Unternehmen fordert Ausgleich für Einbußen Fernbus-Druck: Agilis-Linien bedroht?

Von Jürgen Umlauft
Agilis-Züge auf dem Bayreuther Hauptbahnhof: Steigt das Unternehmen aus dem Regionalverkehr in Oberfranken aus? Foto: Ronald Wittek Foto: red

Die Fahrgäste steigen in die billigen Fernbusse - muss das Bahn-Unternehmen Agilis deshalb Regionalstrecken rund um Bayreuth aufgeben? Laut "Süddeutsche Zeitung" gibt es bei Agilis Überlegungen, den Fahrbetrieb zumindest teilweise einzustellen, sollte die staatliche Bayerische Eisenbahngesellschaft (BEG) als Besteller des Regionalverkehrs auf der Schiene nicht für einen adäquaten finanziellen Ausgleich sorgen.

 
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Agilis - das Unternehmen betreibt in Oberfranken unter anderem die Verbindungen Hof-Marktredwitz-Bayreuth, Bayreuth-Weidenberg, Bayreuth-Kulmbach-Bad Rodach und Bad Steben-Hof-Neuenmarkt/Wirsberg - wies dies auf Anfrage als "verzerrte Darstellung" zurück.

Die SZ berief sich bei ihrer Meldung auf ein Schreiben der Agilis-Geschäftsführerung an rund 60 Kommunal- und Landespolitiker im Freistaat. Darin hieß es, dass die Einbußen durch die Fernbusse, die laut Gesetz eigentlich nicht in Konkurrenz zu Regionalverkehrslinien treten dürfen, "mit nicht kalkulierbaren Folgen für die Erfüllung der Verkehrsverträge" einhergingen.

"Keinesfalls mit Einstellung gedroht"

Agilis bestätigte die Existenz des Schreibens, betonte allerdings, man habe darin "keinesfalls mit der Einstellung des Bahnverkehrs gedroht". Tatsache sei aber, erklärte ein Unternehmenssprecher, dass es bei einem dauerhaften Ungleichgewicht von Einnahmen und Ausgaben "zu einem Problem kommen könnte". Die möglichen Folgen ließ er offen. "Es besteht aber keine unmittelbare zeitliche Gefahr, dass etwas aus dem Ruder läuft."

Seit Monaten Gespräch über einen Ausgleich

Nach Auskunft des Sprechers befindet sich Agilis "seit vielen Monaten" in Verhandlungen mit der BEG über einen Ausgleich der negativen Fernbuseffekte. Auch diese Woche würden hierzu wieder Gespräche geführt.

Bis zu 38 Millionen Euro Belastung für Agilis

Die von Agilis vorgeschlagene Lösung durch ein "kurzes und kostengünstiges Schiedsgerichtsverfahren" werde von der BEG bisher abgelehnt. Stattdessen werde auf den langwierigen und teuren Rechtsweg verwiesen.

"Auf diese Weise wird eine faire Lösung für Agilis auf die lange Bank geschoben", erklärte der Sprecher. Die Folge sei eine "unvertretbare Liqiditätsbelastung" des Unternehmens. Die Rede ist von bis zu 38 Millionen Euro bis zum Vertragsende 2024.

Fernbusse bei Verträgen nicht berücksichtigt

Als die Verkehrsverträge mit der BEG vor acht bis zehn Jahren abgeschlossen worden seien, habe man die Zulassung des Fernbusverkehrs noch nicht absehen können, ergänzte der Agilis. Deshalb müsse nachverhandelt werden. In anderen Ländern würden diese Veränderungen in neue Verträge bereits "eingepreist".

Agilis ist bereits das zweite Verkehrsunternehmen im Freistaat, das die Konkurrenz der Fernbusse auf Regionalstrecken offen beklagt. Vor genau einem Jahr berichtete der Chef von DB Regio Bayern, Hansrüdiger Fritz, von busbedingten Fahrgastrückgängen unter anderem auf den Verbindungen Regensburg-Hof und Nürnberg-Bayreuth-Hof.

Warnung vor Einstellung von Linien schon vor einem Jahr

Die Verluste für den Schienenregionalverkehr im Freistaat bezifferte er auf 13 Millionen Euro jährlich bei steigender Tendenz. Werde diese Entwicklung nicht gestoppt, stehe zu befürchten, dass manche Angebote auf der Schiene nicht mehr zu halten seien, warnte Fritz damals und verwies auf offenbar politisch gewollte Wettbewerbsvorteile für die Fernbusse.

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