Schließung des Trabitzer Faurecia-Werks ist nicht mehr abzuwenden Faurecia: Hoffen auf Transfergesellschaft

Von Udo Fürst
Am Jahresende gehen bei Faurecia in Trabitz die Lichter aus. Foto: Archiv/Ronald Wittek Foto: red

Es gibt keine Hoffnung auf eine Zukunft des Faurecia-Werks in Trabitz. Das wurde am Mittwoch bei einer Zusammenkunft von Belegschaft, Gewerkschaft und Politik deutlich.

 
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Die Hoffnungen der knapp 300 Mitarbeiter liegen nun in der Gründung einer Transfergesellschaft. Darauf wolle man sich konzentrieren, um für die Beschäftigten des Autozulieferers zumindest die „zweitbeste“ Lösung zu erreichen, sagte der 2. Bevollmächtigte der IG Metall, Udo Fechtner. Wie berichtet, schließt das französische Unternehmen Faurecia sein Werk bei Pressath zum Jahresende.

Arbeitnehmervertreter wollen kämpfen

Fechter hielt gestern vor gut 100 Faurecia-Mitarbeitern, dem Bundestagsabgeordnetem Uli Grötsch, der Landtagsabgeordneten Annette Karl (beide SPD), Landrat Andreas Meier (CSU) und fast allen Bürgermeistern der Region eine kämpferische Rede, warf Faurecia erneut Gewissen- und Skrupellosigkeit vor und versprach, sich mit allen Mitteln für die Arbeitnehmer einzusetzen. „Wir wissen, dass es keinen Rechtsanspruch auf eine Transfergesellschaft gibt, aber wir werden alles dafür tun, dass wir sie durchsetzen.“ Dabei gehe es in erster Linie darum, ältere Kollegen vor der Arbeitslosigkeit zu schützen und jüngere Beschäftigte zu qualifizieren, damit sie bessere Chancen auf dem Arbeitsmarkt hätten. In einer Transfergesellschaft bekommen die Beschäftigten 60 beziehungsweise 67 Prozent ihres Lohns. Ob und wie viel die Firma dann noch drauflege, sei Verhandlungssache, sagte Fechtner. „Und wir werden kämpfen. Das kann ich versprechen“, sagte auch Betriebsratsvorsitzender Karl Boemmel.

Frage nach Altlasten

Landrat Meier, der die Werksschließung als Katastrophe für die ganze Region bezeichnete, versprach, sich bei anderen Firmen im Landkreis um alternative Arbeitsplätze zu kümmern. Geklärt werden müsse auch die Frage der Altlasten auf dem Faurecia-Firmengelände. „Dass hier was zurückbleibt, ist ziemlich sicher.“ Hinsichtlich der Neuansiedlung eines Unternehmens sind sowohl Meier als auch Trabitz’ Bürgermeisterin Carmen Pepiuk (CSU) pessimistisch. „Eine Firma baut neu und sucht sich einen Standort in Autobahnnähe“, so der Landrat.

Wirtschaftsminister Gabriel einschalten

„Ganz oben anklopfen“ will Uli Grötsch. Er werde nächste Woche Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel bitten, wegen der Beteiligung an der Transfergesellschaft mit seinem französischen Amtskollegen zu reden. „Der französische Staat ist am Konzern, zu dem Faurecia gehört, beteiligt und erfahrungsgemäß hören die Unternehmen dort auf die Politik.“ Annette Karl forderte, dass auch der Freistaat den Druck auf Faurecia erhöhen müsse. „Es kann nicht sein, dass der Ministerpräsident den Personalabbau bei Siemens in Ruhstorf zur Chefsache macht, aber für Trabitz keinen Finger rührt.“ Außerdem solle die „Invest in Bavaria“ tätig werden. Dabei handelt es sich um die Ansiedlungsagentur des Freistaats. Sie unterstützt seit 1999 Unternehmen aus dem In- und Ausland dabei, einen Standort in Bayern aufzubauen oder zu erweitern.

Runder Tisch

Bürgermeisterin Carmen Pepiuk hat einen runden Tisch angeregt, der sich Mitte Mai zum ersten Mal treffen soll. Daran beteiligen werden sich neben MdB Albert Rupprecht (CSU) und MdL Tobias Reiß (CSU) auch Vertreter von IHK, Handwerkskammer, Wirtschafts- und Sozialministerium, Arbeitnehmer, IG Metall und Arbeitgeber. „Wir können nur gemeinsam etwas erreichen“, sagte Pepiuk.

Auswirkungen auf die ganze Region im Umkreis von 25 Kilometern befürchtet Betriebsratsvorsitzender Karl Boemmel. „Es sind ja nicht allein die Leute, die dann auf der Straße stehen. Da hängen ja auch der Bäcker, der Metzger und viele kleine Handwerksbetriebe dran.“

Vor der Versammlung hatten sich mehr als 100 Beschäftigte, Ehemalige, Bürger und Angehörige anderer Betriebe vor dem Werkstor versammelt und mit Transparenten, Plakaten und Trillerpfeifen gegen die Verantwortlichen der Firma demonstriert.