laufen, setzt sich weder für die Wasserwacht, noch für eine private Investition ein. Und bescheidet dem Investor öffentlich, dass er und nicht die Gemeinde für die Erschließung zuständig ist. In Bischofsgrün würde einem Investor vom Schlage Deyerlings der rote Teppich ausgerollt, in Fichtelberg wird er wie ein lästiger Bittsteller behandelt.

Der abstruse Streit um die Brücken ist letztlich ein Sinnbild für das, was falsch läuft in Fichtelberg: Die Zukunft soll verriegelt und abgebrochen werden. Zukunftsstrategie? Fehlanzeige!

andreas.gewinner@nordbayerischer-kurier.de