Der falsche Ort Festspielchefin zieht über Bayreuth her

Elmar Schatz
 Foto: red

Harte Worte von Katharina Wagner. Sie verfluche ihren Urgroßvater Richard Wagner täglich dafür, das Festspielhaus in der fränkischen Provinz gebaut zu haben, sagte sie.

 
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Die Festspielleiterin sagte dem „Spiegel“: „Ich sehe keinen Vorteil in der Abgelegenheit von Bayreuth. Alles ist so schwer zu erreichen.“ Dennoch könne sie sich vorstellen, ihren bis 2015 laufenden Vertrag als Festspielleiterin zu verlängern – zumindest „prinzipiell“. Das hänge allerdings davon ab, ob sie mehr Verwaltungspersonal zur Unterstützung bekomme. „Ich würde wieder antreten, gemeinsam mit meiner Schwester und mit einem kaufmännischen Geschäftsführer. Punkt.“

Die teils religiös anmutende Verehrung vieler Wagnerianer für Richard Wagner (1813–1883) sei ihr im Übrigen fremd, erklärte Katharina Wagner. „Dieses Verhalten finde ich merkwürdig. Wenn man das leben möchte, ist das in Ordnung. Ich bin nicht der Typ dafür.“ Katharina Wagner sagte: „Mir ist das Kultische an sich fremd. Ich habe auch keine Idole. Sänger, Regisseur oder Bundeskanzler sind für mich in erster Linie Berufe. Ein schlechter Notarzt kann mehr Unheil anrichten als ein schlechter Sänger, der einen falschen Ton singt.“

Die Bayreuther Oberbürgermeisterin Brigitte Merk-Erbe sagte auf Kurier-Nachfrage: „Ich habe das vollständige Interview gelesen und finde es sehr widersprüchlich. Ich weiß nicht, ob Frau Wagner hier gezielt provozieren wollte, um von anderen Dingen abzulenken.“

Merk-Erbe hob hervor: „Die Vorteile der Stadt Bayreuth hat Richard Wagner sehr wohl erkannt, sonst stünde sein Festspielhaus nicht hier.“ Und: „Im Übrigen halte ich es für seltsam, die Vorteile, die sich aus der Leitungsfunktion bei den Bayreuther Festspielen ergeben, nutzen zu wollen – und sich gleichzeitig jedoch über den Ort, an dem die Festspiele nun einmal stattfinden, so zu äußern. Ich finde das nicht in Ordnung.“


Einen ausführlichen Bericht lesen Sie in der Montagausgabe (16. Juli) des Kuriers.

Foto: pa