Thema Fußgängerzone: Bäckermeister Roland Herzog mit der Situation in der Innenstadt nicht zufrieden Fehler in der Stadtentwicklung?

Von Klaus Trenz
 Foto: red

Als Bäckermeister Roland Herzog vor 18 Jahren die Bäckerei Sachs mit Café übernahm und das Anwesen kaufte, tat er das mit viel Optimismus und Engagement. Das Engagement ist geblieben, aber die Zuversicht hat arg gelitten. Die jüngste Diskussion um eine Fußgängerzone lässt bei ihm – der auch sonst kaum ein Blatt vor den Mund nimmt – das Fass überlaufen. Für ihn sind in Sachen Stadtentwicklung in den vergangenen Jahren zu viele Fehler gemacht worden, zum Nachteil des Einzelhandels in der Innenstadt.

 
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Eine Fußgängerzone, auch zeitlich begrenzt, wäre für ihn ein weiterer Schlag. Er hält nichts von der Idee. Insbesondere, „dass sich Leute in die Diskussion einmischen, die gar nicht in der Hauptstraße wohnen“, bringt ihn auf die Palme: „Wir“ – und damit meint er alle Anwohner und Gewerbetreibenden in der Innenstadt – „müssen hier leben und arbeiten“.

„Meine Frau Simone und ich haben vor 18 Jahren alles Geld zusammengekratzt und das Anwesen auf Rentenpacht gekauft“, erzählt Herzog. „Zu dieser Zeit war die Innenstadt in Ordnung, es gab keine Leerstände. Wir glaubten unseren Traum verwirklichen zu können, aber der ist zerstört worden“.Für Herzog nach und nach innerhalb von zwei Jahrzehnten. Vor dem Bau des ersten Einkaufszentrums in der Nürnberger Straße sei in der Innenstadt Leben gewesen. Vor allem nach dem Bau des zweiten Einkaufszentrums und nach der Abwanderung von Aldi, der damals noch neben dem Bürgerzentrum verkaufte, „ist das Leben weg“. Gleichzeitig sei mit dem Bau des Einkaufszentrums die Innenstadt saniert worden. „Das war nicht falsch“, sagt Herzog, „aber es war ein langwieriger Prozess“.

Thema Bushalteverbote

Und er hätte einiges anders gemacht. Zum Beispiel die Bushalteverbote: Davor habe er im seinem Café öfter 40 bis 50 Gäste gehabt,. die mit Bussen angereist sind. Die Freizeitbusse würden jetzt die Innenstadt meiden, weil sie weder halten noch innenstadtnah parken könnten. Oder das Beispiel Lieferverkehr: Die Stadt müsse dafür sorgen, dass die Geschäfte ordentlich angeliefert werden können. Die Boller vor dem neuen Rathaus sind Herzog zu nahe an der Straße. Eine Stunde maximale Parkzeit in der Innenstadt zu wenig. „Wenn man beispielsweise in Ruhe Mittagessen will, dann schafft man das in einer Stunde vielleicht bei McDonalds, aber kaum in einer Wirtschaft“.

Was ihn noch ärgert, sind Veranstaltungen in der Innenstadt, bei denen für den Durchgangsverkehr gesperrt wird. Damit meint er nicht das Marktplatzfest oder das Weinfest: „Die sind gut für die Gastronomie“. Aber solche Veranstaltungen wie an Halloween sind ihm ein Dorn im Auge. „Das bringt uns Gewerbetreibenden nichts, das schadet uns“. Man sollte sich in dieser Hinsicht genau überlegen, was für den Einzelhandel in der Innenstadt von Vorteil und von Nachteil ist.

Stadtentwicklungskonzept

Mit dem Gedanken aus dem Rathaus im Rahmen des integrierten Stadtentwicklungskonzepts (ISEK) , die Möblierung der gastronomischen Außenbereiche zu vereinheitlichen, kann Herzog sich nicht einmal im Ansatz anfreunden. „Das ist ein Einheitsbrei“, sagt er: „Das Erlebnis beim Einkaufen macht doch die Vielfalt, Einheitliches bringt keinen Anreiz“. Außerdem: „Wir leben doch hier und zwar 24 Stunden am Tag und uns muss es auch gefallen.“ Herzog schimpft nicht nur, er hat auch Verbesserungsvorschläge: Die Touristinfo könnte am Wochenende, an einen Gastronomen delegiert werden. Hinweistafeln unten an der Nürnberger beziehungsweise Bayreuther Straße könnten auf die Gastronomie in der Innenstadt verweisen und ein Wohnmobilstellplatz in Stadtnähe würde Kunden bringen.

Für das geplante Einkaufscenter an der Badstraße hat er eine ganz andere Idee. Die Vision von einem Erlebniscenter, mit kleinen aneinandergereihten Geschäften und einem parkähnlichen Platz mit Anlieferungsmöglichkeiten. „Dort kann man eine Fußgängerzone machen, das macht Sinn.“ Sein Geschäft hatte mal „die allerbeste Lage, aber jetzt kommen keine Kunden mehr“. Herzogs Pläne sind vorerst in weite Ferne gerückt. „Wir wollten das Anwesen eigentlich verkaufen und wegziehen. Das war unsere Altersvorsorge“.

Potenzielle Käufer hätten aber bis dato immer abgewinkt, aus den Gründen, die er anprangert: „Die Einkaufscenter, die schlechte Parkplatzsituation, zu viele Veranstaltungen in der Innenstadt.“ Als damals das erste Einkaufszentrum gebaut wurde, habe Altbürgermeister Manfred Thümmler gesagt, dass die Einzelhändler sich Lücken suchen sollen, so Herzog: „Und was bin ich jetzt? Ein Lückenbüßer.“

Position des Arbeitskreises

Der Händlerarbeitskreis Unser Pegnitz hat sich vor und vier Wochen mit dem Thema Fußgängerzone auseinandergesetzt, ohne aber zum jetzigen Zeitpunkt eine öffentliche Meinung abgeben zu wollen. Man sammle jetzt die Stellungnahmen der Mitglieder. „Wir wollen auf jeden Fall unseren Standpunkt deutlich machen und ihn auch gegenüber der Stadt beziehungsweise den Planern erklären“, so die Sprecherin Christina Wellhöfer. Nichtmitglieder des Arbeitskreises empfiehlt sie, ihre Meinungen direkt an die Stadt zu richten. Der weiteren ISEK-Idee – den Straßencafés und der Innenstadtmöblierung ein einheitliches Bild zu geben – steht sie positiv gegenüber. „Das heißt nicht, dass es überall gleich sein muss, sondern eben ansprechend.

 Es soll von den ISEK-Planern ein Konzept erstellt werden, „mit dem man sich dann auseinandersetzen kann“. Eine Stunde Parkzeit zu wenig? Nicht für Wellhöfer: „Das hat sich bewährt.“ Es sei wichtig gewesen, denjenigen, die durch die Stadt fahren Parkplätze anbieten zu können. „und je höher die Fluktuation ist, desto mehr bekommen einen Platz“. Veranstaltungen hält Wellhöfer nach wie vor wichtig. "Sie sind da, um die Attraktivität der Innenstadt zu steigern, sie zu stärken - das ist Sinn und Zweck der Sache.“ Mehr in der Kasse habe man nach den Veranstaltungen kaum, aber immerhin „kommen die Leute rein und können die Geschäfte entdecken“. ⋌