Brigitte Merk-Erbe vertritt die Stadt in den Gremien der BF GmbH und ist zugleich (durch ihr Amt als Oberbürgermeisterin) Geschäftsführerin der Richard-Wagner-Stiftung – diese ist Eigentümerin des Festspielhauses und entscheidet laut eigener Satzung über die Festspielleitung. Faktisch entscheidet darüber aber die BF GmbH, indem sie das Festspielhaus bis 2040 von der Stiftung mietet (der Mietvertrag bis 2040 ist zwar beschlossen, aber von der Stiftung noch nicht unterschrieben) und ihre Geschäftsführer per Gesellschafterbeschluss berufen und abberufen kann – ohne Mitsprache der Stiftung, wie die neue GmbH-Satzung festlegt.
OB im Interessenkonflikt
Für Merk-Erbe bedeutet dies einen Interessenkonflikt: Trägt sie Mietvertrag und neue GmbH-Satzung mit, handelt sie im Sinne der Festspiele GmbH, muss aber aus den Reihen der Stiftung wegen Verstoßes gegen die Stiftungssatzung mit einer Strafanzeige rechnen – wegen Verdachts der Untreue. So heißt es aus Kreisen der Stifter. Handelt sie im Sinne der Stiftungssatzung, verärgert sie die Vertreter von Bund, Freistaat und der Gesellschaft der Freunde in den Gremien der BF-GmbH und gefährdet die Sanierung des Festspielhauses. So heißt es aus Hügel-Kreisen.
Inwieweit sie selbst die neue GmbH-Satzung mit der Satzung der Richard-Wagner-Stiftung für vereinbar hält und wie sie den drohenden Machtverlust Bayreuths in den Festspiel-Gremien beurteilt – dazu wollte Merk-Erbe gestern keine Stellungnahme abgeben.
Auch Regierungspräsident Wilhelm Wenning, der dem Vorstand der Richard-Wagner-Stiftung vorsitzt und zugleich in der Regierung von Oberfranken für die Stiftungsaufsicht zuständig ist, wollte nicht Stellung zu den Änderungen in der GmbH-Satzung beziehen – dem Vorstand seien die geplanten Änderungen bekannt, das Verfahren sei jedoch noch nicht abgeschlossen.
Auf Anfrage der Nachrichtenagentur dpa äußerte sich jedoch Toni Schmid, Ministerialdirigent im bayerischen Kunstministerium, der dem BF-Verwaltungsrat sowie dem Stiftungsrat der Richard-Wagner-Stiftung vorsitzt. Der neue Satzungsentwurf sei erst Anfang November in einer Sitzung Thema, sagte er. „Wir wollen abwarten, was dabei herauskommt.“