Festspiele: Reparieren reicht nicht

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Die Ostseite des Festspielhauses. Foto: Andreas Harbach Foto: red

Dieser Tage wird viel über die Kosten der Festspielhaus-Sanierung diskutiert. Noch weiß niemand, wie hoch sie tatsächlich ausfallen werden. Geschäftsführer Holger von Berg sagt zumindest, was gemacht werden muss.

 
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Schon Karl Valentin wusste: Kunst ist schön, macht aber auch viel Arbeit. Analog dazu könnte man schlussfolgern: Oper ist schön, kostet aber auch viel Geld. Letzteres wurde erneut ins Bewusstsein gerufen, als die oberfränkische CSU-Bundestagsabgeordnete Silke Launert am Wochenende mit Blick auf die Sanierung des Bayreuther Festspielhauses von einer „erheblichen Kostensteigerung“ gesprochen hat und damit in Bayreuth für viel Diskussionsstoff gesorgt hat.

Eine konkrete Summe hatte Launert bekanntlich nicht genannt. Was auch nicht möglich gewesen wäre, denn bislang haben die Gesellschafter ja auch noch nicht darüber entscheiden, was im Festspielhaus tatsächlich in Angriff genommen werden muss. Fest steht: Es geht ans Eingemachte. Geschäftsführer Holger von Berg sagt es im Gespräch mit dem Kurier so: „Unser Ziel ist es, am Ende ein betriebssicheres und genehmigungsfähiges Haus zu haben.“ Mit dem Reparieren sei man nun am Ende. „Irgendwann geht’s nicht mehr.“ Der Geschäftsführer stellt klar: Bei der bevorstehenden Sanierung gehe es nicht darum, goldene Wasserhähne einzubauen. „Es geht darum, am Ende der Sanierung des Hauses eine Situation zu haben, dass man außer den üblichen Schönheits- und Instandsetzungsreparaturen die nächsten 30 bis 40 Jahre nichts machen muss.“

Arbeitsstättenverordnung

So werden sich die Gesellschafter etwa ganz grundsätzlich Fragen zu stellen haben wie: Gibt es genügend Umkleidemöglichkeiten für Techniker? Gibt es genügend Sozialräume? Solche Punkte sind recht eindeutig in der sogenannten Arbeitsstättenverordnung geregelt. Da gibt es für Bayreuth keine Ausnahme.

Ein Bayreuth-spezifisches Problem stellt hingegen die Frage der Belüftung dar. Jeder, der bisweilen Aufführungen im Festspielhaus besucht, weiß um die bisweilen extrem hohen Temperaturen, die an manchen Tagen sowohl für die Musiker als auch für die Besucher die Zumutbarkeitsgrenze erreichen. Angeblich soll sogar einmal Christian Thielemann in einer „Walküre“-Aufführung im zweiten Akt das Tempo gegenüber dem ersten Akt zurückgenommen haben, um dadurch angesichts hochsommerlicher Temperaturen Druck aus dem Kessel zu nehmen.

Fragen zur Belüftung

Fraglos ein heikles Thema. Doch Holger von Berg bestätigt, dass über Fragen der Belüftung zu sprechen sein wird. „Da sind die Fachplaner dran zu überlegen, wie das geht, ohne dass sich die Akustik verändert.“ Dazu kommt, dass jeweils in den Pausen zumeist kühlende Luft von der Hinterseite der Bühne in den Zuschauerraum strömt. Man werde sich über Luftauslassöffnungen Gedanken machen. Was nicht ganz einfach ist. Denn: Ist der Auslass zu klein, könnte es möglicherweise pfeifen. Was wiederum einen sträflichen Kontrapunkt zu Wagners Musik darstellen würde und sich somit von selbst verbietet. Sichtbare Veränderungen indes wird es im Zuschauerraum nicht geben.

Ins Visier der Planer ist auch der einzigartige Orchestergraben geraten. Selbstredend verbieten sich auch hier Eingriffe, die den Klang verändern könnten. Zumindest aber macht man sich Gedanken über eine gute Beleuchtung für die Orchestermusiker, die freilich so ausfallen muss, dass kein Lichtstrahl aus dem mystischen Graben in den Zuschauerraum dringt. Ein weiterer Punkt, den die Gesellschafter zu beraten haben werden, ist die energetische Sanierung. Holger von Berg sagt es so: „In bestimmten Gängen hat man den Eindruck, man geht durch eine Sauna. Und in anderen Räumen fröstelt es einen.“ Das soll so nicht bleiben. Hier sollen energetische Maßnahmen für Abhilfe sorgen.

Sechs Rollstuhlplätze

Ein weiterer Punkt, der Bestandteil des Sanierungskonzeptes werden soll, ist die Schaffung von Rollstuhlplätzen. Bislang wird pro Aufführung höchstens ein Rollstuhlfahrer an der rechten Seite des Parketts in den Zuschauerraum gelassen. Die Geschäftsführung würde es für wünschenswert erachten, wenn es künftig sechs Rollstuhlplätze gäbe. Diese könnten laut Holger von Berg in einer Loge geschaffen werden. Der Vorteil zur jetzigen Situation: Man hätte dort auch Platz für die Begleiter. Die Plätze könnten dann mit Hilfe eines Aufzugs erreicht werden. Im Brandfalle würde die Rettung übers Anleitern erfolgen.

Eine weitere Veränderung ist im Kellerbereich des Festspielhauses geplant und wird somit für die Besucher kaum sichtbar sein. Wie bereits berichtet, sollen unterirdisch in dem Bereich zwischen Orchestergraben und Kantine, also östlich des Festspielhauses, technische Betriebsräume geschaffen werden.

Man wird also an vielen Stellen des Hauses anpacken müssen. Das hat die Anamnese durch das Architekturbüro Detlef Stephan ergeben. Spätestens zum nächsten großen Jubiläum auf dem Grünen Hügel soll alles fertig sein. Zum 150-jährigen Bestehen der Festspiele im Jahr 2026. Oder besser noch ein Jahr früher, wie Holger von Berg hofft.

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