Pressath Faurecia: Mitarbeiter pfeifen Manager aus

Von Udo Fürst
Faurecia-Manager Helmut Freiermuth (links) musste sich vielen kritischen Fragen der Beschäftigten stellen. Foto: Udo Fürst Foto: red

Dass das Werk des Autozulieferers Faurecia in Trabitz geschlossen wird, ist mittlerweile klar. Gestern ließen viele der 290 Mitarbeiter ihren Ärger an Managern des französischen Unternehmens aus, die zu einem Runden Tisch nach Pressath gekommen waren. Genützt hat es wohl nicht viel – vorerst.

 
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Damit hatten die Faurecia-Manager wohl nicht gerechnet: Auf dem Weg zum Runden Tisch, zu dem der CSU-Bundestagsabgeordnete Albert Rupprecht in einen Gasthof nahe Pressath geladen hatte, empfing sie ein gellendes Pfeifkonzert der gut hundert Fahnen, Transparente und Plakate schwenkenden Mitarbeiter des französischen Automobilzulieferers, der zum Jahresende sein Werk in Trabitz schließen will. Dadurch gehen 290 Arbeitsplätze in der Region verloren. Klar wurde an diesem Mittwoch: Der Weg zu der von Arbeitnehmerseite angestrebten, von Faurecia mitfinanzierten Transfergesellschaft für die Arbeitnehmer ist noch weit.

Dürftige Aufklärung

Faurecia-Manager Helmut Freiermuth hatte vor Wochen die Schließung mit „dürren Worten“ (Betriebsratsvorsitzender Karl Boemmel) verkündet und war gestern zusammen mit Frank Oppenländer von der Faurecia-Personalabteilung und Rechtsanwalt Thomas Mentzel gekommen. Dabei musste er sich vielen kritischen Fragen der frustrierten Faurecia-Mitarbeiter stellen, ehe er sich ins schützende Gemäuer des Gasthofs zurückziehen konnte. Albert Rupprecht hatte zuvor betont, dass die Beschäftigten ein Recht auf Aufklärung hätten. Diese Aufklärung aber fiel ebenso dürftig aus wie vor Wochenfrist. Mangelnde Aufträge und dadurch bedingte betriebswirtschaftliche Zwänge hätten das Unternehmen zu diesem unpopulären Schritt gezwungen. „Wir haben sie nicht angelogen und wir werden hoffentlich gemeinsam an einer möglichst sozialverträglichen Lösung arbeiten“, versuchte Freiermuth die Wogen zu glätten.

"Absichtlich an die Wand gefahren"

„Jetzt werden sie in Tschechien produzieren und dann wollen sie ihre Waren in Deutschland verkaufen“, rief Mitarbeiter Karlheinz Walberer dem Manager zu. Und seine Kollegin Daniela Held bekam viel Applaus, als sie dem Unternehmen vorwarf, das Werk Trabitz absichtlich an die Wand gefahren zu haben. „Sie haben die besten Leute jahrelang in andere Werke versetzt und so Trabitz scheibchenweise abgesägt.“ Auch auf Udo Fechtners (2. Bevollmächtigter der IG Metall) Einwurf, dass von Firmenseite nie auch nur ein Wort des Dankes für die Beschäftigten gekommen sei, blieb Freiermuth zurückhaltend: „Natürlich hat die Belegschaft Treue gezeigt. Es war auch keine angenehme Entscheidung für uns.“

Ernüchterndes Fazit

Nach dem Treffen mit Rupprecht, den Faurecia-Managern, Tanja Elting vom bayerischen Arbeitsministerium, Landrat Andreas Meier, Weidens Arbeitsagentur-Chef Thomas Würdinger und als Vertreter von Bundestagsabgeordnetem Uli Grötsch dessen Büroleiter Dominik Brütting zog Fechtner ein ernüchterndes Fazit: „Der Berg kreißte und gebar eine Maus.“ Dass die Arbeitnehmervertreter überhaupt von Beginn an dabei sein konnten, war wohl einem Versehen zu verdanken: Betriebsratsvorsitzender Karl Boemmel war für 13 Uhr geladen, Fechtner hatte aus Versehen bereits für 11.30 Uhr eine Einladung erhalten.

Forderungen für Transferghesellschaft

In der Verhandlung ging es um die finanzielle Ausstattung und die Laufzeit der angestrebten Transfergesellschaft. Die Arbeitnehmer fordern zwölf Monate. Für ledige Mitarbeiter soll es zudem 80 Prozent des bisherigen Lohns geben, für verheiratete 87 Prozent. 60 beziehungsweise 67 Prozent davon trägt die Arbeitsagentur, den Rest soll Faurecia beisteuern. Besonderen Wert legen die Arbeitnehmervertreter zudem auf die Weiterbildung in der Gesellschaft. Die soll den Arbeitnehmern den Weg zur neuen Stelle ebnen. Deshalb müsse Faurecia pro Beschäftigtem 2500 Euro bereitstellen.

Geringe Erwartungen

„Dazu ist Faurecia derzeit nicht bereit“, sagte Fechtner nach dem Treffen gegenüber dem Kurier. Man sei zwar nicht mit allzu großen Erwartungen in das Gespräch gegangen, sei aber dennoch enttäuscht. „Nun gilt es, in direkten Verhandlungen mit der Firmenleitung das Beste herauszuholen“, gab sich der Gewerkschafter kämpferisch. Die nächsten Gespräche seien bereits vereinbart, und wenn sich Faurecia dort nicht kompromissbereit zeige, gebe es auch noch andere Möglichkeiten, schloss Fechtner Arbeitskampfmaßnahmen nicht aus.

Sozialplan existiert bereits

Demgegenüber zog MdB Rupprecht ein positives Resümee des Runden Tischs: „Es freut mich sehr, dass die Geschäftsführung der Faurecia und die Arbeitnehmervertreter nun in offene und konstruktive Gespräche über sozialverträgliche Lösungen eintreten werden. Ein Sozialplan existiert bereits. Es zeigt sich mal wieder, wie wichtig es ist, alle Personen an einem Tisch zu versammeln und gemeinsam die Probleme zu erörtern“, beschreibt Rupprecht die Veranstaltung. „Für die Mitarbeiter von Faurecia bleibt die Kündigung natürlich trotzdem ein herber Schlag.“

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