Stadtwerke betreiben neues Geschäftsfeld ab 1. Januar - Künftig auch Mehrheit am Netz Fast 4000 neue Stromkunden

Von Peter Engelbrecht

In Kulmbach wird ab dem 1. Januar 2017 quasi ein neues Energiezeitalter anbrechen. Die Stadtwerke werden ab diesem Zeitpunkt Strom verkaufen und von der Bayernwerk AG die Mehrheit am Stromnetz übernehmen. Die Stadtwerke konnten fast 4000 neue Kunden in Stadt und Landkreis gewinnen, das "übertraf unsere kühnsten Träume", berichtet Werkleiter Stephan Pröschold.

 
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Der Stadtrat hatte im April 2015 beschlossen, ab 1. Januar 51 Prozent des Netzes zu übernehmen. Dazu wurde die "Stromnetz Kulmbach GmbH & Co KG" gegründet, die das Elektrizitätsverteilnetz im Stadtgebiet Kulmbach betreiben wird. Der restliche Anteil wird vom Bayernwerk getragen. Die Gesellschaft hat ihren Sitz im Betriebsgebäude der Stadtwerke. Die Zusammenarbeit im Bereich Stromversorgung bietet den Stadtwerken die Möglichkeit, einen eigenen Stromvertrieb aufzubauen. Entsprechende Angebote werden seit Mitte des Jahres unterbreitet.

Der Kaufpreis für die 51-prozentige Beteiligung an der neuen Netzgesellschaft betrug 2,8 Millionen Euro. Nach zehn Jahren ist eine Aufstockung der Anteile auf 74,9 Prozent, nach 20 Jahren die vollständige Übernahme möglich. 

Direkter Kontakt statt Callcenter

Die Vielzahl neuer Stromkunden bezeichnet Pröschold als "sehr großen Erfolg". Der lokale Bezug komme gut an, es gebe in Kulmbach feste Ansprechpartner, kein Callcenter. "Kaufkraft und Gewinne bleiben in der Region", nennt er die Vorteile. Auch Oberbürgermeister Henry Schramm hebt  die Kundennähe hervor. "'Die Leute haben ein gutes Gefühl, können direkt zu den  Stadtwerken kommen", sagt er. Schramm spricht von einem "Trend zur Nähe". Nach der Versorgung mit Gas und Wasser komme nun auch der Strom hinzu. Von möglichen Gewinnen will Schramm derzeit noch nicht sprechen. Erst einmal müssten die Kredite, die für die Beteiligung an der neuen Netzgesellschaft aufgenommen wurden, zurückgezahlt werden.

7,14 Rendite garantiert

Die Vorgaben sind nicht schlecht: Die Bundesnetzagentur hat einheitlich für die Stromnetzbetreiber einen aktuellen Eigenkapitalzinssatz für Altanlagen von 7,14 Prozent vor Körperschaftssteuer festgelegt. Ab der nächsten Regulierungsperiode im Jahr 2019 wird der entsprechende Zinssatz 5,12 Prozent vor Körperschaftssteuer betragen. Damit sollen "attraktive Investitionsbedingungen" in die Netze geschaffen werden, teilt die Bundesnetzagentur mit. Die zugesagte Verzinsung sei "angemessen", höhere Eigenkapitalrenditen wären den Stromverbrauchern "nicht vermittelbar".

Mit dem Netz Geld verdienen

Der Verband Kommunaler Unternehmen spricht bei der Übernahme der Stromversorgung durch Kommunen von einem deutschlandweiten Trend. "Viele Gemeinden bringen die Energieversorgung wieder unter ihre Regie. Sie wollen ähnliche Gewinne erzielen, wie private Stromversorger bisher", sagt Gunnar Braun, Geschäftsführer der Landesgruppe Bayern. Natürlich müsse ein Stromnetz instand gehalten werden, aber ein kommunales Unternehmen könne damit Geld verdienen. "Die Erträge kommen den Kommunen, und damit den Bürgern zugute", betont Braun.

Keine generelle Aussage zum Thema wollte der Bayerische Städtetag in München treffen. Entscheidend seien der Netzzustand und die dazugehörige Technik, erläutert Pressesprecher Achim Sing. Von außen könne man schwer etwas dazu sagen, die Situation müsse vor Ort geprüft werden.

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