1750 Seiten voller Mängel
Drei Bücher haben Stephan und seine Leuten vollgeschrieben. 1750 Seiten, auf denen alle Mängel des Festspielhauses aufgelistet sind. Längst nicht nur die an der Südfassade und den Außenmauern an den Gebäudeseiten, die bis Frühjahr 2016 gemacht sein sollen. Die größeren Aufgaben warten drinnen. Und die werden angepackt, wenn die Festspiele im nächsten Jahr vorbei sind.
Ein tiefer Eingriff in das Innenleben
„Wir werden an die Grundrisse ran müssen“, sagt Stephan. Weil es die Technik erfordert. Elektroinstallationen und EDV-Leitungen müssen nahezu komplett erneuert werden. Weil sie in die Jahre gekommen sind, weil immer mal wieder etwas dazu kam. Weil so ein funktionierendes, aber eben doch ein Provisorium entstand. Und weil all das den aktuellen Bauvorschriften nicht mehr entspricht. Das wird ein Spagat. Ein Eingriff, denn die Abläufe im Festspielhaus funktionieren. Und sie hängen von Räumen ab.
Die Akustik darf nicht leiden
Barrierefreiheit wird ein ebenso großes Thema. Das Haus ist voller Treppen. Voller Hindernisse für Menschen mit Handicap. Und man kann nicht einfach Sitzplätze im Zuschauerraum herausnehmen. Das würde die Akustik verändern. Das, was das Festspielhaus so einmalig macht. Sieben oder acht Jahre soll es dauern, bis das Festspielhaus komplett runderneuert ist. „Und dann für die nächsten 30 Jahre halten wird“, sagt Stephan. Übrigens: Was da alles zu machen ist, mag erschreckend klingen. Für ihn ist das nicht. „Gemessen an seinem Alter ist das Haus in einem guten Zustand“, sagt der Architekt. „Man merkt, dass es funktionieren musste. Dass es gepflegt wurde, wenn auch nicht immer mit den Mitteln, die wir heute als sachgerecht empfinden.“
30 Millionen: "Eine Größenordnung"
Dass man mit den 2,5 Millionen Euro für die Fassadensanierung hinkommen wird, das steht für Heinz-Dieter Sense außer Frage. Insgesamt sind 30 Millionen Euro für die Sanierung und Modernisierung des Festspielhauses vorgesehen. Ob das reichen wird? Sense nennt die Summe „eine Größenordnung. Genau wissen wir das im nächsten Frühjahr.“ Bis dahin soll feststehen, wie tief der Eingriff im Inneren sein muss. Die Gesamtkosten tragen der Bund und das Land mit jeweils zehn Millionen Euro, sowie die Gesellschaft der Freunde von Bayreuth mit 3,3 Millionen Euro. Den Rest teilen sich Stadt, Regierung von Oberfranken und die Oberfrankenstiftung.
Was niemand laut sagen möchte: Die 30 Millionen Euro sind nicht wirklich kalkuliert. Sie sind eine Schätzung anhand von Erfahrungswerten. Eine Summe, die notwendig war, um die Finanzierung hinzukriegen und mit dem Bau beginnen zu können. Gut möglich also, dass es teurer wird.
Was sonst noch ansteht auf dem Grünen Hügel
Gut möglich auch, dass das Festspielhaus nicht die einzige Baustelle oben auf dem Grünen Hügel bleiben wird. Unten im Rathaus geht man davon aus, dass die Festspiele Platz brauchen werden. In all den Jahrzehnten sind Nebengebäude hinzugekommen, sagt Sense. Hier ein Probenraum, dort ein Lagerraum. „Unorthodox“ nennt der kaufmännische Geschäftsführer das. „Das muss überdacht werden.“ Auch aus handfesten wirtschaftlichen Gründen. Die Lohnkosten werden steigen, sagt Sense. Also müssen die Festspiele effizienter werden. „Vielleicht wäre ein solches Projekt was Schönes für einen Architektenwettbewerb.“
Info: Das Festspielhaus wurde in den Jahren 1872 bis 1875 nach Entwürfen von Richard Wagner errichtet.
Mehr zum Thema:
Festspielhaus wird wieder eingerüstet
Sanierung des Festspielhauses beginnt