Baumgarten-Inszenierung verschwindet nach 2014 vorzeitig vom Spielplan Festspiele entsorgen „Tannhäuser"

Von Florian Zinnecker
Ungeliebt und abgesetzt: Die "Tannhäuser"-Inszenierung von Sebastian Baumgarten ist 2014 zum letzten Mal bei den Festspielen zu sehen. Foto: Bayreuther Festspiele Foto: red

Die Bayreuther Festspiele nehmen Sebastian Baumgartens „Tannhäuser"-Inszenierung vorzeitig vom Spielplan. Die Festspielleitung reagiert damit auch auf die anhaltend negativen Reaktionen von Presse und Publikum. Dafür ist „Lohengrin" in der Deutung von Hans Neuenfels ein Jahr länger zu sehen.

 
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Der Baumgarten-„Tannhäuser" steht 2014 zum letzten Mal auf dem Spielplan, bestätigt Peter Emmerich, Sprecher der Festspielleitung. Nach dem üblichen Fünf-Jahres-Rhythmus wäre die Produktion erst im Folgejahr abgespielt. Auch verkaufe sich der „Tannhäuser" gut, sagt Emmerich – „wen man sich die Reaktionen des Publikums ansieht, möchte ich fast sagen: verblüffenderweise". „Denn das ist in diesem Zusammenhang wichtig: Wir reden über ausverkaufte Vorstellungen."

Aber die beinahe einhellig negativen Reaktionen der Feuilletons und der Zuschauer blieben bei der Spielplangestaltung natürlich nicht außen vor. Die Inszenierung Sebastian Baumgartens spielt im Inneren einer Biogas-Anlage und wurde vor allem wegen konzeptioneller Schwächen kritisiert.

Zwar sind alle Vorstellungen ausverkauft, viele Plätze blieben aber leer – manche auch erst im zweiten und dritten Aufzug. „Das sind zwar einzelne Fälle", sagt Emmerich. „Aber natürlich wird das wahrgenommen." Kurz: Im Ansehen des Publikums habe sich diese Inszenierung „nicht so entwickelt, wie wir gehofft haben".

Anders der „Lohengrin": Diese Produktion sei „ein Renner". Insbesondere mit Annette Dasch und Klaus Florian Vogt in den Hauptpartien – die Produktion sei anfangs heftig umstrittengewesen, inzwischen werde sie sehr gemocht. „Ich würde es so ausdrücken: Sie wird in ihren Qualitäten erkannt." Das spiegele sich auch in der Kartennachfrage wider. „Die Auswahl der Stücke ist also eher eine Entscheidung für Lohengrin als gegen Tannhäuser", sagt Emmerich.

In der Saison 2014 ist der Spielplan der gleiche wie in diesem Jahr: Neben dem „Holländer", „Lohengrin" und „Tannhäuser" wird der „Ring des Nibelungen" in der Deutung Frank Castorfs zu sehen sein. Die Festspielsaison 2015 eröffnet mit „Tristan und Isolde" in einer Neuinszenierung von Katharina Wagner und Christian Thielemann am Pult; im Jahr darauf soll Jonathan Meese den „Parsifal" neu inszenieren (Musikalische Leitung: Andris Nelsons). Dass der „Lohengrin" vor allem deshalb den „Tannhäuser" ersetzt, um konservative Bayreuth-Besucher nicht zu sehr zu verschrecken, wollte Emmerich nicht bestätigen: „Würden wir uns rein nach den Reaktionen des Publikums richten, müssten wir unseren Spielplan komplett umkrempeln."