Staatsanwaltschaft ermittelt weiter im Zentrum
Fest steht indessen: Während die Orchestermusiker mit Anton Bruckners himmlischer Musik die recht irdischen Vorgänge im Zentrum für die Dauer von einer Stunde vergessen machen werden, ermittelt die Staatsanwaltschaft weiter. Da eine Vielzahl einzelner Daten überprüft werden muss, sei ein Ende der Ermittlungen noch nicht abzusehen, wie Oberstaatsanwalt Herbert Potzel am Dienstag im Gespräch mit dem Kurier sagte.
Noch immer ist nicht geklärt, wie die ehemalige Geschäftsführerin des Jugendkulturzentrums „Das Zentrum“ über zwei Jahre hinweg mutmaßlich 190 000 Euro veruntreuen konnte. Der Trägerverein hatte der Stadt Anfang des Jahres eine Mitschuld gegeben: Das Rechnungsprüfungsamt habe auch nichts bemerkt. Aber hätte das Amt die Chance dazu gehabt? Nein, heißt es aus dem Rathaus, wo man entscheidende Versäumnisse beim Verein sieht.
Stadt bestreitet Mitschuld
Das Rechnungsprüfungsamt prüfe beim Zentrum gar nicht die kompletten Bücher, teilte die Stadtverwaltung auf Kurier-Anfrage mit. Man prüfe, „ob die an das Zentrum ausgereichten Zuschüsse ordnungsgemäß verwendet wurden“, heißt es in der schriftlichen Antwort. Die Stadt listet auf, was geprüft werde: laufende Betriebskosten für das Gebäude, Kosten für den Bauunterhalt, Zuschuss für die Vergütung der Geschäftsführung, des Sekretärs, eines Auszubildenden und einer weiteren Mitarbeiterin.
Die vorgelegten Belege aus dem Jahr 2015 seien unauffällig, sagt die Stadtverwaltung. Anfang des Jahres 2018 habe der Jahresabschluss für 2016 noch nicht vorgelegen – „trotz mehrfacher Nachfrage“, wie die Stadtverwaltung betont. Darüber hinaus schaut sich das Rechnungsprüfungsamt noch die Abrechnung des deutsch-französischen Forums junger Kunst an, weil die Stadt auch hier einen Zuschuss gibt.
Stadtverwaltung muss lange auf Zahlen aus dem Zentrum warten
Ob die mutmaßlich veruntreuten Gelder auch in einen der von der Stadt genannten Prüfbereich fallen und die Stadt etwas hätte bemerken können, werden die laufenden Ermittlungen ergeben müssen. Die Stadtverwaltung sagt: Nein. Denn zum Zeitpunkt, als die mutmaßliche Veruntreuung aufflog und die Geschäftsführerin fristlos gekündigt wurde, hätten die bei der Stadt bis dahin vorgelegten Belege „keinen Anlass zur Beanstandung“ ergeben.
Welchen Sprengstoff die Bücher des Zentrums noch bergen, könnte in diesen Wochen klarer werden. Denn bis Ende des Monats müsse der Jahresabschluss 2017 bei der Stadt vorliegen.